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Wirtschaft: Infineon startet schwach ins neue Jahr

Der deutsche Chip-Hersteller Infineon rechnet nach hohen Verlusten im vergangenen Quartal auch im gesamten Geschäftsjahr 2002 (Ende: 30. September) mit roten Zahlen.

Der deutsche Chip-Hersteller Infineon rechnet nach hohen Verlusten im vergangenen Quartal auch im gesamten Geschäftsjahr 2002 (Ende: 30. September) mit roten Zahlen. Wegen der zuletzt gestiegenen Preise für Speicher-Chips und einer höheren Nachfrage im Mobilfunksektor rechnet Infineon-Chef Ulrich Schumacher aber mit einer Besserung der Situation. "Wir sind der Ansicht, dass wir die schlimmste Phase der dramatischsten Rezession im Halbleitermarkt hinter uns haben", sagte er am Montag in einer Telefonkonferenz. In den kommenden Quartalen wolle er die Verluste schrittweise senken.

Infineon stellt Halbleiterprodukte für Computer-Hersteller, Telekommunikationsfirmen und Autoproduzenten her. Im vergangenen Jahr litt die gesamte Chip-Branche unter der schwachen Konjunktur und starken Überkapazitäten. Beides führte dazu, dass die Preise für Speicherchips, die rund 30 Prozent des Infineon-Umsatzes ausmachen, stark eingebrochen sind. Den Tiefpunkt erreichten die Preise im November, als viele Hersteller die Speicher zu Preisen deutlich unter den Herstellkosten auf den Markt geworfen haben. Infineon steuerte mit einem Kostensenkungsprogramm gegen und kündigte die Entlassung von 5000 Mitarbeitern an. Um eine Liquiditätskrise abzuwenden, verschaffte sich der Konzern frisches Kapital am Kaptitalmarkt.

Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres, das am 30. September endet, bekam Infineon die Branchenkrise deutlich zu spüren. Der Umsatz brach um 38 Prozent im Vergleich zu Vorjahresquartal auf 1,03 Milliarden Euro ein. Der Nettoverlust lag bei 331 Millionen Euro. Im ersten Quartal des Vorjahres machte der Konzern noch einen Nettogewinn von 280 Millionen Euro. Damit lag der Konzern im Rahmen der Erwartungen der meisten Analysten. Trotzdem gab die Aktie bis zum Nachmittag um über vier Prozent auf 22,42 Euro nach.

Eindeutige Anzeichen für eine nachhaltige Erholung des Gesamtmarkts gebe es noch nicht, sagte Schumacher. "Es ist möglich, dass die zuletzt gestiegenen Speicherpreise nur ein Zwischenhoch sind", so Schumacher. Er könne sich nicht vorstellen, dass sich die Preise für Speicherchips in den kommenden Monaten so stark erhöhen, dass im Gesamtjahr schwarze Zahlen möglich seien. Noch immer liegen die Speicherpreise laut Schumacher unter den Vollkosten für die Herstellung. Im ersten Quartal erzielte der Speicherbereich einen Verlust vor Steuern und Zinsen von 371 Millionen Euro nach einem kleinen Gewinn im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz im Speicherbereich gab im Jahresvergleich um 43 Prozent auf 285 Millionen Euro nach.

Der Preiskampf bei Speicherchips hatte in den vergangenen Monaten zu einer Konsolidierung der Branche geführt. Die japanischen Technologiekonzerne Toshiba und Nec sind aus dem Geschäft weitgehend ausgestiegen. Mit Micron und Hynix verhandeln die Nummer zwei und drei der Halbleiter-Branche über eine Fusion. Auch Infineon-Chef Schumacher bestätigte Kooperationsgespräche mit der Konkurrenz. Eine Zusammenarbeit dürfe Infineon aber nichts kosten. "Für Infineon macht die Zusammenarbeit mit einem taiwanischen Hersteller Sinn", sagt Michael Anschütz, Chip-Analyst der Bankgesellschaft Berlin. "In einigen Jahren werden zwei Drittel der elektronischen Bauelemente in Asien produziert."

Auch die meisten anderen Geschäftsfelder von Infineon schwächelten. So sanken die Erlöse mit Chips für Sicherheits- und Chipkarten um 47 Prozent auf 82 Millionen Euro. Lediglich in der Automobil- und Industrieelektronik konnte Infineon den Umsatz leicht steigern. Dies war auch das einzige Segment, das schwarze Zahlen schrieb. Hier befürchtet Schumacher aber wegen der Autoflaute einen stärkeren Preisdruck in den kommenden Monaten.

msh

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