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Der Biss der Cheiracanthium punctorium ist für Menschen ungefährlich.

© Patrick Pleul/dpa

Achtbeiner mit kräftigem Biss: Der Ammen-Dornfinger ist Spinne des Jahres 2023

Sie gilt als eine der gefährlichsten Spinnen Mitteleuropas: Mit seinem Biss kann der Ammen-Dornfinger die menschliche Haut durchdringen und sein Gift einflößen. Vor der Spinne muss sich dennoch niemand fürchten.

Diese Spinne hat einen echten Gruselfaktor: Der Ammen-Dornfinger kann mit seinen Kieferklauen so fest zupacken, dass er durch die menschliche Haut kommt und darunter sein Gift einspritzt. Die Arachnologische Gesellschaft hat den Achtbeiner zur Spinne des Jahres 2023 gekürt.

Über den gefährlichen Ruf, den der Dornfinger hat, ist Hubert Höfer vom Naturkundemuseum in Karlsruhe überhaupt nicht glücklich. Er hat dem Tier selbst schon häufiger nachgespürt und Fotos davon geschossen. Attackiert wurde er dabei nie. „Ich kenne auch niemanden, der von dieser Spinne gebissen wurde“, sagt der Experte.

Am größten sei die Gefahr wohl, wenn man seine Hand in die Eiablage steckt, ergänzt Höfer. Der Kokon werde vom Weibchen bewacht. Der Biss gleiche Berichten zufolge einem Wespenstich und stelle keine Gefahr für den Menschen dar, zumal generell bei Spinnenbissen keine menschlichen Allergien bekannt seien.

Spinne liebt Wärme

Höfer mag den Ammen-Dornfinger. „Das ist einfach eine schöne Spinne“, sagt er. Das Männchen mit seiner gelb-roten Färbung sei sehr auffällig und zähle mit einer Körpergröße von mehr als einem Zentimeter schon zu den größeren Spinnenarten in Mitteleuropa. Der lateinische Name des Tiers, Cheiracanthium punctorium, weist auf einen dornartigen Fortsatz am Geschlechtsorgan der Männchen hin.

Da die Spinne die Wärme liebt, ist sie südlich der Alpen viel stärker verbreitet. In Deutschland meidet sie kühlere Regionen wie etwa die Mittelgebirge.

Ich kenne niemanden, der von dieser Spinne gebissen wurde.

Hubert Höfer, Naturkundemuseum in Karlsruhe

Die Vorkommen der Achtbeiner sind hierzulande ungleichmäßig verteilt. Hotspots gibt es im Rheintal zwischen Karlsruhe und Mannheim, im Saarland und der Region Frankfurt. Andere Siedlungsschwerpunkte liegen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Naturschützern zufolge geht es den Beständen der Spinne des Jahres in den Regionen ihres Hauptvorkommens ganz gut. Standen sie dort in den 80er-Jahren noch in der Rubrik „stark gefährdet“, ist dieser Warnhinweis inzwischen weggefallen. Andere Bundesländer führen sie dagegen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Die Spinnen sind nachtaktive Jäger. Im Juli nähern sich die Männchen den Weibchen zur Paarung. In der Regel bezahlen die Männer für den Sex mit ihrem Leben, kurz nach der Kopulation sterben sie. Die Spinnenfrau fertigt im hohen Gras einen schützenden Kokon für die Eier an, die sie dann im August ablegt. Als Wächterin der Brut bleibt sie dort, bis ihr Nachwuchs geschlüpft ist, und verteidigt das Gespinst mit ihren Klauen. Es ist Spaziergängern also abzuraten, an den Kokons herumzufingern - das könnte schmerzhaft enden.

Die neue Spinnengeneration bleibt in der Regel drei Wochen im Gespinst, bevor sie sich das erste Mal häutet. Dann zieht der Dornfinger-Nachwuchs los in die Welt. Während die Weibchen gegen Ende des Herbstes in der verlassenen Brutstätte sterben, überwintern ihre Kinder in kleinen Gespinsten nahe am Boden. Insgesamt lebt der Ammen-Dornfinger also maximal nur ein Jahr. (epd)

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