zum Hauptinhalt

Wo die Einzelwissenschaften über den Tellerrand ihrer Disziplin hinausschauen und sich ethischen Fragen widmen, ist in der diesjährigen Vorweihnachtszeit die Gendiagnostik und -therapie mit gutem Grund das Thema Nummer eins. Schließlich neigt sich das Jahr, in dessen Mitte die fast vollständige Entschlüsselung des menschlichen Genoms bekannt gegeben wurde.

Nach dem Wassereinbruch im größten Büroneubau des Bundestages will die Bundesbaugesellschaft Schadensersatz von den Berliner Wasserbetrieben. Bei der Havarie im Jakob-Kaiser-Haus handele es sich "mit hoher Wahrscheinlichkeit" um einen Fehler der Wasserbetriebe, sagte der Vorsitzende der Bundestagsbaukommission, Dietmar Kansy (CDU), der Zeitung "Die Welt".

Es soll Leute geben, die sind schon durch ein einziges Adventslichtlein so geblendet, dass sie nicht mal mehr Zeitung lesen können. Für sie und all jene, die sich am Wochenende nicht von den Glühweinständen losreißen konnten, hier noch einmal das Wichtigste der letzten Tage in aller Kürze.

Für den CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer lässt sich die Debatte um die Leitkultur einfach erklären: "Wir haben damit Tabuzonen angegriffen, deshalb gibt es diese allergische Reaktionen." Wie man den inhaltlichen Part der Leitkultur füllt, werde zwar nicht an jedem Stammtisch verstanden, und deshalb müsse man die Diskussion aufrecht erhalten.

Von Sabine Beikler

Die einzige als Demonstration angemeldete Veranstaltung heute ist ein Hungerstreik von etwa 30 Türken auf dem Alexanderplatz. Damit sollen politische Gefangene in der Türkei unterstützt werden.

Von Jörn Hasselmann

Die Tatsache, dass mehrere Regierungen gemeinsam ein Abkommen schließen, heißt noch lange nicht, dass das auch ein gutes Abkommen ist. In der vergangenen Woche haben die EU-Finanzminister gemeinsam ein Hirngespinst gejagt: Sie meinten tatsächlich verhindern zu können, dass die Staatsbürger ihr Erspartes in Steueroasen deponieren.

Mit einem Anschlag, einem Skinhead-Konzert und Aufmärschen haben Rechtsextremisten am Wochenende in mehreren Orten Ostdeutschlands die Polizei in Atem gehalten. In Guben wurde zum wiederholten Mal der Gedenkstein für den 1999 von einer Skinhead-Bande zu Tode gehetzten Algerier Omar Ben Noui geschändet.

Die Bundesregierung will den Personalabbau bei der Deutschen Bahn AG ab 2001 mit Zuschüssen unterstützen. "Mit den Mehrerlösen aus dem Verkauf der Eisenbahnerwohnungen von insgesamt 500 Millionen Mark wollen wir auch eine Vorruhestandsregelung mitfinanzieren", kündigte Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) im Magazin "Focus" an.

Mitten im Notar-Termin zur Beurkundung des Kaufvertrages über den Techno Terrain Teltow trumpften die Männer der Unternehmensgruppe Roland Ernst auf: Sie forderten eine Nachbesserung der Kaufverträge. Sie pokerten so hart, dass der Direktor der Treuhand-Anstalt die Zustimmung von ganz oben einholen musste.

Von Ralf Schönball

Es sah schon nach rot-grünem Frieden aus - mit dem Vorschlag, dass alle Pendler unabhängig von der Wahl des Verkehrsmittels eine einheitliche Pauschale von 80 Pfennig pro Kilometer steuerlich geltend machen sollen, konnten beide Koalitionspartner leben. Manchem erschien die geplante Steuererstattung zu hoch.

Vor dem Hintergrund des Falles Joseph im sächsischen Sebnitz hat die CDU der Bundesregierung vorgeworfen, beim Thema Rechtsextremismus "blinden Aktionismus" zu betreiben und Ostdeutschland als generell rechtsextrem hinzustellen. CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer kritisierte am Sonntag, dass im Bundeshaushalt zwei Posten für die Bekämpfung des Rechtsextremismus allein im Osten gedacht seien.

Man kann von Endemol-Chef John de Mol halten, was man will, eines muss man ihm lassen: Wenn er einmal eine Idee hat, und die hatte er mit "Big Brother" zweifellos, dann kennt er keine Grenzen. Im Moment sieht es so aus, würde kaum ein privater Fernsehveranstalter auf "Big Brother" verzichten wollen.

Man muss sich das vorstellen: Das renommierte Wochenblatt "Le Nouvel Observateur" kündigt in seiner Fernseh-Vorschau die Gala zum Europäischen Filmpreis 2000 mit folgenden Worten an: "Schon wieder so eine Selbstbeweihräucherungs-Zeremonie. Haben Sie solche Sachen nicht längst satt?

Von Jan Schulz-Ojala

Man kommt mit den Folgen des Umzugs anscheinend immer besser klar. Das Taxigewerbe, klar, klagt weiter, aber die nüchternen Daten über Arbeitsplätze, Einwohner-Saldo beweisen schon längst, dass es Bonn kein Quäntchen schlechter geht, seit die politische Klasse sich nach Osten verzogen hat.

Von Andrea Dernbach

Das Kind hat eine Cousine, die demnächst ihren ersten Geburtstag feiern wird, ein erstaunliches Wesen mit flaumigem blonden Haar. Sie ist ein halbes Jahr jünger als unser Kleiner, aber sie entwickelt sich mit atemberaubender Geschwindigkeit ihm hinterher und an ihm vorbei.

Von Dorothee Nolte

Es soll Menschen geben, die Nebel für ein natürliches Phänomen halten. Wenn mal wieder ein Grauschleier die Sicht versperrt, können Hobby-Metheorologen sogar bestimmen, um was für eine Art von Nebel es sich handelt.

Von Benedikt Voigt

Aus der Tiefe des Lakandonen-Urwalds hat sich Subcomandante Marcos zurückgemeldet: Eine Pfeife unter der Skimaske rauchend, ein AR-15-Gewehr auf dem Rücken - so schickt er Friedenssignale an die neue mexikanische Regierung von Präsident Vicente Fox. Zum ersten Mal seit 15 Jahren werde er den Dschungel von Chiapas verlassen und zu Verhandlungen nach Mexiko-Stadt fahren, kündigte der politische Führer der Nationalen Befreiungsarmee Zapata (EZLN) an.

Geht man nach seinem Auftreten und seinem Äußeren, bietet sich nur ein Ausdruck an: Grandseigneur. Sieht man sich dagegen nur seine Gesetzesvorlagen, Dekrete und seine Invektiven an, glaubt man viel eher an einen ungebeugt gebliebenen Alt-Achtundsechziger, der sich mit gewaltigem Hedonismus auf die Mächtigen stürzt: Umberto Veronesi (74), von Beruf Arzt und medizinischer Leiter des Europäischen Onkologischen Instituts und derzeit parteiloser Gesundheitsminister, hat sich in den gut sechs Monaten seit seinem Amtsantritt mit so gut wie allen angelegt, die sich im Gesundheitswesen tummeln, von den niedergelassen Ärzten bis zu den Fachklinikern, von den Krankenkassen bis zu den Gesundheitsämtern, und wo es geht, sorgt er unbekümmert auch für den Bruch jahrzehntelang gepflegter Tabus.

Von Werner Raith

Beim Festival "Impulse" der besten deutschsprachigen Freien Theater wurde in Bochum die Schweizer Gruppe Schauplatz aus Biel für ihr Stück "Everest 96 - the summit" mit dem Pokal ausgezeichnet. Das Stück "sitzen in Hamburg" der Hamburger Theatergruppe Laborlavache wurde belohnt mit einer Aufzeichnung für das ZDF, die bei 3sat im Theaterkanal gesendet werden soll.

Als Johannes Rosmer alias Gert Voss eines Morgens, an der Schwelle seines Schlafzimmers, Rebekka West, die ihn seit Jahren begehrt, endlich fragt, ob sie seine Frau werden wolle, da fährt die Schauspielerin Angela Winkler in der Rolle auf wie von einer Schlange gebissen. Und ihr heller Schrei wird selbst zum Schlangenschrei - zum erstickenden Zischen.

Von Peter von Becker

Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak hat Forderungen zurückgewiesen, noch innerhalb der Amtszeit von US-Präsident Bill Clinton ein Friedensabkommen mit den Palästinensern abzuschließen. "Jeder Versuch, mir Fristen vorzuschreiben, ist schlecht für Israel und schadet den Aussichten für den Friedensprozess", sagte Barak am Sonntag in einer Kabinettssitzung.

Restaurantkritiker, die zeilenreich über zu volle Teller klagen, enttarnt der erfahrene Leser sofort als Snobs und betrachtet sie entsprechend spöttisch. Wer den Überfluss nicht aushält, der bleibe dem Luxus besser fern - und besuche stattdessen zum Beispiel einen der Berliner Konzertsäle.

Von Ulrich Amling

Kurz dem Reform-Gipfel der Europäischen Union in Nizza hat EU-Kommissionspräsident Romano Prodi heftige Kritik an den Regierungen der Mitgliedstaaten geübt. "Bislang werden die Reformverhandlungen von Taktik dominiert", sagte Prodi der Zeitung Welt.

Niemand konnte ahnen, dass es sein letzter Auftritt im Brandenburger Landtag sein würde. Es war Anfang November, in der Aktuellen Stunde zur "Regierungskrise" (PDS) der Großen Koalition, die wegen der Schelter-Affäre, der spektakulären Flucht des Triebtäters Schmökel und der Kritik Schönbohms an der Berliner Großdemonstration gegen Fremdenfeindlichkeit in Turbulenzen geraten war.

Von Thorsten Metzner