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Wirtschaft: Europas teures Spielzeug

Vor gut 288 Jahren lobte die britische Regierung die fürstliche Summe von 20000 Pfund für die Lösung eines komplexen Problems aus: die genaue Feststellung der eigenen Position während einer langen Seereise. Das ist heute leicht.

Vor gut 288 Jahren lobte die britische Regierung die fürstliche Summe von 20000 Pfund für die Lösung eines komplexen Problems aus: die genaue Feststellung der eigenen Position während einer langen Seereise. Das ist heute leicht. Seefahrer schalten ihr GPS-Gerät an, warten einen Moment auf die Satellitenberechnung und - presto! - die exakte Position ist da. Offensichtlich ist dies jedoch nicht leicht genug für die Europäische Union. Diese machte am Dienstag eine 500-Millionen-Dollar-Anzahlung für ein "Galileo" genanntes Satellitennetzwerk, das mit dem "Global Positioning Service" (GPS) des US-Militärs konkurrieren soll, das jedem zur freien Verfügung steht.

Die Regeln des britischen Wettbewerbs waren so festgelegt: Wer eine Vorrichtung vorlegt, die die Schiffsposition nach einer sechswöchigen Reise auf 30 Meilen genau festlegt, hat das Geld gewonnnen. Sextanten und Oktanten gab es da zwar schon, aber sie halfen nur zu bestimmen, wie weit nördlich oder südlich man war. Die Lösung war eine Uhr, oder genauer, der Chronometer des Briten John Harrison. Mit der Startzeit und der Ortszeit am Aufenthaltsort des Schiffes konnte man den Längengrad leicht bestimmen und der Breitengrad konnte auf diese Weise auch leichter errechnet werden. Aber von woher sollte gemessen werden? Der Breitengrad ist einfach, da durch Pole und Äquator begrenzt, aber jeder Ausgangspunkt für Längenmessung muss willkürlich sein. Frankreich wollte den Nullpunkt in Paris, Großbritannien legte das symbolische Weltzentrum ein Stück außerhalb von London fest. Letztendlich haben die Briten gewonnen. Wenige erinnern sich an und niemand benutzt den Pariser Meridian, der genauso funktioniert hätte. Manche Dinge sind natürlicherweise einmalig. Ein Netz von Längengraden gehört dazu. Die von den Briten ausgelobte Prämie war eine vernünftige Investition in die Navigation. Niemand hätte aber eine Prämie für die Erfindung eines zweiten Chronometers geboten. Mit der Anzahlung von 500 Millionen Dollar tut die EU jedoch genau dies. Zehn Jahre und Millionen von Euro später wird Galileo vermutlich hervorragend funktionieren. Aber das Zentrum der technologischen Welt wird Galileo genauso wenig von den USA nach Paris verlegen wie der Pariser Meridian.

Aus dem Wall Street Journal. Übersetzt, ge

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