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Sachsens Ministerpräsident (und ehemaliger Wissenschaftspolitiker) Michael Kretschmer (CDU).

© dpa / Sebastian Kahnert

„Wiarda will’s wissen“: Sachsen muss sich entscheiden

Wissenschaft ohne Weltoffenheit ist unmöglich. International erfolgreiche Forschung wollen und gleichzeitig Fremdenhass als „Verkürzung“ verharmlosen geht daher nicht zusammen.

Eine Kolumne von Jan-Martin Wiarda

Die Wahrheit ist: Sachsen ist ein weltoffenes Land. Seine Wirtschaft lebt von ihrer Exportstärke, seine Hochschulen haben nach Berlin den höchsten Anteil internationaler Studierender, seine Staatsregierung hat einen „Maßnahmenplan zur Gewinnung internationaler Fach- und Arbeitskräfte“ verabschiedet.

Und Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), ein früherer Wissenschaftspolitiker, feierte neulich, dass zwei Großforschungszentren mit internationaler Ausstrahlung ins Land kommen.

Die Wahrheit ist auch: Sachsen hat ein Problem mit Menschenfeindlichkeit. Damit meine ich nicht Gewalttaten, die hier wie überall schnell verurteilt werden.

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Ich meine die kleinen Gesten, die nicht nur halblauten Bemerkungen des Alltags, gerichtet gegen Männer, Frauen und Kinder, die anders aussehen, sprechen oder leben, als die selbst ernannten Normalbürger es für richtig halten.

Ein Porträtbild von Jan-Martin Wiarda.
Unser Kolumnist Jan-Martin Wiarda. Auf seinem Blog www.jmwiarda.de kommentiert er aktuelle Ereignisse in Schulen und Hochschulen.

© Privat

Das Problem wird umso größer, wenn jene, die es haben, es gar nicht als solches erkennen können. So wie der Bautzener CDU-Landrat Udo Witschas, der „absichtlich vor dem Weihnachtsfeste“ beruhigen wollte: Man werde den Schul- und Freizeitsport nicht „für diese Asylpolitik bluten lassen“. Keine Flüchtlinge in Turnhallen und auch nicht in freie Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, denn sonst würde man „die Gefährdung des sozialen Friedens in Kauf nehmen“.

Andere erkannten Witschas Video-Äußerung sehr wohl als das, was sie war. „Verheerend“, sagte ein Bautzener Pfarrer. Vize-Regierungschef Martin Dulig (SPD) sprach von einer „als Weihnachtsansprache getarnten Hassrede“, auch der Generalsekretär der Bundes-CDU distanzierte sich „mit Nachdruck“.

Ministerpräsident Kretschmer dagegen sagte, es sei „offensichtlich, dass es eine Verkürzung gibt“, das Video sei „völlig aus dem Zusammenhang gerissen“. Als gäbe es einen Zusammenhang, der es weniger menschenfeindlich machte.

Die Wahrheit ist: Sachsen wird sich entscheiden müssen. Und Kretschmer, der sich so für eine florierende Wissenschaft einsetzt, ebenfalls. Weltoffenheit und Menschenfeindlichkeit gehen nicht zusammen. Weder in Sachsen noch anderswo.  

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