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Wirtschaft: Die Bullen stürmen auf die 10 000 Punkte zu

NEW YORK .Nach kurzer Dominanz der Bären haben die Bullen wieder die Oberhand auf dem Börsenparkett in den USA gewonnen.

NEW YORK .Nach kurzer Dominanz der Bären haben die Bullen wieder die Oberhand auf dem Börsenparkett in den USA gewonnen.Der Dow-Jones-Index, das Kursbarometer der 30 führenden US-Industriewerte, stellte am Dienstag abend nach mehrmonatigem Abschwung, den die Bären symbolisieren, wieder einen Rekord auf: 9374,27 Punkte.Nun setzen viele Börsianer an der Wall Street darauf, daß die Kurse weiter nach oben gehen und damit auf den Bullen, das Symol für gute Aktienzeiten.Einige Fachleute erwarten sogar noch in diesem Jahr einen Dow-Jones-Stand von 10 000 Punkten.Das Futter des Bullen besteht dabei aus Zinssenkungen und Fusionen.

Selbst für hartgesottene Händler war das Auf und Ab an der Weltleitbörse atemberaubend.Am 17.Juli hatte das Kursbarometer den Rekordwert von 9337,97 erreicht.Dann kamen neue Sorgen über die Krisenregionen der Welt auf, die Rubel-Krise und Finanzprobleme in Brasilien.Der Dow-Jones-Index erreichte im Verlauf des Handelstages am 1.September ein vorläufiges Tief von 7400,30 Punkten.Die Sorgen der Anleger sind nun offenbar verflogen.Die US-Notenbank hat mittlerweile dreimal die Zinsen gesenkt, um einem Konjunkturabschwung vorzubeugen.Und die Fusions- und Übernahmepläne von Deutscher Bank und Bankers Trust sowie von America Online (AOL) und Netscape lösten am Dienstag einen Run auf Finanz- und Technologietitel aus.

Thomas Galvin, Investmentchef bei Donaldson Lufkin & Jenrette, erklärt, im August und September hätten viele Anleger Aktien verkauft, weil sie mit einem weltweiten Kurseinbruch gerechnet hätten.Nun gebe es aber steigende Kurse.Die vorherrschenden Probleme seien, jedes für sich, angegangen worden.Dies lasse den Schluß zu, daß eine Rezession abgewendet worden sei und die Unternehmensgewinne nicht so schlecht ausfallen dürften wie befürchtet.

Phil Orlando, Investmentchef bei Value Line Asset Management, verweist auf die unerwartete Stärke der US-Wirtschaft und das Konjunkturprogramm in Japan."2000 Punkte in weniger als drei Monaten - war das ein starker Schub? Absolut.War das ökonomisch gerechtfertigt? Wir glauben ja", bewantwortet er seine Fragen selbst.Zwar erwarte er nun nicht gleich einen weiteren Anstieg um 2000 Punkte bis Ende 1999.Aber im Jahr 2000 sei ein Dow-Jones- Index von um die 12 000 Punkte möglich.Entscheidend sei die Entwicklung der Weltwirtschaft in den nächsten 18 Monaten.Um letzte Sorgen der Aktienkäufer zu zerstreuen, halten Fachleute aber etwa Zinssenkungen anderer Notenbanken für wünschenswert sowie das Nachholen verschobener Börsengänge.Zu den steigenden Kursen trägt nach Expertenangaben auch die immense Liquidität bei - Geld, das Fondsmanager während der Turbulenzen der vergangenen Monate geparkt hatten.Auch flossen offenbar wieder Mittel aus den Anleihen als sichere Anlagehäfen ab.Der Kurs des richtungsweisenden 30jährigen US-Bonds fiel am Dienstag um einen halben Punkt und rentierte mit 5,26 Prozent.Investmentprofi Orlando hält es trotz des erneuten Dow-Jones-Rekords noch nicht für zu spät, Aktien zu kaufen.

RICHARD MELVILLE (rtr)

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