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Konjunktur: Stimmung läuft dem Aufschwung voraus

Das Geschäftsklima bessert sich seit zehn Monaten, Top-Manager und IWF rechnen mit Wachstum. Dass sich eine selbsttragende Nachfrage einstellt, ist jedoch nicht sehr wahrscheinlich.

Die Spitzenmanager großer Unternehmen blicken mit wachsendem Optimismus in die Zukunft. Auch die Stimmung in der Wirtschaft insgesamt bessert sich – weltweit und in Deutschland. Der vom Münchener Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex ist im Januar zum zehnten Mal in Folge gestiegen, wie die Wirtschaftsforscher am Dienstag mitteilten. Gedeckt wird der Trend von den Aussagen von 1200 Spitzenmanagern, die das Beratungsunternehmen Pricewaterhouse-Coopers (PwC) befragt hat. Ergebnis der Umfrage, die dem Tagesspiegel vorliegt: Zwei von drei Vorstandschefs prognostizieren einen Konjunkturaufschwung spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2010, nur knapp 30 Prozent rechnen erst 2011 mit einer Erholung. PwC wird die Studie zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums in Davos an diesem Mittwoch veröffentlichen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) korrigierte am Dienstag seine Wachstumsprognose für Deutschland kräftig um 1,2 Punkte auf 1,5 Prozent nach oben.

ANGST VOR ARBEITSLOSIGKEIT

Nach dem Krisenjahr 2009 ist die deutsche Wirtschaft mit viel Zuversicht ins neue Jahr gestartet. Der monatlich erhobene Ifo-Index, für den 7000 Unternehmen befragt werden, stieg im Januar um mehr als einen Punkt auf 95,8 Punkte und damit stärker, als von Volkswirten erwartet. „Die wirtschaftliche Erholung setzt sich zu Beginn des neuen Jahres fort“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Der Index, der als wichtiger Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft gilt, liegt jetzt auf dem Niveau vor der Lehman-Pleite im Herbst 2008. 2006 und 2007 bewegte er sich allerdings durchgehend bei weit über 100 Punkten. Zuletzt beurteilten die Firmen sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate besser als noch im Dezember. Der Index für die Geschäftslage legte von 90,4 auf 91,2 Punkte zu. Die Erwartungen verbesserten sich von 98,9 auf 100,6 Punkte.

Vor allem im Auslandsgeschäft, das bei den meisten Firmen besonders stark gelitten hatte, rechnen die Firmen mit einer Belebung. „Die Maschinen und Anlagen lasten die Industriefirmen zwar weiterhin unterdurchschnittlich, aber stärker als im vergangenen Herbst aus“, sagte Sinn. Das Fragezeichen bleibt die Beschäftigungslage, da die Entwicklung am Arbeitsmarkt als größte Gefahr für die Erholung der Wirtschaft gilt. Der Ifo-Befragung zufolge wollen die Firmen trotz des wachsenden Optimismus etwas Personal abbauen.

Die wachsende Angst vor Arbeitslosigkeit verschlechtert bereits das Konsumklima seit vier Monaten. Bislang bekommt der Einzelhandel dies laut Ifo aber noch nicht zu spüren und berichtet von einer fast unveränderten Geschäftslage. Der strenge Winter macht unterdessen der Bauindustrie zu schaffen. Auch hier sehen die Unternehmer aber zuversichtlicher in die Zukunft.

OPTIMISTISCHE TOP-MANAGER

Weltweit rechnen 81 Prozent der von PwC befragten Top-Manager (CEO) 2010 mit steigenden Erlösen. Dabei ist der Anteil der Befragten, die ihre Umsatzentwicklung „sehr zuversichtlich“ einschätzen, mit 31 Prozent deutlich höher als in der Umfrage aus dem Jahr 2009 (21 Prozent). Verglichen mit ihren Kollegen in Frankreich und Großbritannien sind die Vorstandschefs deutscher Unternehmen besonders zuversichtlich. Mit steigenden Umsätzen rechnen 87 Prozent, hingegen nur 71 Prozent der Briten und 80 Prozent der Franzosen. Deutlich vorsichtiger ist hierzulande aber die Personalplanung. Nur 27 Prozent der deutschen Manager wollen 2010 neue Jobs schaffen, während 40 Prozent mit einem Stellenabbau rechnen. Arbeitsplätze werden laut PwC-Umfrage vor allem in den Schwellenländern Brasilien, Indien und China entstehen. „Die Personalplanung deutscher CEOs erscheint nicht nur vor dem Hintergrund ihrer überdurchschnittlich hohen Wachstumserwartungen überraschend“, sagte Hans Wagener, PwC-Vorstandssprecher. Auch der von den Chefs erkannte Fachkräftemangel spreche eher gegen einen Beschäftigungsabbau zur kurzfristigen Kostensenkung.

WELTWIRTSCHAFT WÄCHST WIEDER

Aus dem aktualisierten Weltwirtschaftsausblick des IWF geht hervor, dass die Welt und vor allem Deutschland die schwerste Rezession seit Jahrzehnten deutlich schneller hinter sich lassen als erwartet. Dank massiver staatlicher Hilfen sei global ein Zuwachs von 3,9 Prozent zu erwarten – 0,8 Punkte mehr als zunächst vorausberechnet, heißt es in dem am Dienstag in Washington vorgelegten Ausblick. Trotz der besseren Aussichten gebe es allerdings nach wie vor nur wenige Hinweise, dass sich zumindest in den Industriestaaten eine selbsttragende Nachfrage einstelle. Größte Stolpersteine für den Aufschwung seien hohe Arbeitslosigkeit, ein angeschlagener Finanzsektor und die hohe Staatsverschuldung. (mit rtr, dpa)

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