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Wirtschaft: Oracle-Fund-Anleger bangen um 300 Millionen Dollar

Prozess gegen Fortis-Tochter beginnt auf den Bahamas

Frankfurt(Main) (ina/HB). „Die bieten uns ein klägliches Schauspiel.“ Der Schweizer Bertram Beier (Name von der Redaktion geändert) ist wütend auf die niederländische Fortis Bank: „Umgerechnet 20000 Euro habe ich in den Oracle Fund investiert, viel davon ist verloren.“ Aber, sagt der 87Jährige erleichtert, „jetzt hat es mit der Vezögerungstaktik von Fortis ein Ende. Die Sache kommt endlich vor Gericht und in die Medien.“

Am Montag um 10 Uhr Ortszeit eröffnete Richter Hugh Small im Finanzzentrum Nassau auf den Bahamas den Prozess gegen die verantwortliche Fondstochter der Fortis Bank, die zu den zehn größten europäischen Vermögensverwaltern zählt. Es geht um fast 300 Millionen Dollar an Anlegergeldern, wovon nach Handelsblatt-Recherchen wahrscheinlich zwei Drittel verloren sind. Den Anlegern wurde versprochen, dass ihr Geld in sichere US-Anleihen fließen würde. Stattdessen vertraute Fortis die Mittel dubiosen Beratern an. Geschädigt wurden überwiegend europäische Privatinvestoren. Anwälte schätzen, dass mindestens eine hohe dreistellige Zahl von Investoren betroffen ist. Dazu gehören vor allem Kunden der international tätigen Banken UBS und HSBC.

Der Vorwurf an die Fortis-Dependance auf den Bahamas lautet, dass die Verantwortlichen Rhonda D. McDeigan-Eldridge, Barry W. Herman und Anthony L.M. Inder Reiden keine Kontrolle über die Anlage der Gelder ausübten. Der Prozess, der voraussichtlich sechs bis acht Wochen dauern wird, soll die Frage klären, ob Fortis Fund Services (Bahamas) Limited für die angefallenen Verluste haftbar ist. Anwälte erwarten, dass das Gericht im Sinne der Geschädigten entscheidet, dass die Betroffenen aber damit rechnen müssen, dass Fortis Berufung einlegt.

Unabhängig von diesem Prozess zur Klärung der Haftungsfrage sind außerdem Schadenersatzklagen von UBS und HSBC sowie dem niederländischen Unternehmen Hunter Douglas, anhängig. Und diese sollen erst im Januar 2004 vor Gericht verhandelt werden. Wenn es nicht zu einem Vergleich kommt, zeichnet sich eine langwierige und zähe Auseinandersetzung ab. Dies ist der größte Skandal um europäische Anlagegelder seit der Peter-Young-Affäre von 1996. Young managte damals zwei Fonds für die Deutsche-Bank-Tochter Morgan Grenfell. Er verspekulierte Kundengelder und kostete die Deutsche Bank fast 400 Millionen Pfund.

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