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Recep Tayyip Erdogan und Wladimir Putin auf einem Archivbild.

© Imago/Alexander Demianchuk

Erdogan ruft Putin zu „einseitiger Waffenruhe“ auf: Russland macht Akzeptanz „territorialer Realitäten“ zur Bedingung

In einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten versucht Erdogan, neue Lösungen zu finden. Doch der Kreml hält an seinen eigenen Spielregeln fest.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den russischen Staatschef Wladimir Putin am Donnerstag aufgerufen, eine „einseitige Waffenruhe“ in der Ukraine zu erklären.

Während eines Telefongesprächs habe Erdogan gesagt, dass „Aufrufe zu Frieden und Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew von einer einseitigen Waffenruhe und einer Vision für eine faire Lösung“ begleitet werden sollten, erklärte das türkische Präsidialamt.

Erdogan will am Donnerstag auch noch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sprechen. Der türkische Präsident hat bereits in der Vergangenheit seine guten Beziehungen zu Moskau und Kiew genutzt, um in dem Konflikt zu vermitteln. So half die Türkei dabei, das von der Uno unterstützte Getreideabkommen auf den Weg zu bringen.

Am Donnerstag forderte der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill eine Waffenruhe während der orthodoxen Weihnachtsfeiertage. Der Kreml hatte zuletzt erklärt, eine solche Feuerpause werde es nicht geben. 

Kremlchef Wladimir Putin hat in dem Gespräch mit dem türkischen Präsidenten erneut eine Anerkennung der russischen Eroberungen in der Ukraine zur Bedingung von Verhandlungen mit der Regierung in Kiew gemacht.

Putin fordert „Berücksichtigung der neuen territorialen Realität“

Nach dem Telefonat teilte der Kreml am Donnerstag mit: „Wladimir Putin hat erneut die Bereitschaft Russlands zum ernsthaften Dialog betont - unter der Bedingung, dass die Obrigkeit in Kiew die bekannten und mehrfach öffentlich gemachten Forderungen erfüllt, und unter Berücksichtigung der neuen territorialen Realität.“

Putin hatte im Herbst nach einer Reihe militärischer Rückschläge Moskaus die ukrainischen Regionen Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja offiziell annektiert.

Zu den Moskauer Bedingungen für ein Ende des Angriffskriegs gegen die Ukraine gehören zudem Kiews Anerkennung der bereits seit 2014 annektierten Krim als russisch, eine „Entnazifizierung“ und „Entmilitarisierung“ der Ukraine sowie deren blockfreier Status.

Die Ukraine wiederum hat den Abzug russischer Truppen aus ihrem Gebiet als Vorbedingung für Verhandlungen genannt. Putin kritisierte in seinem Telefonat mit Erdogan einmal mehr den Westen. Dieser spiele eine „destruktive Rolle“, indem er die Ukraine mit Waffen und militärisch wichtigen Informationen versorge, klagte der Kremlchef.

Experten zufolge hat Russland deutliche Nachteile bei der Feindaufklärung durch Drohnen und Satellitenbilder. Auch Russlands anfänglicher Vorteil an Feuerkraft ist durch die westlichen Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine inzwischen deutlich verringert worden. (AFP, dpa)

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