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Fast jeder zweite Deutsche empfindet den Geruch von Cannabis als unangenehm.

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Geruchsforscher Hanns Hatt im Interview: „Beim Cannabis rieche ich immer den Weihrauch raus“

Der Geruch von Joints stört viele Deutsche – während andere ihn lieben. Warum polarisieren manche Düfte? Hanns Hatt über die Macht der Emotion, die Tücke des Marketings und seine Zuneigung zu Misthaufen.

Herr Hatt, seit Anfang April dürfen Erwachsene in Deutschland legal kiffen. Schon vorher roch es auf den Straßen und Spielplätzen vieler Großstädte oft nach Cannabis. Woraus besteht dieser Duft?
Er setzt sich aus verschiedenen Duftstoffen zusammen, Pinene riechen etwa nach Kiefernnadeln, Humulen ist nahe am Hopfen. Cannabis und Hopfen sind auch botanisch nah verwandt, die Blüten sehen ähnlich aus.

Fast jeder zweite Deutsche empfindet den Geruch von Cannabis einer aktuellen Umfrage zufolge als unangenehm. Woher kommt das?
Das hängt wie bei allen Düften mit der Situation zusammen, in der die Leute sie zum ersten Mal gerochen haben – und ob die angenehm oder unangenehm war. Wie wir Düfte bewerten, ist nicht angeboren, es ist nicht genetisch fixiert. Nichts riecht für alle Menschen angenehm oder unangenehm. Die Bewertung wird auch durch die Erziehung und den Kulturkreis geprägt, in dem man lebt.

Wer Kiffen ablehnt, für den riecht Cannabis also schlechter?
Ja, das ist bei Zigaretten ganz ähnlich. Wenn ein Kind in einer Familie aufwächst, in der die Eltern bei Zigarettenrauch sagen: „Pfui Teufel, das stinkt“, dann wird das Kind diese Bewertung eher übernehmen. Umgekehrt natürlich auch: Wenn es in einer Familie aufwächst, in der geraucht wird, dann speichert das Kind das vielleicht als Heimat- oder Hausduft ab und verbindet etwas Positives damit. Das geht schon im Mutterleib los.

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