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Der FC Bayer präsentierte sich so souverän wie lange nicht, doch sein Manager erstickte aufkommende Begeisterung noch vor der nächtlichen Rückreise aus Moskau. "Es macht keinen Sinn, jetzt in Euphorie zu verfallen, sondern nach Hause zu fliegen und auf die Tabelle zu schauen: Vier Punkte, okay, basta", verkündete Uli Hoeneß überraschend defensiv nach dem 3:1-Sieg des Champions-League-Siegers bei Spartak Moskau.

Der Hamburger SV verhandelt mit Kurt Jara über ein Trainer-Engagement, müsste aber bei der Verpflichtung des Österreichiers noch einmal viel Geld investieren. Nach der Abfindung von 4,1 Millionen Mark (2,1 Mio Euro) für den entlassenen Frank Pagelsdorf soll die Ablöse für Jara ebenfalls vier Millionen Mark kosten.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) rechnet nach den Terroranschlägen in den USA nicht mit einer weltweiten Rezession. Die Staatengemeinschaft werde diese "gefährliche Situation" meistern, sagte Schröder am Mittwoch in der Generalaussprache zum Haushalt 2002 vor dem Bundestag.

Klaus Toppmöller scheint gelungen, was kein Christoph Daum und erst Recht kein Berti Vogts schafften: den Profis von Bayer Leverkusen Siegermentalität einzuimpfen. Der Trainer versteht es offenbar, die Spieler stark zu reden auch ohne psychologischen Hokuspokus mit Steinadler und Meisterschale wie einst in seinem Frankfurter Lehrjahr.

Wladimir Putins Rede vor dem Bundestag hat deutsche und hier lebende russische Intellektuelle beeindruckt. Putin erscheine ihm "ein gutes Stück moderner als viele westliche Regierungschefs", sagt der Russland-Experte und Professor an der Freien Universität, Klaus Seghbers.

Von Amory Burchard

Eine neue, umweltfreundlichere Beerdigungsmethode stellt die schwedische Ökologin Susanne Wiigh-Masak im britischen Wissenschaftsjournal "New Scientist" vor. Dabei wird der Leichnam gefriergetrocknet und anschließend zu einem Pulver verarbeitet.

Trotz anhaltender Wirtschaftskrise in Asien und gesunkenem Konsumentenvertrauen nach den Terroranschlägen hält die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an ihren Investitionsprojekten in der Pazifikregion fest. Dies sagte Vorstandssprecher Hans Reich zur Eröffnung der zweitägigen Konferenz "Infrastrukturinvestitionen und Armutsminderung in Asien" in Berlin.

Nach dem Versicherungsnotstand in der Luftfahrtindustrie drohen auch anderen Branchen drastische Prämienerhöhungen. Willi Suter, Chef der auf Industrieversicherung spezialisierten XL Winterthur, sagte auf einer Tagung des Deutschen Versicherungs-Schutzverbandes (DVS), die Rückversicherer zögen sich auch aus Chemie und Pharma zurück.

Palästinenserpräsident Jassir Arafat und Israels Außenminister Schimon Peres haben sich auf gemeinsame Anstrengungen zur Absicherung des Waffenstillstandes verständigt. Ziel sei eine "spürbare Entspannung", damit die politischen Verhandlungen wieder aufgenommen werden können.

Aus Sicht der USA ist die Nato nur einer ihrer möglichen Koalitionspartner im Kampf gegen den Terrorismus. Der stellvertretende US-amerikanische Verteidigungsminister Paul Wolfowitz informierte die übrigen 18 Verteidigungsminister der Nato bei ihrem informellen Treffen in Brüssel am Mittwoch über das amerikanische Konzept zur Terrorismusbekämpfung.

Das Wachbataillon stand mit brennenden Fackeln längs der Auffahrt zum Schloss Bellevue, dazu spielte das Musikcorps festliche Märsche, während die Limousinen mit den 178 handverlesenen Gästen zum Staatsbankett für Wladimir Putin langsam über das Kopfsteinpflaster rollten. Die Choreographie für diesen Abend stand zwar schon lange fest, bevor alle Perspektiven neu zurechtgerückt wurden.

Von Elisabeth Binder

Extremsaxofonist Mats Gustafsson röhrt im Podewil beim "x-tract-Chicago"-Festival mit dem Stimmakrobaten Jaab Blonk um die Wette. Der Schwede drückt die Sounds an ihre Ränder, vom leisen Klappern und Rascheln bis zu urgewaltigen Ausbrüchen, als würde das Horn explodieren, während Blonk gurgelt, schmatzt und schreit.

Von Volker Lüke

Musik-Theater einer unbekannten Dimension: Das Théâtre de Complicité aus London und das Emerson String Quartet (New York) gastieren bei den "Theaterwelten" mit ihrer Hommage an den russischen Komponisten Dimitri Schostakowitsch (1906 - 1975), die in dem legendärem 15. Streichquartett ihren Höhepunkt hat.

Das Rennen um die künftige Farbe des Brandenburger Tores bleibt spannend: Bei der Abstimmung mit Pfennigen holte "Natur", also Sandstein ohne Anstrich, gestern deutlich auf und liegt mit insgesamt 2000 eingeworfenen Münzen jetzt vorn. Vortagessieger Ocker holte 1319 Pfennige, gefolgt von Grau mit 840 Einwürfen, während Weiß nur 612 Stimmen erhielt.

Es fällt schon auf, wie oft man den israelischen Botschafter Shimon Stein in Konzerten und Theaterpremieren sieht: ganz Privatmann, ganz Kunst-Liebhaber. Nur zum Hauskonzert in seiner eigenen Residenz am Dienstagabend - es war schon das zweite - sah man ihn nicht: Er musste nach Israel.

Es war einmal in Berlin. Während sich die Schönen und Reichen am Trubel der Zwanziger Jahre berauschen, leben in Moabit die Gebrüder Franz und Erich Sass, Malocherjungs mit heißen Träumen und krimineller Energie.

Von Cristina Moles Kaupp

Ein New Yorker Hochhaus im Wandel der Tages-, nein Nachtzeiten. Andy Warhols Empire macht den Auftakt der großen Andy-Warhol-Film-Retrospektive, die die Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie begleitet.

Von Silvia Hallensleben

Wenn sich Ende Oktober die Türen der Gaststätte am Fuße des Müggelturms schließen, dann für immer: Die Gebäude rund um den historischen Ausguck sind in einem schlechten Zustand. "Noch einen Winter überstehen die feuchten und rissigen Gemäuer auf keinen Fall, sie müssen abgetragen werden", sagt Selim Kuzu.

In einem zumindest für Deutschland bisher einmaligen Pilotprojekt wird in Spandau eine stillgelegte Mülldeponie entgast. Dort befinden sich jetzt die Laubenkolonie Rohrbruchwiesen sowie die Grundstücke mehrerer Wassersportvereine, die nur noch eingeschränkt genutzt werden können, weil Methan und Kohlendioxid aus dem Boden dringen.

So viel ist ganz schnell klargestellt unter den etwa 60 Damen aus allen Altersgruppen, die da gerade plaudernd im Charlottenburger Schlossgarten wandeln: die gefürchteten Vorzimmerdrachen am Eingang zur Höhle des Löwen sind sie genau so wenig, wie die trippelnde Tippse mit der stets frischgebrühten Kaffeetasse für den Herrn Direktor. "Unsinn" oder "ach Quatsch", so etwa tönt es mehrfach aus einem der bunten Grüppchen der insgesamt etwa 60 Frauen, die sich zum Ausflug der Schulsekretärinnen von Tempelhof-Schöneberg eingefunden haben.

Die Kritik am deutschen Bankgeheimnis (siehe Lexikon ) wächst. Bundesbank-Chef Ernst Welteke sagte der "Financial Times Deutschland", wenn wegen Steuerhinterziehung, Drogenhandel oder Terrorismus ermittelt werde, und die Ermittlungen mit dem Verweis auf das Bankgeheimnis endeten, "fällt es mir schwer, das zu verstehen".

Wladimir Putin kam Wolfgang Clement zuvor. Noch bevor der nordrhein-westfälische Ministerpräsident einem der einflussreichsten Manager der Republik seine Aufwartung machen konnte, hatte der russische Präsident seine Glückwünsche schon überbracht.

Von Jürgen Zurheide

Es ist nicht die Zeit für Intellektuelle oder "die" Medien, gerade jetzt in Sack und Asche zu gehen. Nach den Terroranschlägen in Amerika haben sich Zeitungen, Fernseh- und Radiosender in beispielloser Weise bemüht, Entsetzen, Trauer und Empörung ebenso auszudrücken wie: zu informieren, zu ergründen, was als Attacke auf die eigene Lebenswelt und womöglich als neue Form des Kriegs so schwer begreiflich wirkt.

Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Gewalt sind künftig Pflichtthema an den Brandenburger Schulen. Der Komplex müsse ab sofort für alle Klassenstufen verbindlich und fächerübergreifend etwa in Geschichte, Geographie oder auch Sport behandelt werden, sagte Bildungsminister Steffen Reiche (SPD).

Als der Chefdramaturg in seiner Premieren-Einführung mit eindringlichem Unterton darauf hinwies, dass das nun folgende Stück ein Kunstwerk sei, dass die, die sich dort auf der Bühne ermordeten, vorher vielleicht einen Kaffee in der Kantine miteinander getrunken hätten, wurde klar, wie sehr in diesen Tagen auf beiden Seiten des Vorhangs die Nerven wundgescheuert sind. Stell dir vor, es kommt Krieg, und wir sitzen hier, zwischen etwas Elbchaussee-Geldadel und vielen betagten Abonnenten.

Bei der BVG beginnen die ersten Umleitungen wegen des Marathons bereits am Sonnabend. Etwa von 12 Uhr an werden die Buslinien im Bereich Wittenbergplatz zum großen Teil auf andere Strecken geschickt.

Den Himmel über Berlin als romantische Kulisse für Küsse und Liebesschwüre der endgültigen Art kann jetzt getrost vergessen, wer sich entschließt, die Ringe unterm künstlichen Sternenzelt zu tauschen. Denn dort, wo mit Hilfe des Standesamtes ab Anfang Oktober die Himmelskörper aller Weltengegenden für Ehewillige am Himmel wandern, gibt es weder dicke Luft noch dunkle Wolken.

Einen "schwer wiegenden Fehler" konstatiert Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), christdemokratische Parlamentarier sind "tief verärgert" und auch SPD-Politiker monieren "Dilettantismus". Die Gescholtenen sind Finanzministerin Dagmar Ziegler und Bauminister Hartmut Meyer (beide SPD) und zwar wegen ihrer Informationspolitik in Sachen Abwicklung der maroden Landesentwicklungsgesellschaft LEG: Beide SPD-Ressortchefs gaben am Dienstag sowohl in den zuständigen Landtagsausschüssen wie auch später im Kabinett an, keine konkreten Zahlen zur Lage der am Rande der Insolvenz stehenden Landesentwicklungsgesellschaft nennen zu können.

Selten glückt solch ein Zusammentreffen: Der Wiederaufbau eines Ortes der Geschichte (wenn auch nur in der äußeren Hülle) und die Vorlage einer qualifizierten Schrift über eine Person, die an diesem Ort handelte. Gemeint ist die Kommandantur Unter den Linden 1 und der letzte Kommandant von Berlin, Paul von Hase, der in diesem Haus von 1940 bis 1944 gewirkt und gewohnt hat.

Darf man den euphorischen Kommentaren, darf man den Fernsehbildern glauben? Dann hat der Deutsche Bundestag kulturell Erstaunliches geleistet: Er hat sich zur Bühne für das internationale coming out eines Stars gemacht.

Von Christoph von Marschall

Man erinnert sich gut an das in sich gekehrte Gesicht der erblindenden jungen Frau, das so unnachahmlich ins Leuchten kam, wenn sie in musikalische Fantasien entführt wurde, in denen dann alle Welt wie in einem Musical tanzte. Es war Björk, die Selma Jezková in Lars von Triers Film "Dancer in the Dark" so überwältigend verkörperte, dass man innerlich schrie, als diese Frau am Ende am Galgen hing.

Falk Jaeger, ständiger Mitarbeiter des Feuilletons dieser Zeitung, hat den Literaturpreis 2001 des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine (DAI) erhalten. Mit diesem Preis würdigt der DAI "die besonderen journalistischen Verdienste des Autors zur Vermittlung von Baukultur in der Öffentlichkeit".