Der FC Bayer präsentierte sich so souverän wie lange nicht, doch sein Manager erstickte aufkommende Begeisterung noch vor der nächtlichen Rückreise aus Moskau. "Es macht keinen Sinn, jetzt in Euphorie zu verfallen, sondern nach Hause zu fliegen und auf die Tabelle zu schauen: Vier Punkte, okay, basta", verkündete Uli Hoeneß überraschend defensiv nach dem 3:1-Sieg des Champions-League-Siegers bei Spartak Moskau.
Alle Tagesspiegel-Artikel vom 26.09.2001
Als Heinrich Köberle vor sechs Jahren das Ziel des Berlin-Marathons erreichte, waren die schnellsten Rollstuhlfahrer schon eine Stunde lang im Ziel. Dennoch hatte Heinrich Köberle gewonnen.
Der Hamburger SV verhandelt mit Kurt Jara über ein Trainer-Engagement, müsste aber bei der Verpflichtung des Österreichiers noch einmal viel Geld investieren. Nach der Abfindung von 4,1 Millionen Mark (2,1 Mio Euro) für den entlassenen Frank Pagelsdorf soll die Ablöse für Jara ebenfalls vier Millionen Mark kosten.
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) rechnet nach den Terroranschlägen in den USA nicht mit einer weltweiten Rezession. Die Staatengemeinschaft werde diese "gefährliche Situation" meistern, sagte Schröder am Mittwoch in der Generalaussprache zum Haushalt 2002 vor dem Bundestag.
Die Atmosphäre war wie erwartet: aufgeheizt. Das lag am Thema: geschönte Zahlen, Fehlbuchungen, ungeordnete Buchhaltung, unerwartet hohe Defizite, mangelnde Kontrollen.
Es ist dieses Gefühl der Ohnmacht, das sich allmählich ausbreitet. Das alle Sinne erfasst.
Klaus Toppmöller scheint gelungen, was kein Christoph Daum und erst Recht kein Berti Vogts schafften: den Profis von Bayer Leverkusen Siegermentalität einzuimpfen. Der Trainer versteht es offenbar, die Spieler stark zu reden auch ohne psychologischen Hokuspokus mit Steinadler und Meisterschale wie einst in seinem Frankfurter Lehrjahr.
Der Kalte Krieg sei vorbei, sagte der russische Präsident Wladimir Putin in seiner Rede vor dem Bundestag. Und machte dies am Mittwoch noch einmal deutlich, indem er Gesprächsbereitschaft über einen möglichen Nato-Beitritt Russlands signalisierte.
Ein Reisebus mit 31 Berlinern an Bord ist am Mittwoch auf der Autobahn A 9 Berlin-Nürnberg in Thüringen verunglückt. Der Bus war auf den Anhänger eines Lastwagens aufgefahren.
Wladimir Putins Rede vor dem Bundestag hat deutsche und hier lebende russische Intellektuelle beeindruckt. Putin erscheine ihm "ein gutes Stück moderner als viele westliche Regierungschefs", sagt der Russland-Experte und Professor an der Freien Universität, Klaus Seghbers.
Eine neue, umweltfreundlichere Beerdigungsmethode stellt die schwedische Ökologin Susanne Wiigh-Masak im britischen Wissenschaftsjournal "New Scientist" vor. Dabei wird der Leichnam gefriergetrocknet und anschließend zu einem Pulver verarbeitet.
Trotz anhaltender Wirtschaftskrise in Asien und gesunkenem Konsumentenvertrauen nach den Terroranschlägen hält die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an ihren Investitionsprojekten in der Pazifikregion fest. Dies sagte Vorstandssprecher Hans Reich zur Eröffnung der zweitägigen Konferenz "Infrastrukturinvestitionen und Armutsminderung in Asien" in Berlin.
Nach dem Versicherungsnotstand in der Luftfahrtindustrie drohen auch anderen Branchen drastische Prämienerhöhungen. Willi Suter, Chef der auf Industrieversicherung spezialisierten XL Winterthur, sagte auf einer Tagung des Deutschen Versicherungs-Schutzverbandes (DVS), die Rückversicherer zögen sich auch aus Chemie und Pharma zurück.
Palästinenserpräsident Jassir Arafat und Israels Außenminister Schimon Peres haben sich auf gemeinsame Anstrengungen zur Absicherung des Waffenstillstandes verständigt. Ziel sei eine "spürbare Entspannung", damit die politischen Verhandlungen wieder aufgenommen werden können.
Im großen Festzelt neben dem Olympiastadion ist die Stimmung so, wie sie zuletzt am vergangenen Wahlsonntag in Hamburg bei der SPD gewesen sein muss. Sieger feiern anders.
Aus Sicht der USA ist die Nato nur einer ihrer möglichen Koalitionspartner im Kampf gegen den Terrorismus. Der stellvertretende US-amerikanische Verteidigungsminister Paul Wolfowitz informierte die übrigen 18 Verteidigungsminister der Nato bei ihrem informellen Treffen in Brüssel am Mittwoch über das amerikanische Konzept zur Terrorismusbekämpfung.
Das Wachbataillon stand mit brennenden Fackeln längs der Auffahrt zum Schloss Bellevue, dazu spielte das Musikcorps festliche Märsche, während die Limousinen mit den 178 handverlesenen Gästen zum Staatsbankett für Wladimir Putin langsam über das Kopfsteinpflaster rollten. Die Choreographie für diesen Abend stand zwar schon lange fest, bevor alle Perspektiven neu zurechtgerückt wurden.
Extremsaxofonist Mats Gustafsson röhrt im Podewil beim "x-tract-Chicago"-Festival mit dem Stimmakrobaten Jaab Blonk um die Wette. Der Schwede drückt die Sounds an ihre Ränder, vom leisen Klappern und Rascheln bis zu urgewaltigen Ausbrüchen, als würde das Horn explodieren, während Blonk gurgelt, schmatzt und schreit.
Musik-Theater einer unbekannten Dimension: Das Théâtre de Complicité aus London und das Emerson String Quartet (New York) gastieren bei den "Theaterwelten" mit ihrer Hommage an den russischen Komponisten Dimitri Schostakowitsch (1906 - 1975), die in dem legendärem 15. Streichquartett ihren Höhepunkt hat.
Das Rennen um die künftige Farbe des Brandenburger Tores bleibt spannend: Bei der Abstimmung mit Pfennigen holte "Natur", also Sandstein ohne Anstrich, gestern deutlich auf und liegt mit insgesamt 2000 eingeworfenen Münzen jetzt vorn. Vortagessieger Ocker holte 1319 Pfennige, gefolgt von Grau mit 840 Einwürfen, während Weiß nur 612 Stimmen erhielt.
Nicht einmal als spreetauglich konnte das kleine Ruderboot noch gelten. Schwer beladen mit 667 übersetzten Büchern wäre es wohl umstandslos in den trüben Fluten untergegangen.
Mögen Verächter alles Materiellen sagen, was sie wollen. Shoppen kann Wunden heilen.
Es fällt schon auf, wie oft man den israelischen Botschafter Shimon Stein in Konzerten und Theaterpremieren sieht: ganz Privatmann, ganz Kunst-Liebhaber. Nur zum Hauskonzert in seiner eigenen Residenz am Dienstagabend - es war schon das zweite - sah man ihn nicht: Er musste nach Israel.
Sie waren alle da. Briten, Amerikaner, Franzosen und Deutsche.
Es war einmal in Berlin. Während sich die Schönen und Reichen am Trubel der Zwanziger Jahre berauschen, leben in Moabit die Gebrüder Franz und Erich Sass, Malocherjungs mit heißen Träumen und krimineller Energie.
Ein New Yorker Hochhaus im Wandel der Tages-, nein Nachtzeiten. Andy Warhols Empire macht den Auftakt der großen Andy-Warhol-Film-Retrospektive, die die Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie begleitet.
Schnörkelloser ist selten ein Buch daher gekommen. Es gibt nicht einmal eine Einleitung.
Wenn sich Ende Oktober die Türen der Gaststätte am Fuße des Müggelturms schließen, dann für immer: Die Gebäude rund um den historischen Ausguck sind in einem schlechten Zustand. "Noch einen Winter überstehen die feuchten und rissigen Gemäuer auf keinen Fall, sie müssen abgetragen werden", sagt Selim Kuzu.
In einem zumindest für Deutschland bisher einmaligen Pilotprojekt wird in Spandau eine stillgelegte Mülldeponie entgast. Dort befinden sich jetzt die Laubenkolonie Rohrbruchwiesen sowie die Grundstücke mehrerer Wassersportvereine, die nur noch eingeschränkt genutzt werden können, weil Methan und Kohlendioxid aus dem Boden dringen.
So viel ist ganz schnell klargestellt unter den etwa 60 Damen aus allen Altersgruppen, die da gerade plaudernd im Charlottenburger Schlossgarten wandeln: die gefürchteten Vorzimmerdrachen am Eingang zur Höhle des Löwen sind sie genau so wenig, wie die trippelnde Tippse mit der stets frischgebrühten Kaffeetasse für den Herrn Direktor. "Unsinn" oder "ach Quatsch", so etwa tönt es mehrfach aus einem der bunten Grüppchen der insgesamt etwa 60 Frauen, die sich zum Ausflug der Schulsekretärinnen von Tempelhof-Schöneberg eingefunden haben.
Die Kritik am deutschen Bankgeheimnis (siehe Lexikon ) wächst. Bundesbank-Chef Ernst Welteke sagte der "Financial Times Deutschland", wenn wegen Steuerhinterziehung, Drogenhandel oder Terrorismus ermittelt werde, und die Ermittlungen mit dem Verweis auf das Bankgeheimnis endeten, "fällt es mir schwer, das zu verstehen".
Wladimir Putin kam Wolfgang Clement zuvor. Noch bevor der nordrhein-westfälische Ministerpräsident einem der einflussreichsten Manager der Republik seine Aufwartung machen konnte, hatte der russische Präsident seine Glückwünsche schon überbracht.
Es ist nicht die Zeit für Intellektuelle oder "die" Medien, gerade jetzt in Sack und Asche zu gehen. Nach den Terroranschlägen in Amerika haben sich Zeitungen, Fernseh- und Radiosender in beispielloser Weise bemüht, Entsetzen, Trauer und Empörung ebenso auszudrücken wie: zu informieren, zu ergründen, was als Attacke auf die eigene Lebenswelt und womöglich als neue Form des Kriegs so schwer begreiflich wirkt.
Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Gewalt sind künftig Pflichtthema an den Brandenburger Schulen. Der Komplex müsse ab sofort für alle Klassenstufen verbindlich und fächerübergreifend etwa in Geschichte, Geographie oder auch Sport behandelt werden, sagte Bildungsminister Steffen Reiche (SPD).
Als der Chefdramaturg in seiner Premieren-Einführung mit eindringlichem Unterton darauf hinwies, dass das nun folgende Stück ein Kunstwerk sei, dass die, die sich dort auf der Bühne ermordeten, vorher vielleicht einen Kaffee in der Kantine miteinander getrunken hätten, wurde klar, wie sehr in diesen Tagen auf beiden Seiten des Vorhangs die Nerven wundgescheuert sind. Stell dir vor, es kommt Krieg, und wir sitzen hier, zwischen etwas Elbchaussee-Geldadel und vielen betagten Abonnenten.
Manchmal sind Staatsbankette doch unwichtig. Zum Beispiel, wenn eine große Party organisiert ist - eigens für eine Person.
Bei der BVG beginnen die ersten Umleitungen wegen des Marathons bereits am Sonnabend. Etwa von 12 Uhr an werden die Buslinien im Bereich Wittenbergplatz zum großen Teil auf andere Strecken geschickt.
Vor zwei Jahren feierte die CDU einen großen Wahlsieg, und die SPD landete auf ihrem historischen Tiefpunkt. Damals konnte der SPD-Spitzenkandidat Walter Momper machen, was er wollte, er kam einfach nicht gegen den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen an.
Im Fahrstuhl rückten die Parteifreunde eng zusammen, aber es tat ihnen nicht gut. "Steigen Sie lieber aus, Sie sind zu dick", sagte der eine zum anderen.
Am heutigen Donnerstag kommen die Berliner Parlamentarier zu ihrer letzten Abgeordnetenhaus-Sitzung in dieser Legislaturperiode zusammen. SPD und Grüne haben eine Aktuelle Stunde zum Großflughafen Schönefeld beantragt.
Den Himmel über Berlin als romantische Kulisse für Küsse und Liebesschwüre der endgültigen Art kann jetzt getrost vergessen, wer sich entschließt, die Ringe unterm künstlichen Sternenzelt zu tauschen. Denn dort, wo mit Hilfe des Standesamtes ab Anfang Oktober die Himmelskörper aller Weltengegenden für Ehewillige am Himmel wandern, gibt es weder dicke Luft noch dunkle Wolken.
Charlottenburg. Das Heimatmuseum an der Schloßstraße 69 plant eine neue Schreibwerkstatt mit der Sozialpädagogin Monika Mößler.
Einen "schwer wiegenden Fehler" konstatiert Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), christdemokratische Parlamentarier sind "tief verärgert" und auch SPD-Politiker monieren "Dilettantismus". Die Gescholtenen sind Finanzministerin Dagmar Ziegler und Bauminister Hartmut Meyer (beide SPD) und zwar wegen ihrer Informationspolitik in Sachen Abwicklung der maroden Landesentwicklungsgesellschaft LEG: Beide SPD-Ressortchefs gaben am Dienstag sowohl in den zuständigen Landtagsausschüssen wie auch später im Kabinett an, keine konkreten Zahlen zur Lage der am Rande der Insolvenz stehenden Landesentwicklungsgesellschaft nennen zu können.
Selten glückt solch ein Zusammentreffen: Der Wiederaufbau eines Ortes der Geschichte (wenn auch nur in der äußeren Hülle) und die Vorlage einer qualifizierten Schrift über eine Person, die an diesem Ort handelte. Gemeint ist die Kommandantur Unter den Linden 1 und der letzte Kommandant von Berlin, Paul von Hase, der in diesem Haus von 1940 bis 1944 gewirkt und gewohnt hat.
Darf man den euphorischen Kommentaren, darf man den Fernsehbildern glauben? Dann hat der Deutsche Bundestag kulturell Erstaunliches geleistet: Er hat sich zur Bühne für das internationale coming out eines Stars gemacht.
Man erinnert sich gut an das in sich gekehrte Gesicht der erblindenden jungen Frau, das so unnachahmlich ins Leuchten kam, wenn sie in musikalische Fantasien entführt wurde, in denen dann alle Welt wie in einem Musical tanzte. Es war Björk, die Selma Jezková in Lars von Triers Film "Dancer in the Dark" so überwältigend verkörperte, dass man innerlich schrie, als diese Frau am Ende am Galgen hing.
Von "fairer Lastenteilung" spricht Deutschlands Verteidigungsminister. Und setzt noch eins drauf: "Es bekommt Deutschland auch gut", so Rudolf Scharping im ARD-Morgenmagazin, wenn es in der Nato-Schutztruppe in Mazedonien nun die Führungsrolle übernehme.
Falk Jaeger, ständiger Mitarbeiter des Feuilletons dieser Zeitung, hat den Literaturpreis 2001 des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine (DAI) erhalten. Mit diesem Preis würdigt der DAI "die besonderen journalistischen Verdienste des Autors zur Vermittlung von Baukultur in der Öffentlichkeit".