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Die Zahl frei werdender Wohnheimplätze nimmt kontinuierlich ab. Hier das Studentendorf Adlershof.

© Kitty Kleist-Heinrich TSP

Wohnungsnot in Berlin: Tausende Studierende auf Warteliste für Wohnheime

Der Bau von neuen Studierendenwohnheimen in Berlin zieht sich. Studierende müssen immer länger auf einen Platz im Wohnheim warten.

Studierende, die einen Wohnheimplatz in Berlin suchen, müssen im Schnitt drei Semester darauf warten, ein Zimmer zu bekommen. Tausende stehen aktuell auf der Warteliste des Studierendenwerks. Das geht aus einer Antwort der Wissenschaftsverwaltung auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Adrian Grasse hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt.

Demnach waren 4165 Studierende zum Wintersemester 2022/23 auf der Suche nach einem Platz, unabhängig vom Einzugsdatum standen im Dezember 2022 sogar 5081 Studierende auf der Warteliste.

Die Zahl der frei werdenden Plätze nimmt dabei kontinuierlich ab. Wurden 2012 noch 66,1 Prozent der Verträge beendet, waren es 2021 nur 44,5 Prozent – ein Zeichen dafür, dass die betreffenden Studierenden anderswo keine Wohnung mehr bekommen. Tatsächlich steigt die durchschnittliche Wohndauer seit Jahren an. Die Mindestwartezeit lag vor fünf Jahren bei sechs Monaten, jetzt liegt sie bei drei Semestern, also anderthalb Jahren.

Berlin ist ohnehin einer der Hochschulstandorte mit der geringsten Quote von Wohnheimplätzen. Das ist teilweise auch historisch begründet, weil Wohnraum in der Stadt lange billig war. Das gilt allerdings schon seit langem nicht mehr. Berlin kommt trotzdem nicht hinterher, mehr Studierendenwohnheime zu bauen – auch das zeigt die Antwort eindrücklich.

2752
neue Wohnheimplätze entstanden bis 2022 – statt wie geplant 5000.

Bis zum Jahr 2020 sollten eigentlich 5000 neue Plätze geschaffen werden, hatte der damalige rot-schwarze Senat 2015 beschlossen. Klaus Wowereit als Regierender Bürgermeister hatte das sogar schon zwei Jahre zuvor versprochen. Doch davon sind bis zum August 2022 nur 2752 Plätze entstanden, die meisten davon allerdings nicht mehr unter de Ägide des Studierendenwerkes, sondern durch kommunale Wohnungsbaugesellschaften.

Berlin sei bei der Versorgung mit studentischem Wohnraum im bundesweiten Vergleich „nach wie vor Schlusslicht“, kritisiert Grasse: „Das kann nicht der Anspruch unseres Hochschulstandortes sein.“ Die Lage habe sich in den zurückliegenden Jahren bedauerlicherweise nicht verbessert. 

Durchschnittliche Miete liegt bei 388 Euro

Insgesamt gibt es aktuell rund 12.800 Plätze in Berlin. 2023 sollen 1096 neue Plätze entstehen, die Zahl dann auf 13.881 steigen. Bis 2026 sollen 17.347 Plätze zur Verfügung stehen.

„Allgemeine Probleme beim Bau neuen Wohnraums in Berlin“ würden auch bei den Wohnheimen sichtbar, erklärt die Wissenschaftsverwaltung: wie die Knappheit neuer Grundstücke, steigende Kosten bei Baumaterialien oder fehlende Kapazitäten bei Dienstleistern.

Die durchschnittliche monatliche Miete in Wohnheimen beträgt aktuell 388 Euro pro Platz. Die Spreizung der Preise ist groß: Von 290 bis über 600 Euro. Unlängst hatten Mietsteigerungen beim Studierendenwerk Diskussionen ausgelöst, die dann zurückgenommen werden sollten. Noch werde das konkrete Verfahren der Rückzahlung zwischen dem Senat und dem Studierendenwerk erarbeitet, heißt es. Einen Anspruch darauf hätten rund tausend Studierende.

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