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Bei Blaumeisen besteht ein Gelege aus etwa acht bis 15 Eiern.

© dpa/Barbara Karl

Fremdgehen unter Blaumeisen: Ältere Männchen haben mehr Seitensprung-Nachwuchs

Erfolg bei Seitensprüngen haben bei Blaumeisen vor allem ältere Männchen. An mangelndem Fremdgeh-Interesse der Jüngeren scheint das aber nicht zu liegen.     

Blaumeisen sind alles andere als treue Gefährten. In vielen Nestern wächst mindestens ein „Kuckuckskind“ auf. Jungspunde landen bei Weibchen dabei weitaus seltener als ältere Männchen. Offenbar werden sie bei Seitensprüngen von der erfahreneren Konkurrenz übertrumpft, berichtet ein Forschungsteam aus Bayern und Großbritannien im Fachjournal „PLOS Biology“.

Möglicherweise seien ältere Meisen im Kampf erfolgreicher, würden von Weibchen als attraktiver empfunden oder investierten mehr Energie ins Fremdgehen. Auch eine Mischung von Faktoren sei denkbar.

Konkurrenz ausgeschaltet

Die Gruppe um Bart Kempenaers um Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz in Seewiesen/Pöcking hatte Blaumeisen (Cyanistes caeruleus) untersucht, die in Nistkästen im Wald brüteten. Neben Verhaltensbeobachtungen wurden DNA-Tests durchgeführt.

Die Analyse bestätigte zunächst, dass einjährige männliche Blaumeisen weniger erfolgreich bei der Zeugung von Nachwuchs außerhalb ihrer Partnerschaft sind. Doch geht das auf mangelnde Erfahrung, weniger Interesse oder unausgereifte körperliche Merkmale zurück?

Ein Blaumeisen-Paar ist an einem der in die Studie einbezogenen Nistkästen.

© dpa/Julius Kramer

Das Team siedelte zur Klärung dieser Frage in einem Jahr fast alle älteren Männchen der Population um und verglich den Bruterfolg der Jährlinge dann mit den Daten der vorangegangenen 15 Jahre. Ohne die Konkurrenz durch Ältere zeugten 33 Prozent der Jungspunde mindestens einen Nachkommen außerhalb ihrer Partnerschaft. In den Jahren davor waren es im Mittel nur 13 Prozent.

Ohne die betagtere Konkurrenz verlaufe das Fremdgehen junger Blaumeisen-Männchen so erfolgreich wie das älterer, lautet das Fazit des Teams. Die Ursache des unter normalen Umständen geringeren Erfolgs seien also nicht Faktoren wie mangelndes Interesse an außerehelichen Techtelmechteln. Vielmehr seien die Älteren eine übermächtige Konkurrenz.

Treue in der Evolution

Dabei könnte den Forschenden zufolge zum Beispiel eine Rolle spielen, dass sie von mehr Erfahrung bei der Nahrungssuche profitieren und so mehr Zeit und Ausdauer für die Brautwerbung haben. Womöglich vermögen sie auch eher fremdgehbereite Weibchen auszumachen und kennen sich generell besser mit den Revieren von Artgenossen in ihrem Gebiet aus.

Von vielen Singvögeln ist bekannt, dass sie zwar feste Brutpaare bilden, sich aber auch mit anderen paaren und außereheliche Nachkommen zeugen. Für Blaumeisen hatten Forscher bereits gezeigt, dass solche Seitensprünge nicht aus zufälligen Begegnungen mit Unbekannten resultieren, sondern sich die Fremdgänger meist schon länger kennen. Während die kleinen Vögel in der Brutzeit Reviere bilden, ziehen sie im Winter gern in Cliquen umher.

Die mangelnde Treue hat evolutionsbiologisch Vorteile, wie Forscher annehmen: Männchen erhöhen die Zahl ihrer Nachkommen ohne mehr Aufwand für die Brutpflege. Weibchen haben so die Chance, die genetische Vielfalt ihres Nachwuchses zu erhöhen. Wichtig ist das für beide Elternteile auch deshalb, weil gerade Blaumeisen eine geringe Lebenserwartung von im Mittel nur zwei bis drei Jahren haben. Nur unter optimalen Bedingungen sind mehr als zehn Jahre möglich. (dpa)

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