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Eon-Offerte: Neue Runde im Poker um Endesa

Knapp ein Jahr nach der ersten Ankündigung könnte die Annahmefrist für die Übernahme des spanischen Endesa-Konzerns starten. Die letzten Auflagen sind aus dem Weg geräumt und die Summe eigentlich konkurrenzlos.

Düsseldorf - Wenn jetzt alles im Sinne von Eon-Chef Wulf Bernotat läuft, werden die Karten im Poker um den spanischen Stromversorger Endesa bald neu verteilt. Nachdem der Oberste Gerichtshof in Madrid vor wenigen Tagen den Weg für den Fortgang des Übernahmeprozesses geebnet hatte, wird in dieser Woche ein weiteres Gericht voraussichtlich grünes Licht geben. Läuft alles glatt, könnte Anfang Februar - genau ein Jahr nach der Ankündigung des Zukaufs - die Annahmefrist für das Eon-Gebot offiziell starten. Dann haben die Endesa-Aktionäre das letzte Wort.

Doch für Eon ist die Akquisition keineswegs in trockenen Tüchern. Das Tauziehen zwischen Endesa könnte noch einmal richtig losgehen. "Das wird noch ein ganz hartes Rennen", sagt ein Branchenkenner. Bevor die Endesa-Aktionäre entscheiden, wird es wieder richtig spannend: Die Börsenaufsicht fordert die Bieter Eon und Gas Natural auf, ihr in versiegelten Briefen die endgültigen Gebote zu nennen.

Liegen sie weit auseinander, kommt vermutlich nur eines zum Zuge. Mit einer Spanne von 22 Milliarden Euro (Gas Natural) gegenüber 37 Milliarden Euro (Eon) ist das derzeit der Fall. Wollen die Katalanen im Rennen bleiben, müssen sie nachlegen. Das Endesa-Management steht ohnehin den Düsseldorfer Avancen aufgeschlossener gegenüber. Die Offerte von Gas Natural gilt bei den Madrilenen als feindlich. Allerdings hat sich Endesa bislang zur aufgestockten Eon-Offerte noch nicht geäußert. Dies wird das Management voraussichtlich kurz nach dem Beginn der Annahmefrist tun.

Eon-Angebot kaum zu toppen

"Unser Ziel ist die Mehrheit, dafür werden wir kämpfen", betont ein Eon-Sprecher und wiederholt, was Bernotat in den vergangenen Monaten bei jeder Gelegenheit gebetsmühlenartig erklärte: "Wir sind zuversichtlich, die Transaktion erfolgreich abschließen zu können." Mit der fast vollständigen Aufhebung der Bedingungen durch die spanische Regierung und dem Entscheid des Obersten Gerichtshofs gewinnt Bernotat zunehmend die Oberhand im Tauziehen um Endesa. Schon der gebotene Preis von 37 Milliarden Euro gilt in der Branche kaum als zu toppen.

Doch um die milliardenschwere Übernahme sicher in den Hafen zu fahren, braucht er nicht nur die Kapitalmehrheit von 50,1 Prozent für die Eon-Kaufofferte. Er benötigt auch die Zustimmung der Endesa-Aktionäre zur Abschaffung der Stimmrechtsbeschränkung. Derzeit liegt sie laut Endesa-Statuten bei zehn Prozent. Dabei kann allerdings davon ausgegangen werden, dass der Aktionär, der den Eon-Zukauf will, auch für die Abschaffung der Stimmrechtsbeschränkung ist. Das soll auf einer außerordentlichen Endesa-Hauptversammlung geschehen, die noch während der offiziellen Angebotsfrist, die vermutlich 60 Tage laufen wird, stattfinden soll.

Acciona-Strategie undurchsichtig

Und dann gibt es noch den spanischen Baukonzern Acciona und andere, die Eon einen Strich durch die Rechnung machen wollen. Zudem behakeln sich alle Beteiligten immer wieder mit Beschwerden bei Gerichten und Aufsichtsbehörden. Dabei ist die Strategie des Baukonzerns höchst undurchsichtig und selbst eingefleischten Analysten nicht klar. In den vergangenen Tagen hat Acciona seinen Endesa-Anteil auf über 21 Prozent aufgestockt und plant eine weitere Erhöhung bis auf knapp unter 25 Prozent - sonst wäre ein öffentliches Kaufangebot fällig. "Das ist reiner Wahnsinn", sagt ein Kenner aus der Branche.

Acciona hat für die Aufstockung des Aktienkapitals an Endesa bereits viel Geld ausgegeben und spekuliert möglicherweise auf ein erhöhtes Eon-Angebot. Das Unternehmen müsste eigentlich ein Interesse an einem Erfolg der Düsseldorfer haben. Denn sollten der Eon-Erwerb am Ende scheitern, und der Endesa-Kurs einbrechen, dann hätte Acciona sehr viel Geld verbrannt. (Von Peter Lessmann, dpa)

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