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Stromversorgung: Belgier kaufen offenbar Vattenfall-Netz

Der Verkauf des Hochspannungsnetzes des in Berlin ansässigen Stromversorgers Vattenfall Europe steht nach anderthalbjährigen Bemühungen nun bevor.

Berlin - Wie der Tagesspiegel aus Unternehmenskreisen erfuhr, befinden sich die Verhandlungen mit dem belgischen Stromnetzbetreiber Elia auf der Zielgeraden. „Das Geschäft könnte bis Ende März abgeschlossen werden“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen Vattenfall-Mitarbeiter. Bei Vattenfall selbst hieß es auf Anfrage: kein Kommentar.

Der Verkauf des rund 9500 Kilometer langen Hochspannungs- oder Fernleitungsnetzes schien bereits im vergangenen Herbst so gut wie sicher. Damals hatte sich Vattenfall mit einem Konsortium aus Deutsche Bank, Goldman Sachs und Allianz mehr oder weniger geeinigt, der Kaufpreis sollte 500 Millionen Euro betragen. Doch wegen erheblicher Bedenken im Aufsichtsrat kam das Geschäft nicht zustande. Und dann änderten sich die Geschäftsbedingungen gravierend, als der deutsche Marktführer Eon sein Netz, das nur geringfügig größer ist als das Vattenfall-Netz, für 1,1 Milliarden Euro an den staatlichen niederländischen Netzbetreiber Tennet verkaufte. „Dadurch wurde eine neue Preisbenchmark gesetzt“, heißt es dazu bei Vattenfall. Jedenfalls waren die 500 Millionen nun deutlich zu wenig, und das Konsortiums um die drei Finanzinstitute hatte schlechte Karten.

Nun also Elia. Das Unternehmen betreibt das komplette belgische Mittel- und Hochspannungsnetz und gehört zum Teil Kommunen. Das ist durchaus pikant, denn schon der Verkauf des Eon-Netzes an Tennet war quasi eine Verstaatlichung, da Tennet den Niederlanden gehört. Mit den Verkäufen von zwei der vier großen deutschen Übertragungsnetze an ausländische Unternehmen wird ferner eine Idee der deutschen Regierung kaum noch zu realisieren sein. Im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Regierung heißt es: „Wir setzen uns dafür ein, die deutschen Übertragungsnetze in einer unabhängigen und kapitalmarktfähigen Netzgesellschaft zusammenzuführen.“ Bis jetzt war von dem Einsatz indes nichts zu bemerken. Überdies haben die übrigen zwei großen deutschen Netzbetreiber, RWE und EnBW, bislang stets betont, sich nicht von ihren Netzen trennen zu wollen.

Moderne, wettbewerbsfähige Netze sind der Kern einer effizienten Stromversorgung. Deshalb geht es auch beim bevorstehenden Verkauf der Vattenfall-Leitungen nicht allein um den Kaufpreis, sondern auch um Investitionszusagen des Käufers und das Recht des Verkäufers, das Netz auch künftig diskriminierungsfrei und zu verträglichen Bedingungen nutzen zu können. alf

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