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Durchsuchung bei der BBC.

© AFP/SAJJAD HUSSAIN

BBC-Büros in Indien durchsucht: Steuervergehen oder Retourkutsche?

Die Büros der BBC in Delhi und Mumbai wurden von Steuerbehörden aufgesucht. Der Grund für diese Aktion dürfte wohl eine Modi-kritische Dokumentation sein, die vor Kurzem ausgestrahlt wurde.

Indiens Polizei hat am Dienstagmittag Büros der BBC in der Hauptstadt Delhi und in der Finanzmetropole Mumbai durchsucht. Ein Journalist des britischen Senders in Delhi sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Polizei habe bei der Razzia „alle Telefone“ beschlagnahmt. Obwohl es sich um eine Aktion der Steuerbehörde handeln soll, ist diese nach Angaben der Nachrichtenagentur bisher nicht zu einer Stellungnahme bereit.

Die Durchsuchung, an der laut Washington Post etwa 50 Polizisten beteiligt sind, folgt nur wenige Wochen nach Beginn eines heftigen und noch immer bestehenden Konflikts zwischen der indischen Regierung unter Premierminister Narendra Modi und der Rundfunkanstalt. Der Grund: Die BBC hatte Ende Januar die zweiteilige Dokumentation „India: The Modi Question“ (Indien: Die Modi-Frage) ausgestrahlt.

Der – offiziell nur in Großbritannien ausgestrahlte – Film argumentiert, dass Modi im Jahr 2002 als Ministerpräsident des Bundesstaates Gujarat die Polizei angewiesen habe, bei tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen ein Auge zuzudrücken. Bei den Unruhen starben mindestens 1000, meist muslimische, Menschen.

50
Polizisten sollen an der Durchsuchung beteiligt sein.

Nach der Veröffentlichung des Dokumentarfilms blockierte die indische Regierung Videos und Tweets mit Links zu dem Film. Kurz nach seiner Veröffentlichung bezeichnete Regierungsberater Kanchan Gupta ihn als „feindliche Propaganda“ und „Müll“.

Daneben versuchen Behörden und Universitäten die Verbreitung des kontroversen Dokumentarfilms zu stoppen. Verschiedene Studentengruppen organisierten weiterhin geheime Vorführungen, die Polizei nahm daraufhin zwei Dutzend Studierende fest.

Die BBC gibt auf ihrer Webseite an, vollständig mit den Behörden zu kooperieren. Die Journalistenvereinigung Editors Guild of India schreibt auf Twitter, sie sei von den „Untersuchungen“ zutiefst beunruhigt. Der Trend, die Presse durch staatliche Stellen einzuschüchtern, werde damit fortgeführt. (mit AFP)

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