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Wirtschaft: Wonnemonat März

Die Zahl der Arbeitslosen sinkt auf 3,5 Millionen. Die Regierung hält sogar Vollbeschäftigung für erreichbar

Berlin - Eine Krise auf dem Arbeitsmarkt ist vorerst nicht in Sicht. Wie schon im Vormonat ging auch im März die Zahl der Menschen ohne Job zurück – und zwar um 111 000 auf nun 3,51 Millionen. Damit erreichte die Arbeitslosigkeit den niedrigsten Stand in einem März seit 15 Jahren. Unter Herausrechnung witterungsbedingter Einflüsse fiel die Zahl der Erwerbslosen im Monatsvergleich um 55 000.

Der Arbeitsmarkt werde weiterhin von der guten Konjunktur getragen, erklärte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, am Dienstag in Nürnberg. „Weder der Wintereinbruch noch die Finanzkrise beeinträchtigen im Moment die gute Entwicklung auf dem Stellenmarkt“, sagte Weise. Dagegen hätten sich Arbeitsmarktinstrumente, wie etwa das Saisonkurzarbeitergeld für den Bau, erneut positiv ausgewirkt. Der Rückgang der Erwerbslosen sei zudem stärker als in den Vorjahren, erklärte Weise. Nahezu alle Gruppen profitierten davon. „Frauen, Männer, Jüngere, Ältere, Langzeitarbeitslose“, fügte der BA-Chef hinzu.

Diese Entwicklung zeigte sich auch auf regionaler Ebene. In Berlin sank die Arbeitslosenzahl im Monatsvergleich um rund 4000 auf gut 248 000. Im Vergleich zum Vorjahr waren 26 000 Personen weniger erwerbslos gemeldet. Besonders stark haben der Regionaldirektion zufolge davon ältere Arbeitslose profitiert. In Brandenburg ist die Zahl der Menschen ohne Job im März um 4800 auf rund 193 500 gesunken.

Politiker aller Parteien zeigten sich am Dienstag erfreut angesichts der Daten aus Nürnberg. Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) sagte, besonders der erneute Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit mache Mut und zeige, dass Vollbeschäftigung in Deutschland möglich sei. „Ich möchte, dass kein Bürger im Land länger als ein Jahr arbeitslos ist. Vollbeschäftigung wäre damit erreicht“, erklärte der Arbeitsminister. Auch sein Kollege aus dem Wirtschaftsressort, Michael Glos (CSU), meinte, Deutschland sei auf dem besten Wege in diese Richtung. BA-Chef Weise gab sich diesbezüglich dagegen vorsichtiger: Vollbeschäftigung „ als Ziel zu formulieren, halte ich für richtig, damit alle auf dieses Ziel hinarbeiten“, sagte er. „Als Prognose halte ich sie allerdings für falsch.“ Vollbeschäftigung heißt nicht, dass die Arbeitslosigkeit bei null liegen muss. Dafür ist der Jobmarkt zu stark in Bewegung. Von Vollbeschäftigung spricht man daher schon, wenn die Arbeitslosigkeit bei etwa drei bis fünf Prozent liegt. In diesem Jahrzehnt werde dieses Ziel aber vermutlich nicht erreicht, sagte Weise.

Für die kommenden Monate ist der BA-Chef dennoch sehr zuversichtlich. Weise geht davon aus, dass die Erwerbslosenzahl „im September, Oktober oder November an die Drei-Millionen-Marke herankommt“. Eine Abschwächung der positiven Lage sei auch danach zunächst nicht in Sicht. Stattdessen korrigierte die BA ihre Prognose für 2008 nochmals nach unten. So soll es im Schnitt 3,43 Millionen Arbeitslose geben. Bisher war sie von rund 3,5 Millionen ausgegangen.

Die Einschätzung, der deutsche Arbeitsmarkt stehe angesichts aktueller Entlassungswellen bei mehreren großen Firmen „auf der Kippe“, teilt Weise nicht. Es sei zwar richtig, dass manche große Firmen ihre Belegschaften verkleinerten, der Mittelstand stelle aber weiter kräftig ein, sagte Weise. In der Summe würden damit die Entlassungen von Konzernen überkompensiert. Neue Stellen entstünden außer im Handel und der Metall- und Elektroindustrie auch im Handwerk, während Banken und Versicherungen wegen der Finanzkrise Stellen abbauten.

Den positiven Trend beweist auch die Zahl der Erwerbstätigen – das Spiegelbild zur Arbeitslosenzahl. Laut Statistischem Bundesamt ist die Erwerbstätigenzahl im Februar binnen Jahresfrist um 532 000 auf 39,63 Millionen gestiegen.

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