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Immobilien: Blütenpracht auf dem Fensterbrett

Azaleen vermitteln bereits im Winter einen Hauch von Frühling

Wenn draußen alles ein wenig trostlos aussieht, bringen Azaleen Farbe auf viele Fensterbänke: Wochenlang verschwinden die Blätter der kleinen Gehölze unter ein oder auch mehrfarbigen Blüten in Weiß, Rosa oder Rot.

Wer das erleben will, sollte seine Azalee pflegen. Denn die Sträucher sind keine Wegwerfpflanzen. Beim Kauf lautet die Faustregel: 50 Prozent der Knospen sollen Farbe zeigen. Sind es weniger, blühen nicht alle Knospen sicher auf. Sind es mehr, verkürzt sich die Freude an den blühenden Sträuchern.

Doch die Pflege ist nicht ganz einfach, denn Azaleen verzeihen keine Fehler beim Gießen und wollen es weder zu nass, noch zu trocken haben. Die Blätter werden stumpf und beginnen zu hängen. Das kann dazu führen, dass ein vermeintlich zu trockener Topf gegossen wird, während das Wasser tatsächlich schon im Übertopf steht. Am sichersten ist es daher, den Topf je nach Größe und Zimmertemperatur alle zwei bis vier Tage eine halbe Stunde lang zu tauchen und dann abtropfen zu lassen. Wer lieber gießen will, sollte regelmäßig die Erdfeuchte mit dem Finger überprüfen.

Lohn der Mühe sind Pflanzen, deren Knospen an einem hellen, nicht sonnigen Standort komplett aufblühen. Je kühler die Pflanze steht, desto länger zeigt sich die Pracht. Gedüngt wird während der Blüte nicht. Das passiert erst, wenn sich die ersten Blatttriebe zeigen.

Wichtig ist es zu diesem Zeitpunkt auch, die verblühten Blütenstände abzuschneiden oder auszuknipsen, damit die jungen Triebe sich richtig entfalten können. Sind die jungen Blätter vollständig ausgebildet, wird nochmals gestutzt, damit die Pflanze in Form bleibt.

Sobald kein Frost mehr droht, kommt die Azalee an einen schattigen Platz nach draußen. Auch dort muss sie gleichmäßig gegossen werden. Nun heißt es, Geduld haben bis zum Herbst. Erst dann sind wieder runde, grüne Blütenknospen an den Triebspitzen zu entdecken. Werden die Pflanzen kurz vor dem Wintereinbruch ins Haus geholt, dauert es nicht mehr lange, bis die ersten Knospen Farbe zeigen.

Im Trend liegen momentan weiß blühende Sorten von Rhododendron simsii, so der botanische Name der Azalee. Aber auch die kräftig purpurnen, die weich orangeroten oder die cognacfarbenen Exemplare sind sehr gefragt. Mit dieser Pracht konnten die ersten Azaleen, die nach Europa kamen, nicht mithalten: Sie blühten nur rosa bis purpurrot, wie das ihre Ahnen in den kühlfeuchten Gebirgstälern Chinas und Japans noch heute tun und hatten zudem kleinere Blüten.

Bei wilden Azaleen kommt es immer wieder zu spontanen Farbveränderungen, so genannten Sports. Den Züchtern kommt dies entgegen, lässt sich doch aus einem solchen Zweig eine völlig neue Sorte aufbauen. Man muss nur Stecklinge schneiden, die wiederum Stecklinge liefern und so weiter.

Bis auf die Farbe hat dann die neue Sorte die gleichen Eigenschaften wie die Mutterpflanze. Es gibt also keine Unsicherheiten in Bezug auf Größe oder Wuchsform. Auf die Sports allein ist die heutige Sortenvielfalt dennoch nicht zurückzuführen: Die überwiegende Zahl der 2000 Sorten aus 180 Jahren Züchtungsarbeit in Europa entstanden durch mühsames Kreuzen, Aussäen und Sichten. In der Regel dauert es zehn Jahre, bis auf diesem Weg eine Neuheit entsteht.

Neben Rhododendron simsii spielt beim Kreuzen auch Rhododendron obtusum eine Rolle. Topfsorten, in denen besonders viel Blut dieser Indischen Azalee – wie sie früher genannt wurde – fließt, sind an den kleinen, einfachen Blüten und dem lockeren Wuchs erkennbar. Typisch dafür ist die zierliche rosarote Sorte ,Kirin‘, die schon 1919 von „Pflanzenjäger“ Ernest Henry Wilson gezüchtet wurde.

Wilson entdeckte eine ganze Reihe von Arten. Von seiner letzten Reise Anfang des 20. Jahrhunderts brachte er die so genannten „50 Wilson-Azaleen“ mit: Obtusum-Sorten, die Topf- wie Gartenazaleen gleichermaßen beeinflussten. Sie ließen sich durch Stutzen und Formen leicht auf das richtige Format für den Blumentopf bringen. Azaleen-Hochstämme, -Pyramiden und ausladende Schaupflanzen vermitteln aber nach wie vor eine Ahnung davon, was in den Pflanzen steckt, wenn man sie wachsen lässt. Tsp/gms

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