Oha: "Goethe war ein Weiser, ein Meister des Reims, viele seiner Werke sind noch heute Nummer eins". Das Klassik-Merchandising der Kulturstadt Europas 1999 hat zum Goethe-Nietzsche-Gedenkjahr die Crème deutscher Rapper (Bürger Lars Dietrich) und Rauner (Joachim Witt) zusammengetrommelt, um den Kids der Viva-Generation das kulturelle Erbe näherzubringen.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 20.08.1999
"Goethes Erben" sind mit Goethe verwandt wie Shakespeare mit den "Shakespeare Sisters". Mit dem Pathos des Gruftrockers trägt Sänger Oswald Henke seine belanglosen Texte vor (Goethes Erben, Kondition Macht, Strange Ways Records): "In mein Gehirn eingepflanzte Elektroden werden meinen Körper dazu missbrauchen, ihre Urteile zu vollstrecken".
Zwischen Suppe und Klößen gibt es literarische Schonkost: eine Plauderei über Friederike, die Anekdote von der toten Katze, die Goethe und Carl August einer Bäuerin ins Butterfass warfen und dass Christiane Vulpius lieber Wein statt Wasser trank. Guten Appetit.
Die letzte Rettung für lesefaule Schüler ist seit eh und je Kindlers Literaturlexikon. Wer partout nicht alle weinerlichen Briefe des leidenden Werther oder alle amourösen Verstrickungen des wandernden Wilhelm Meister selber lesen will, der kann hier, auf wenige Spalten reduziert, alle nennenswerten Informationen finden.
Das war abzusehen: die millionenfache Multiplizierung Goethes in seinem runden Geburtstagsjahr - ob als Buch, Bild oder Gummipüppchen. Weimar als die Goethe-Stätte schlechthin und Kulturhauptstadt zumal hat diese Herausforderung offensiv angenommen.
"Der Denker gleicht sehr dem Zeichner, der alle Zusammenhänge nachzeichnen will." Diesen Aphorismus Goethes hätte Joseph Kosuth als Motto seiner Arbeit für die Frankfurter Schirn Kunsthalle wählen können.
Mit Roland Suso Richters Film "Nichts als die Wahrheit" über einen fiktiven Prozess gegen den KZ-Arzt Josef Mengele, gespielt von Götz George, wird am Mittwoch im Studiokino Babelsberg eine internationale Filmkonferenz eröffnet. Im Mittelpunkt der dreitätigen Konferenz "Babelsberg 99" steht die Film- und Fernsehbranche in Europa aus der Sicht von Produzenten.
Die "Kanalratten", wie La Fura dels Baus in lockerer Übersetzung heißen, tanzen nun auf dem Tisch. Ihr Furor kommt noch aus dem Geist der unabhängigen Gruppen während der Franco-Diktatur.
Sein Programm prägt seit Jahrzehnten die Berliner Kultur. Ende 2000 hört er endgültig aufRüdiger Schaper Wenn das keine Nachricht ist: Eckhardt hört auf.
"Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, / Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt": Drei Jahre ist es her, dass Faust, die legendäre Avantgardeband der Willy-Brandt-Ära, aus dem Reich der Mythen in die Wirklichkeit zurückkehrte. Ihr Krautrock klingt noch immer radikal, ist aber längst Goethe-Institut-kompatibel.