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Wirtschaft: Schering wächst, doch die Aktie fällt

Das Berliner Pharmaunternehmen konnte 2002 deutlich zulegen – Die Wechselkursrisiken sind abgesichert

Berlin (pet). Der Berliner Pharmakonzern Schering hat trotz großer Währungsprobleme das Betriebsergebnis 2002 zweistellig gesteigert und ist auch für das laufende Jahr optimistisch. „Wir erwarten im Jahr 2003 für den Konzern ein Wachstum in lokalen Währungen im hohen einstelligen Bereich“, sagte ScheringVorstandschef Hubertus Erlen am Freitag bei der Bilanzvorlage in Berlin. Obwohl die Zahlen im Rahmen der Analystenerwartungen lagen, musste die Schering-Aktie an der Börse gegen den Dax-Trend einen deutlichen Abschlag hinnehmen.

Vor allem dank des starken Geschäftes in den USA und des zweistelligen Wachstums bei dem Multiple-Sklerose-Medikament Betaferon sowie der Anti-Baby-Pille Yasmin steigerte Schering den Umsatz im vergangenen Jahr um vier Prozent auf rund fünf Milliarden Euro. Negativ bemerkbar machte sich der im Verhältnis zum Euro schwache Dollar. Schering macht inzwischen mehr als 50 Prozent seines Umsatzes in Dollar-Regionen, bilanziert aber in Euro. Nur noch zehn Prozent des Umsatzes kommen aus Deutschland. Der Betriebsgewinn stieg deutlich um elf Prozent auf 741 Millionen Euro. „Damit war das Jahr 2002 das siebente Jahr in Folge mit einem deutlichen Anstieg unseres Ergebnisses“, sagte Unternehmenschef Erlen. Die Aktionäre werden davon profitieren: Der Vorstand will dem Aufsichtsrat auf der Hauptversammlung am 10. April eine Dividende von 0,93 Euro vorschlagen – das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.

Die USA bleiben der wichtigste Markt für Schering. Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen hier knapp 1,3 Milliarden Euro um – 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Dennoch musste Schering auch in den USA Rückschläge hinnehmen – und das nicht nur wegen des schwachen Dollars. So wurde die erwartete US-Zulassung für die Hormonprodukte und Hoffnungsträger Angeliq und Climara Pro nicht erteilt. Wann das geschehen wird, ist noch immer nicht sicher.

Dennoch rechnet Erlen auch im laufenden Jahr mit einem überdurchschnittlichen Wachstum auf dem lukrativen US-Markt. Der Konzernchef bestätigte auch das Ziel, dass Schering bis zum Jahr 2005 einen Anstieg des Konzernumsatzes auf mehr als sechs Milliarden Euro erwartet, ein Drittel davon soll in den USA erzielt werden. Umsatzstärkstes Produkt bleibt das Multiple-Sklerose-Medikament Betaferon. Analysten hatten das Produkt im vergangenen Jahr sehr genau beobachtet, weil das Schweizer Biotech-Unternehmen Serono in den USA das Konkurrenzprodukt Rebif auf den Markt gebracht hatte. Der befürchtete Umsatzeinbruch ist aber ausgeblieben. Auch die Sorge, dass in den USA schon bald ein billiges Nachahmeprodukt (Generikum) für die umsatzstarke Anti-Baby-Pille Yasmin zugelassen werden könnte, hat Schering-Chef Erlen vorerst zerstreut. „Ich halte das für extrem unwahrscheinlich“, sagte er.

Gegen eine weitere Gefahr kann sich das Unternehmen allerdings nicht vollständig absichern: die starken Wechselkursschwankungen in den USA, Japan, Argentinien und Brasilien. Aus diesem Grund gab Erlen die Prognose für das laufende Jahr in lokalen Währungen an. Danach erwartet der Konzern für 2003 ein Umsatz- und Gewinnwachstum im hohen einstelligen Bereich. Das Gewinnwachstum soll wie in den Vorjahren höher ausfallen als das Umsatzwachstum. Finanzvorstand Klaus Pohle sagte aber, die Währung sei weitgehend abgesichert. Für die Biotech-Tochter Metagen plant Schering offenbar die Fusion mit anderen Biotech-Firmen. Details nannte Pohle aber nicht. Für ihn war es die letzte Bilanzpressekonferenz. Pohle wird im April nach mehr als 22 Jahren im Schering-Vorstand in den Ruhestand gehen.

Die Schering-Aktie bleibt trotz guter Zahlen schwach. Der Wert verlor am Freitag im Tagesverlauf bis zu 3,7 Prozent. Er schloss bei 34,71 Euro (minus 0,9 Prozent). Analysten hatten keine Erklärung für den Verlust. Die Experten der Investmentbank Merrill Lynch gehen davon aus, dass die Aktie im Vergleich zur Branche derzeit mit einem Abschlag von 20 Prozent gehandelt wird.

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