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Vor Kopenhagen: Auf den Klimazug springen

Deutsche Konzerne kehren in Kopenhagen ihre grüne Seite nach außen. Die PR-Branche beobachtet den Trend schon länger.

Berlin - Die Deutsche Bahn will diesmal wohl ganz sicher gehen, dass sie auch pünktlich ankommt. Bereits am heutigen Samstag, zwei Tage vor dem offiziellen Beginn des Weltklimagipfels in Kopenhagen, schickt der Konzern seinen „Climate Express“ von Brüssel über Köln und Hamburg in die dänische Hauptstadt. Mit an Bord des Sonderzuges ist Bahn- Chef Rüdiger Grube. Er diskutiert dort mit führenden Köpfen des WWF und des UN-Umweltprogramms.

Es soll eine rollende Konferenz werden, heißt es in einer Mitteilung. Der Strom, der die Lok antreibt, stamme natürlich aus regenerativer Energie. Es handele sich um Strom aus Wasserkraft, erfährt man auf Nachfrage. Fast wichtiger als die 400 Mitfahrer ist die Botschaft, die der Sonderzug transportieren will: „Die DB ist Vorreiterin in Sachen Klimaschutz.“ Man habe ihre spezifischen CO2- Emissionen im Schienenverkehr seit 1990 um knapp 40 Prozent gesenkt, lautet die Begründung.

Besonders die deutschen Unternehmen haben früh erkannt, was für eine Chance der Klimagipfel bietet, um sich in der Öffentlichkeit von der grünsten Seite zu präsentieren. Thomas Krecker, Leiter der Event-Sparte bei der Werbeagentur Scholz & Friends, sagt, dass ihn die ersten Unternehmen bereits vor etwa drei bis vier Jahren baten, Großveranstaltungen klimafreundlich zu gestalten. Seit einem Jahr könne man von einem Boom sprechen. Dafür habe Scholz & Friends sogar eigens eine große Datenbank entwickelt, mit deren Hilfe die Event-Planer unterschiedlichste Faktoren einer Party oder eines Kongresses auf deren CO2- Ausstoß überprüfen: Anreise mit dem Flugzeug? Wie sieht das Catering aus? All das lässt sich berechnen.

Zugleich bietet die Agentur ihren Kunden auch Hilfe bei der Kompensation des CO2-Ausstoßes an. Dabei muss eine klimafreundliche Großveranstaltung nicht einmal teurer sein: „Ökologie und Ökonomie klingen wie ein Gegensatz, den es so aus meiner Sicht gar nicht gibt. Wer sagt denn, dass ein optimiertes Event wirklich teurer ist als ein gedankenlos organisiertes?“, fragt Krecker.

Der Klimagipfel in Kopenhagen ist eine besonders gute Plattform, um sich zu präsentieren. Der Technologiekonzern Siemens wird mit einem guten Dutzend Leuten vor Ort sein. Sie stehen unter anderem an einem Stand auf dem Rathausmarkt und stellen dort Technik zur Energieeffizienz vor. Siemens-Chef Peter Löscher wird zum Ende der Konferenz, am 17. Dezember, an einer Diskussion teilnehmen. Bereits zwei Tage früher treten auch Wulf Bernotat und Jürgen Großmann von Eon und RWE auf, deren Konzerne man bisher eher mit Kohlestrom als mit Klimaschutz in Verbindung brachte. Und der Bundesverband der Deutschen Industrie tritt in Kopenhagen ganz offiziell als NGO (Non- Governmental Organization, also als Nichtregierungsorganisation) auf. Dessen Initiative „Wirtschaft für Klimaschutz“ betreibt auf dem Kongressgelände eine „Business Lounge“, wo die Entscheider einkehren können.Kevin P. Hoffmann

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