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Der Mond als Metapher: Letztlich geht es auch in der Raumfahrt immer nur um – hier zu sehen von Orion aus – die Erde.

© AFP/Jose Romero

Mikes Mondfahrt: Orion und der Wahlkampf 2024

Der Artemis-Flug war ein voller Erfolg. Das Programm zur Rückkehr zum Trabanten ist auch politisch so voller Treibstoff wie eine SLS-Rakete.

Ein Kommentar von Richard Friebe

Die Landung der Orion-Kapsel steht nun unmittelbar bevor. Wer jetzt sagt, das war doch schon am Sonntag, hat Recht, und auch nicht. Denn am Sonntag ist sie nur „gewassert“. Landen aber, also im Hafen von San Diego ankommen, wird sie laut Nasa, Stand Dienstag Nachmittag deutscher Zeit, erst noch, vielleicht schon am Dienstag.

Man mag das für eine sprachliche Spitzfindigkeit halten. Doch solche Details können sich manchmal als vielsagend entpuppen. Es lohnt sich jedenfalls, auch jenseits des Erfolgs dieser Mission, genau hinzusehen und zu -hören.

So müsste es eigentlich hellhörig machen, dass die ersten Glückwünsche aus dem Weißen Haus nicht vom Präsidenten, sondern von seiner Vize Kamala Harris kamen.

Bidens Stille... Harris’ Wille?

Amerika ist auf dem besten Weg, mit Hilfe neuer Raumschiffe und neuer SLS-Raketen wieder Menschen zum Mond zu bringen, und der Commander-in-Chief lässt sich in der Minute des Ruhmes vertreten? Kann man darin einen Hinweis lesen, dass Joe Biden nicht erneut antreten wird? Denn dann würde möglicherweise Harris 2024 kandidieren. Der zweite Artemis-Flug, dann mit Crew, könnte in der zweiten Hälfte genau jenes Jahres starten. Es wäre die heiße Phase des Wahlkampfes. Ein dokumentiertes „Commitment“ für das Mondprogramm seitens der Kandidatin von Anfang an könnte ihr da helfen.

Bad in einer Menge... Wasser. Mit Ausnahme der Space Shuttles ist die traditionelle Art der Rückkehr zur Erde bei der Nasa, wie hier bei Orion, der „Splash down“.

© AFP/Jose Romero

Es kommt aber auch darauf an, wer gegen sie kandidieren würde. Der hochgehandelte Ron deSantis, Gouverneur in der Heimat des US-„Weltraumbahnhofs“ Florida, hätte beim Thema Weltraum ein Heimspiel. Und das Programm, das jetzt nach mehr als fünf Jahrzehnten wieder Amerikaner und fest geplant auch mindestens eine Amerikanerin zum Mond bringen könnte, wurde von Bidens Vorgänger-Administration angeordnet.

Auch hier lohnt sich ein genauer Blick auf Begrifflichkeiten und Personalien: Denn ein weiterer potentieller Kandidat 2024, Ex-Präsident Trump, watschte einst die Nasa ab, sie solle das mit dem Mond lassen und sich auf den Mars konzentrieren (ergänzt durch den Alternativ-Fakt, der Mond sei ja „ein Teil“ des Mars).

Der Mond und die Vizepräsidentschaft

Ein anderer heißt Mike Pence. Als Vizepräsident war er es, und nicht sein Boss, der der Nasa im März 2019 persönlich die Order zur Rückkehr zum Mond erteilte.

Mike Pence im März 2019 bei der Nasa

© Nasa

Daran würde er sich, die Wähler und die Gegner dann sicher erinnern. Vielleicht also entscheidet Artemis ein klein wenig mit darüber, wer im Januar 2025 im Weißen Haus landet – und wer wie eine Orion-Kapsel baden geht.

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