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Wirtschaft: Vattenfall: Der Stromkonzern plant einen europäischen Konzern

Der schwedische Stromkonzern Vattenfall, künftiger Mehrheitsaktionär der Hamburgischen Elektricitäts-Werke (HEW) und an der Mehrheit der Anteile der Bewag interessiert, geht in die Offensive. Vorstandschef Lars-Göran Josefsson stellte am Mittwochabend vor Journalisten in Berlin klar: "Wir wollen die Mehrheit und wir wollen die unternehmerische Führung bei der Bewag.

Der schwedische Stromkonzern Vattenfall, künftiger Mehrheitsaktionär der Hamburgischen Elektricitäts-Werke (HEW) und an der Mehrheit der Anteile der Bewag interessiert, geht in die Offensive. Vorstandschef Lars-Göran Josefsson stellte am Mittwochabend vor Journalisten in Berlin klar: "Wir wollen die Mehrheit und wir wollen die unternehmerische Führung bei der Bewag." Erreicht werden soll dies über die HEW, die durch den Erwerb eines Eon-Pakets die Mehrheit und die unternehmerische Führung anstrebt. Derzeit hat die amerikanische Southern Energy bei der Bewag mit 26 Prozent die Führung. Vattenfall steht also in direkter Konkurrenz zu den Amerikanern, die auch in Zukunft das Sagen bei der Bewag haben wollen. Das Geschäft der HEW liegt durch juristische Schritte des Landes Berlin und von Southern Energy auf Eis. Southern will die Anteile selbst kaufen.

Josefsson verwies darauf, dass Vattenfall in den juristischen Streit um das HEW/Eon-Geschäft nicht direkt involviert sei. Sie stehe aber voll hinter HEW und verlasse sich auf die von Eon vertretene Position. Vattenfall halte die Zeit "reif für eine Lösung", könne die Situation aber nicht aus eigener Kraft lösen.

Josefsson warb für sein Unternehmen. Seit Jahren sei Vattenfall in Deutschland aktiv, der deutsche Markt sei für die Schweden kein ausländischer. Er sehe keine schwedische oder deutsche, sondern eine europäische Firmengruppe, die geografisch auf Skandinavien, Nord- und Ostdeutschland, die baltischen Staaten und Polen konzentriert sei. Für den Ausbau der Gruppe sei auch ein zweistelliger Milliardenbetrag darstellbar und man könne sich nicht einfach nach ein paar Jahren wieder zurückziehen. "Wir sind hier zu Hause", beteuerte Josefsson.

In zehn, vielleicht sogar schon in fünf Jahren, werde es in Deutschland nur noch fünf oder sechs große unabhängige Stromversorgungsunternehmen geben. Vattenfall werde als einer der führenden europäischen Stromlieferanten mit dabei sein. Man wolle in Deutschland mit HEW, Bewag, Veag und Envia zu einer starken vierten Kraft mit sechs bis sieben Millionen Kunden werden, sagte Josefsson weiter. Als kritische Größe bezeichnete er etwa fünf Millionen Kunden. Derzeit hat Vattenfall mit allen seinen konsolidierten Beteiligungen europaweit etwa 2,5 Millionen und in Skandinavien rund 1,3 Millionen Kunden. Die neue Gruppe hätte Erzeugerkapazitäten, das Netz und Handelskompetenz. Der Umsatz der nicht ganz 40 000 Mitarbeiter würde bei 20 Milliarden Mark liegen. In Europa nimmt Vattenfall bei den Erzeugerkapazitäten den fünften Platz ein und steht beim Umsatz etwa an achter Stelle. Beschäftigt werden rund 12 400 Mitarbeiter.

Mit Southern befinde man sich in der Diskussion, erläuterte Josefsson, die Gespräche seien noch nicht beendet. Die Amerikaner seien als Juniorpartner willkommmen. Über Lösungsmöglichkeiten äußerte sich Josefsson nur sehr vage. Er könne sich beispielsweise eine Holding vorstellen, in der Southern dann auch eine gute strategische Position bekomme. Ob man den Amerikaner beispielsweise die Führung in einen Bereich (Handel, Erzeugung, Verkauf) abgeben könnte, ließ Josefsson offen. Auch zu der Frage, wie die Holding konkret aussehen werde, äußerte sich Josefsson nicht. Die Bewag sei eine sehr gute Firma, ihr jetzt schon eine Aufgabe zuzuteilen sei verfrüht.

Ohne die Bewag sei die Gruppe sicherlich schwächer, räumte der Vattenfall-Chef ein und stellte gleichzeitig klar, dass ein gemeinsames Gebot von HEW und Bewag für die zum Verkauf stehenden Veag-Anteile nicht denkbar sei, sofern nicht vorher die Mehrheit bei der Bewag erreicht werde. Interessant an der Veag seien vor allem die hochmodernen Kraftwerke. Die Abschreibungsproblematik sei hingegen eher kurzfristiger Natur.

dr

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