zum Hauptinhalt
HMS Beagle im Hafen von Sydne

© imago stock&people / imago stock&people

Tagesrückspiegel – Heute vor 191 Jahren: Charles Darwin bricht nach Besäufnis zu seiner Weltreise auf

Mit 22 Jahren studiert Charles Darwin Theologie und plant, Landpfarrer zu werden. Doch dann erhält er ein ungeheures Angebot, und alles kommt ganz anders.

Eine Kolumne von Birgit Herden

Eigentlich hätte es nur für eine paar Wochen auf die Kanarischen Inseln gehen sollen. Als der junge Charles Darwin im Frühling 1831 für die Bachelor-Prüfungen büffelt, scheint sein Leben vorgezeichnet. Der 22-Jährige studiert Theologie, begeistert sich allerdings weit mehr fürs Käfersammeln und geologische Erkundungen.

Um seine Leidenschaft für Naturwissenschaften ausleben zu können, will er Landpfarrer werden, eine nicht ungewöhnliche Kombination zu dieser Zeit in England. Mit Begeisterung liest Darwin etwa den die Schriften von William Paley – der Theologe preist das Leben und seine Myriaden von Geschöpfen, die so fabelhaft an ihre Lebensräume angepasst seien, dass sie ganz offensichtlich einer göttlichen Werkstatt entstammen müssten.

Eine ungeheure Nachricht

Zur Lektüre des Studenten gehören auch sieben Bände von Alexander von Humboldt, in denen der seine Reise nach Südamerika schildert. So entbrennt bei Darwin das Fernweh, und er beginnt, eine Reise zu planen. Auf die Kanaren soll es gehen, bevor Pfarrei und Ehestand ihn mutmaßlich für immer an England fesseln werden. Während er – nach bestandener Bachelor-Prüfung – noch versucht, zaudernden Studienfreunde in Cambridge von der Reise zu überzeugen, erreicht ihn am 29. August eine ungeheure Nachricht: Man bietet ihm die Teilnahme an einer Weltreise an.

Inmitten von politischen Unruhen beginnt Darwin mit den Vorbereitungen. Die HMS Beagle, die unter Leitung des 26-jährigen Robert FitzRoy zunächst gen Südamerika aufbrechen soll, ist nur 27,5 Meter lang, schlafen wird Darwin in einer Hängematte, die über dem Kartentisch aufgespannt ist. Finanziell unterstützt von seinem Vater, packt er Kisten voll mit Probenbehältern, Chemikalien, einem Mikroskop und anderen Präzisionsinstrumenten, Schleppnetz, Schusswaffen, Geologenhammer und natürlich Büchern.

Die Beagle soll Anfang November in Plymouth auslaufen, doch heftige Stürme verhindern immer wieder den Aufbruch. Am 10. Dezember unternimmt Fitzroy nach kurzem Aufklaren einen Versuch, wird vom aufkommenden Sturm aber bald wieder zur Umkehr gezwungen – nachdem sich der seekranke Darwin bereits einen Tag und eine Nacht hilflos erbrochen hat.

Am 25. 12. liegt die Beagle noch immer im Hafen. Die Mannschaft samt Offizieren feiern an Bord Weihnachten, bei Einbruch der Nacht ist niemand mehr nüchtern, auch Darwin nicht. Am 26. 12 herrscht endlich ideales Segelwetter, doch die gesamte Mannschaft ist entweder noch betrunken oder von Bord gegangen. Nachdem die britische Seemanns-Disziplin auf die übliche brutale Weise wiederhergestellt ist, kann es am 27. Dezember endlich losgehen. Bei klarem Himmel hisst die Beagle mit 73 Seelen an Bord ihre Segel, während Darwin letzte Briefe nach Hause kritzelt.

Es wird fast fünf Jahre dauern, bis der Forscher wieder heimkehrt. Von seiner Weltumseglung wird Charles Darwin mehr als 1500 Präparate von Tieren und Pflanzen mit sich bringen, bändeweise Tagebücher und wissenschaftliche Notizen – und im Kopf den Keim der Evolutionstheorie.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false