Ein neues Rechtsgutachten belastet René Gurka schwer, und der Aufsichtsrat wurde zu einem außerordentlichem Treffen einberufen: Nach zahlreichen Affären um sein Geschäftsgebaren wird Gurka seinen Posten wohl verlieren.
Alle Tagesspiegel-Artikel vom 29.09.2000
Von der "Umgruppierung der Wahrheit für beide Berichte" hätte wohl Karl Kraus gesprochen, wenn er die beflissenen Bilanzfälschungen aller Parteien zum zehnten Jahrestag der deutschen Einheit erlebt hätte. Da werden eifrig Verratslegenden gezimmert, Teilnehmerlisten frisiert und alte Streitpapiere gegen Milliardenkredite ausgespielt.
Wenn das Münchner Symphonie Orchester bei der Produktion einer Münchner Tanzmusik-Schallplattenfirma mitspielt, enn also wieder einmal der Versuch gestartet wird, Pop mit Klassik auf nicht-peinliche Weise zu verbinden, dann heisst es: Vorsicht, aufgepasst, das ist bislang fast immer schief gegangen. In diesem Fall aber darf man gratulieren: Zack, der Titel der CD "Exercise de style" sitzt.
In Deutschland ist es noch ein streng gehütetes Geheimnis: Im Winter-Semester wird Helmut Kohl eine Geschichtsprofessur in Harvard übernehmen. Der Kanzler der Einheit ist müde von der Politik.
Als Fotojournalist ist Erich Hartmann unterwegs, seine Bilder sind Ware. Auftragsarbeiten.
Der Musikwissenschaftler Wolfgang Dömling führt auf sechs Spaziergängen kenntnis- und abwechslungsreich durch das musikalische Prag. Dabei gelangt der Leser in Kirchen und Theater, zu Konzertsälen, Cafés und Künstlerwohnungen.
Noch wird über Michael Kumpfmüllers ziemlich dickleibigen (500 Seiten) Roman "Hampels Fluchten" lebhaft gestritten, wobei seine Anhänger ebenso warm und herzlich in der Verteidigung wie seine Gegner heftig in der Ablehnung sind - kalt lässt der Roman eines kleinbürgerlichen Westentaschen-Casanovas und Bankrott machenden Bettenhändlers keinen. Noch wird darüber gemunkelt, auf welchem Protektionsweg der Erst-Roman des 1961 geborenen Münchners mit hoher Aufmerksamkeit lanciert wurde - als ob nicht jede Promotion recht wäre, wenn sie nur einem Buch zukommt, dass sie verdient und rechtfertigt.
Die Ziemia Lubuska, das Lubusker Land ist ein reizvoller Flecken Erde, mit Heideflächen, prächtigen Badeseen, kleinen Dörfern, weiten Wäldern, dem größten Vogelschutzgebiet Mitteleuropas und - 150 Meter hohen - Bergen. Und ein höchst geschichtsträchtiger dazu: Die Johanniter siedelten hier, eine der blutigsten Schlachten des Siebenjährigen Krieges wurde bei Kunowice geschlagen und mancherorts finden sich noch Sperranlagen des einstigen Ostwalls aus dem Zweiten Weltkrieg.
Dudu, das putzige, verwuschelte Entchen, das sich nichts traut und dann doch noch vom Zehn-Meter-Brett springt, ist wieder da. Nach dem fulminanten Start als Bilderbuch hat Annette Swoboda Dudu nun weitergeschrieben.
Erst kürzlich wurde Eduardo Chillida in Berlin mit dem renommierten PiepenbrockPreis für Skulptur geehrt, im Oktober wird seine monumentale Eisenskulptur "Berlin" vor dem Bundeskanzleramt eingeweiht. Die Galerie Georg Nothelfer zeigt anlässlich dieser Ereignisse auf dem "art forum" und in ihrer neuen Dependance in der Corneliusstraße Skulpturen aus Terrakotta und Schamotteerde, Graphiken, Collagen und Gravitationen und das neue Artfolio "Aromas" des 76jährigen baskischen Künstler-Philosophen, das wie Lebensbilanz anmutet.
Sie betreuen die bekanntesten Museen Berlins und haben doch wenig Geld zur Verfügung. Obgleich sie der Kunst zu einer weitreichenderen Öffentlichkeit verhelfen, müssen sie mit einem geringeren Budget auskommen als so mancher Sammler.
Tarkowskis "Stalker" aus dem Jahre 1979, sieben Jahre vor dem Unglück von Tschernobyl als düstere Gralssuche nach dem Sinn des Lebens gedreht, ist ein Traum. Mit Bildern, schwarzweiß oder blaustichig, von zerstörter Industrie in geheimnisvoller Landschaft, - und von Menschen, die sich durch die labyrinthischen Irrgärten dieser Landschaft als nachdenkliche Sinnsucher bewegen.
Es ist kalt, die hölzernen Sättel sind hart und der Weg in Tashis Heimatdorf hoch in den Bergen Tibets ist lang. "Erzähl mir deine Geschichte", fordert die Lehrerin den blinden Jungen auf.
Immer schleicht er sich so an und will mitspielen. Außerdem erzählt man sich so einiges über seine Mutter.
Lang schon tönt die Klage des Kunsthandels, dass es zu wenig Nachwuchs unter den Sammlern gibt. Die Bankgesellschaft Berlin, Hauptsponsor des "art forum berlin", sah deshalb seit Entstehung der Messe die Pflege von Leib und Seele der seltenen Spezies des Kunstsammlers als ihre Pflicht an und sorgt auch in diesem Jahr mit Vip-Lounge, Führungen und Dinners für ein exklusives Programm.
Im Klappentext werden Monika Maron jene Qualitäten bescheinigt, die ihre Lesergemeinde an ihr schätzt: "wache Intelligenz, Witz und Zivilcourage". Weil solche Freundlichkeiten nur selten ohne Wissen und Zustimmung der Portraitierten zu Stande kommen, tritt man der Autorin sicher nicht zu nahe, wenn man vermutet, dass sich diese Charakteristika im Einklang mit ihrem Selbstbild befinden.
In einem soeben erstmals auf Deutsch erschienenen Gedichtband verherrlicht D.H.
Es gibt Hasen und Angsthasen, Fritz, genannt "Rollstiefelchen", ist zwar ein Hase, aber kein Angsthase. Er ist gehbehindert und braucht deswegen Stiefel mit Rollen und Krücken.
Sexueller Missbrauch an Frauen und Mädchen - ein Verbrechen im Verborgenen, ein Tabuthema biblischen Alters. Trotz moderner Aufklärung scheuen sich viele Betroffenen nach wie vor, Täter zu nennen.
Bundeskanzler Gerhard Schröder zeigte sich zuversichtlich und zufrieden nach einem internen Gipfel mit den wichtigsten deutschen Fußballvertretern. "Es war ein Gespräch in einer offenen und vertrauensvollen Atmosphäre", ließ der Regierungschef durch das Bundespresseamt verlauten.
Vizepräsident Marco Baldi konnte gestern nichts zur Saisonpressekonferenz von Alba Berlin beitragen. "Marco ist in Sydney und sieht sich ein paar Chinesen an.
Durch die Kontroverse um die inhaltliche Ausrichtung des Hannah-Ahrendt-Instituts und ihre personalpolitischen Konsequenzen gerät die Dresdner Forschungseinrichtung erneut in die Kritik. Diesmal ist es der deutsche Historikerverband, der den Alleingang des Kuratoriums gegen den Instituts-Chef Klaus-Dietmar Henke anprangert - am Rande des diesjährigen Historikertags in Aachen, der morgen zu Ende geht.
Sie schwitzten, sie zitterten, sie hatten die Panik im Blick, am Ende hatten sie nicht einmal mehr Kraft zum Jubeln: Nur um Haaresbreite entkam das Dream Team der USA bei den Olympischen Spielen in Sydney am Freitag einer Blamage. In einem denkwürdigen Halbfinale stolperten die Basketballer aus der amerikanischen Profiliga NBA zu einem glücklichen 85:83 (48:36)-Sieg gegen den Olympia-Dritten aus Litauen.
"Wir sind antiquarisch geworden." So charakterisiert Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen, den bis Anfang November präsentierten Masterplan für die Berliner Museumsinsel (Tagesspiegel vom 23.
Triumph und Niederlage für Berlins Musikkultur: Bei der Jahresumfrage der Fachzeitschrift "Opernwelt" liegen Berliner Künstler und Institutionen in vier Kategorien an der Spitze. Zugleich sammelten die drei Opern der Stadt aber auch die meisten Voten in der Kategorie "Ärgernis des Jahres".
Jo Hill wollte auf Händen aus der Halle laufen, es war verrückt. Doch sie kam nur zehn Meter im Handstand, dann warf sie eine Kollegin um.
Pressekonferenzen bei Claus Peymann waren auch schon besser besucht. Aber das ist vielleicht nicht so wichtig: Das Berliner Ensemble hat eine Auslastung von über 80 Prozent und entsprechend gute Einnahmen.
Zumindest die Selbsthilfegruppe "Der Rote Draht" ist von der Legalisierung ihres Gewerbes begeistert. Als "großen Fortschritt" wertet Dick Lavina, der Sprecher der Prostituierten-Vereinigung, die Abschaffung des niederländischen Bordell-Verbots zum 1.
Mit diesem Namen? Nur Missverständnisse.
Keine 48 Stunden nach dem Untergang der Autofähre Express Samina vor der griechischen Insel Paros hat es in der Ägäis erneut ein Unglück gegeben. Am Donnerstagabend lief vor dem Hafen der Kykladeninsel Naxos die Fähre Express Artemis auf Grund, nachdem zuvor die Antriebsmaschinen und die gesamte elektrische Anlage ausgefallen waren.
Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Frankfurt (Oder) hat grünes Licht für den Braunkohletagebau Jänschwalde (Kreis Spree-Neiße) gegeben. Die Richter wiesen laut einer OVG-Mitteilung vom Freitag den Eilantrag eines Mannes auf Rechtsschutz ab, dessen Grundstücke in der Nähe des Dorfs Horno für den Tagebau in Anspruch genommen werden sollen.
Gleich am Anfang lehnt sich Walther Tröger nach vorn auf dem Podium im "Deutschen Haus" und schaut ganz entschlossen in den Saal. Fest ist sein Blick, klar die Aussage: "Natürlich sind hier nicht alle unsere Erwartungen erfüllt worden", sagt der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK), "aber in der Breite der Spitze haben wir eine Fülle erreicht.
Die Gropiusstadt soll wieder im Mittelpunkt stehen: Auf einem Monitor im Gemeinschaftshaus am Bat-Yam-Platz zoomt die Bildfolge von der Erdkugel bis zu den Hochhäusern des Stadtteils. Wenn man noch einen kleineren Ausschnitt wählen würde, fielen auch die unzähligen Probleme des vor 25 Jahren errichteten Quartiers auf.
Bei der Sache mit den Genen scheint eine gewisse Ermüdung einzutreten. Nun haben wir die vielen vielen Buchstaben alle eingehend betrachtet, die Seiten aus der FAZ - man weiß ja nie - sorgsam abgeheftet und auch schon die eine oder andere Lesung versucht in der Hoffnung, es könne nach einigen Stunden eine Art meditative Erhöhung eintreten.
Harte Freiheitsstrafen gegen Ausreisewillige, brutale Misshandlung von inhaftierten Regimekritikern oder Doping von Minderjährigen - über 20 000 Fälle von DDR-Unrecht haben seit der Wende die brandenburgische Schwerpunktabteilung für DDR-Unrecht in der Staatsanwaltschaft Neuruppin beschäftigt. Mit Ablauf des 2.
Frau: "mir ist kalt"-Mann: "Es ist nicht kalt." (Seite 137)So beginnen Konversationen die ins Nichts führen.
Alexander Leipold wandelt auf den Spuren von Wilfried Dietrich. Gezeichnet von einem Nasenbeinbruch und einem dicken "Veilchen" am linken Auge sicherte sich der Freistilringer vom VfK Schifferstadt in Sydney durch einen "brutalen Kraftakt" in den Schlusssekunden mit dem Finaleinzug im 76 kg-Limit die seit zwölf Jahren ersehnte Olympia-Medaille.
Im Wurfring zeigte Kerstin Münchow Stärke, danach wurde sie schwach. Als ihr Gewinn der Bronzemedaille bei der olympischen Premiere im Hammerwerfen mit dem deutschen Rekord von 69,28 m feststand, verlor sie die Fassung und weinte hemmungslos.
Nach dem Wechselbad der Gefühle war beim VfB Stuttgart kollektive Erleichterung angesagt: Trotz einer 2:3 (1:1)-Niederlage beim schottischen Premier-League-Team von Heart of Midlothian zogen die Mannen von Trainer Ralf Rangnick dank des 1:0-Hinspielerfolges in die zweite Uefa-Cup-Runde ein. Erschöpft kauerten die VfB-Spieler nach dem Kraftakt gegen "Hearts" auf dem Rasen des Tynecastle Stadium von Edinburgh.
Das Beste der enttäuschten deutschen Stabhochspringer sagte noch Michael Stolle. "Ich habe eineinhalb lachende Augen und ein halbes weinendes Auge.
Jürgen Röber muss in diesen Wochen Nachhilfestunden in Geographie nehmen. Erst wurde er mit Moldawiens Ort Chisinau konfrontiert, gestern mit Wronki.
Auf einen wie ihn warten die deutschen Box-Promoter seit Jahren. Sebastian Köber soll "erst ein Mann werden".
Bachirou Salou von Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt ist seit gestern Deutscher. Der gebürtige Togoer erhielt von den Behörden zusammen mit seinen beiden Kindern die deutsche Staatsbürgerschafts-Urkunde.
Wenn "Zimmermann" auf den Transparenten am Portal der Staatsoper prangt, ist nicht etwa von dem Komponisten die Rede, der mit den "Soldaten" die wichtigste Oper seit "Wozzeck" schrieb, sondern von den beruflichen Irrwegen eines Zaren. So musste man sich zur musikalischen Grundversorgung in den Kammermusiksaal der Philharmonie begeben, in dem ein Programm mit Solo-Werken von Bernd Alois Zimmermann und Helmut Lachenmann lockte.
Alarm, schreit da wieder einer: Die Leser sterben aus. Und schon hört man weg.
Die EU hat sich nach dem Nein der Dänen zum Euro in Schadensbegrenzung geübt. Beim Sonderrat der EU-Finanzminister am Freitag in Brüssel bekundeten Bundesfinanzminister Hans Eichel und sein französischer Kollege Laurent Fabius, dass sie keine negativen Auswirkungen auf die gemeinsame Währung erwarten.
Geldwäsche in der Europäischen Union kann künftig verschärft bekämpft werden. Die EU-Finanzminister verabschiedeten am Freitag in Brüssel eine neue Richtlinie gegen diese Form der Finanzkriminalität.
Die 104 Waschmaschinen der Installation "weiss 104" von Victor Kégli und Filomeno Fusco auf dem Schlossplatz werden in den kommenden Tagen zum letzten Mal schmutzige Wäsche waschen. Viele tausend Berliner hatten in den vergangenen vier Wochen die beiden Künstler vor dem Palast der Republik besucht.