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Wirtschaft: Zweifel am großen Ziel

Politik und Industrie wollen an diesem Montag wieder einmal über die Chancen des Elektroautos sprechen – eine Million sollen bis 2020 unterwegs sein.

Berlin - Die deutschen Autobauer setzen offiziell darauf, den Markt für Elektrofahrzeuge vorerst weiter ohne staatliche Anreize für Käufer auf Touren zu bekommen. „Die Frage nach einer Kaufprämie hat zum heutigen Zeitpunkt nicht die erste Priorität“, sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, vor einem Spitzentreffen bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Montag in Berlin. Für das Ziel von einer Million E-Autos 2020 sei es wichtiger, bei der Entwicklung alternativer Antriebe weiter voranzukommen. Zu Jahresanfang waren in Deutschland bei 43 Millionen Pkw nur rund 4500 Elektroautos zugelassen.

Allerdings wachsen offenbar auch in der Bundesregierung die Zweifel an der bisherigen Strategie. Ein Hindernis sind die nur schleppenden Fortschritte bei der Entwicklung neuer Batterien. „Die Probleme werden aller Voraussicht auch in zwei Jahren nicht gelöst sein“, heißt es in einem Argumentationspapier aus dem Bundesforschungsministerium, aus dem die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ zitiert. Die Bedeutung dieser Forschung betont auch Wissmann: Es sei entscheidend, „Deutschland zu einem wichtigen Standort für die Entwicklung und Produktion von Batteriezellen und Batteriesystemen zu machen“. Das von der Bundesregierung beschlossene Förderpaket, das für Elektroautos unter anderem eine zehnjährige Befreiung von der Kfz-Steuer vorsieht, sei eine wichtige Hilfe beim Absatz. „Die deutschen Hersteller sind längst in den Startlöchern“, sagte Wissmann. Von aktuell drei Elektro-Modellen im Angebot soll die Palette bis 2014 auf insgesamt 15 Serienmodelle ausgebaut werden.

Auch bei anderen alternativen Antrieben ist ohne technologische Fortschritte noch kein Massengeschäft in Sicht. Ein Elektroauto mit Brennstoffzelle würde nach Einschätzung von Toyota derzeit 100 000 Euro kosten. Zum Vergleich: So teuer ist heute zum Beispiel die Luxuskarosse Mercedes-Benz S 500. „Das ist kein Preis, mit dem man an den Markt gehen kann“, sagte der Chef der Antriebsentwicklung bei Toyota Europa, Gerald Killmann, dem Magazin „Wirtschaftswoche“. Die Kosten müssten dazu um mindestens 30 oder 40 Prozent sinken.

VDA-Präsident Wissmann betonte, dass die heimischen Hersteller eine bedeutende Rolle in dem Marktsegment spielen wollten. „Selbstverständlich werden wir liefern“, sagte Wissmann mit Blick auf die von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) formulierte Erwartung, dass mehr als die Hälfte der für 2020 angestrebten eine Million Elektroautos aus deutsche Produktion stammen sollte. „Unser Marktanteil im Inland bei Neuwagen mit klassischem Verbrennungsmotor beträgt 70 Prozent. Wir haben den Ehrgeiz, auch beim Markt für Elektroautos an der Weltspitze dabei zu sein.“ dpa

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