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Wo ist die Arbeit? Ohne das Engagement ausländischer Geschäftsleute stünde es um den Mittelstand in der Hauptstadt deutlich schlechter.

© dpa

Mittelstand: Polen schaffen Wachstum in Berlin

Rund 14 Prozent der Gewerbebetriebe in der Bundeshauptstadt sind in ausländischer Hand. Wichtigster Markt sind die USA.

Ohne ausländische Geschäftsleute ist die Berliner Wirtschaft nicht denkbar. Ihr Anteil an den Gewerbetreibenden stieg 2011 um 1,4 Prozent auf knapp 14 Prozent. Dabei stellt die polnische Business Community mit 7368 Betrieben die meisten ausländischen Gewerbe in der Stadt. Die Türken folgen auf dem zweiten Platz mit 5370 Betrieben. „Insgesamt gehören die ausländischen Gewerbetreibenden 170 Nationalitäten an“, schreibt die IHK in einer Studie unter dem Titel „Internationale Wirtschaft in Berlin“.

Gegenstand der Untersuchung ist neben den Aktivitäten ausländischer Firmen auch die Außenhandelsentwicklung. „Wir beobachten mit Stolz, dass sich ,Made in Berlin’ auf dem Weltmarkt so erfolgreich verkauft“, schreiben IHK- Präsident Eric Schweitzer und Hauptgeschäftsführer Jan Eder. Dieser Trend hat zum relativ starken Wachstum im ersten Halbjahr beigetragen. Das Berliner Bruttoinlandsprodukt wuchs um 1,8 Prozent, bundesweit gab es nur 1,1 Prozent. „Unsere Wirtschaft ist robuster als in den anderen Bundesländern“, meinte Eder.

Das liegt unter anderem daran, dass die wichtigsten Absatzländer der Berliner Firmen außerhalb des schwächelnden Euro-Raums liegen: Die meisten Produkte gehen in die USA. Russland und China liegen auf den Plätzen zwei und drei, erst dann folgt mit Frankreich ein Abnehmerland aus der Euro-Zone. Alles in allem ging im vergangenen Jahr nur ein Viertel der Berliner Exporte in den EuroRaum, im Jahr zuvor waren es noch 27,5 Prozent.

Der Wert der Ausfuhren insgesamt stieg zuletzt auf 12,8 Milliarden Euro, das war so viel wie noch nie und gut ein Fünftel mehr als im Krisenjahr 2009. Die Exportquote erhöhte sich leicht auf 12,6 Prozent, das liegt noch deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Dennoch behauptet sich nach Einschätzung der IHK „die Berliner Industrie immer erfolgreicher auf den internationalen Märkten“. Das hängt maßgeblich mit drei Produkten oder Produktgruppen zusammen. Geräte zur Elektrizitätserzeugung und -verteilung (Generatoren und Akkumulatoren zum Beispiel), pharmazeutische Erzeugnisse (etwa von Bayer Pharma und Berlin Chemie) sowie Kraftmaschinen (Gasturbinen von Siemens oder MAN) machen fast 30 Prozent aller Ausfuhren Berlins aus. Diese Güter verkaufen sich gut in den dynamischen BRIC-Staaten und der Golfregion.

Überproportional zugelegt haben in den vergangenen Jahren Gewerbeanmeldungen von Ausländern. „Allein auf die Jahre 2010/11 entfallen mehr als ein Drittel aller Neuanmeldungen“ ausländischer Gewerbe, schreibt die IHK. Gemessen am Verhältnis Gewerbetreibender zur Gesamtbevölkerung haben sich die ausländischen Geschäftsaktivitäten inzwischen den deutschen angeglichen. Deutsche wie ausländische Geschäftsleute sind vor allem im Handel aktiv. An zweiter Stelle folgt der Bau. Im vergangenen Jahr gab es im Berliner Baugewerbe gut 7100 ausländische Betriebe; mehr als die Hälfte davon wurde in den Jahren 2010/ 2011 gegründet, was auf eine rege Bautätigkeit in der Stadt hinweist. „Stärkste Kraft sind hier Gewerbetreibende aus den osteuropäischen Staaten“, schreibt die IHK. 86 Prozent aller ausländischen Baufirmen seien polnisch, bulgarisch, rumänisch oder lettisch.

Von den fast 7400 polnischen Betrieben in der Stadt verdienen 42 Prozent ihr Geld auf dem Bau. Viele Polen bieten ferner ihre Dienste für die Gebäudebetreuung und im Garten- und Landschaftsbau an. In Berlin leben 44 000 Polen, davon die meisten in Mitte, Neukölln und Charlottenburg-Wilmersdorf. Die größte ausländische Gemeinschaft in der Stadt sind indes nach wie vor die Türken mit 103 000 Personen türkischer Staatsangehörigkeit; dazu kommen außerdem 74 000 Deutsche türkischer Abstammung.

Die Zahl der türkischen Betriebe sank im vergangenen Jahr um 300 auf knapp 5400. Aber nach Einschätzung der IHK könnte dies „auf die hohe Einbürgerungsquote der türkischen Bevölkerung zurückzuführen sein“. Die meisten Firmen mit türkischen Besitzern sind im Handel tätig, an zweiter Stelle folgt die Gastronomie und dann die Güter- und Personenbeförderung.

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