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Wertschöpfung. Die S-Klasse von Mercedes wird noch in Sindelfingen montiert. Doch zunehmend verlagern deutsche Konzerne die Produktion ins Ausland.

© dpa

Autoindustrie: 2014 soll die Wende bringen

Die deutsche Automobilindustrie bilanziert 2013 das dritte Minusjahr in Folge – das Ausland treibt die Nachfrage.

Die deutsche Automobilindustrie schreibt das Jahr 2013 als drittes Minusjahr in Folge ab – geht aber mit etwas mehr Zuversicht für den Heimatmarkt ins kommende Jahr. Nach wie vor glänzend laufen die Geschäfte auf den größten Automärkten China und USA. Auch in Westeuropa sieht die Branche „Licht am Ende des Tunnels“. Mit rund 2,93 Millionen neu zugelassenen Fahrzeugen ist der deutsche Markt 2013 aber erneut um fünf Prozent geschrumpft. „Damit können wir nicht zufrieden sein“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Automobilverbandes VDA, am Dienstag in Berlin. Zwar stabilisiere sich der deutsche Markt etwas, vor allem das „sehr schwache“ erste Halbjahr habe die Jahresbilanz aber verhagelt. 2014 soll der Inlandsmarkt wieder auf drei Millionen Neuzulassungen wachsen.

Im traditionell schwachen Winterquartal 2013 ging es zuletzt aber wieder bergab. Nachdem die Neuzulassungen im Oktober leicht zugelegt hatten, wurden im November wieder weniger Neuwagen verkauft als vor Jahresfrist. Das Minus belief sich auf zwei Prozent, wie das Kraftfahrtbundesamt am Dienstag bekannt gab.

Betrachtet man den internationalen Markt, sieht die Situation für die deutschen Autohersteller deutlich besser aus. Einige Hersteller haben aktuell die Weihnachtsferien verkürzt, um in Sonderschichten die starke Nachfrage aus dem Ausland bedienen zu können. „Das ist ein erfreuliches Zeichen, dass die Nachfrage nach deutschen Autos über den Erwartungen liegt“, sagte Wissmann. Da die Hersteller vermeiden wollten, Autos auf Halde zu produzieren, gebe es hier und da nun Engpässe bei der Produktion.

Während die Bestellungen aus dem Inland von Januar bis November sanken – der VDA erklärt sich dies mit der krisenbedingten Verunsicherung der Verbraucher –, stiegen die Aufträge aus dem Ausland um vier Prozent. Ein Trend, der sich auch im kommenden Jahr fortsetzen wird: Mehr als drei von vier in Deutschland produzierte Autos gehen in den Export, und immer mehr deutsche Autos werden in Werken im Ausland produziert. Insgesamt 14,2 Millionen Fahrzeuge stellen die deutschen Autokonzerne 2013 her – 5,45 Millionen davon im Inland. „In Deutschland geht das Konzept der Globalisierung auf“, sagte Wissmann. Zwar folgten immer mehr Hersteller und Zulieferer der Nachfrage im Ausland. Zugleich bleibe aber die Beschäftigung an den deutschen Standorten stabil. 760 000 Mitarbeiter zählten zuletzt zu den Stammbelegschaften, 10 000 mehr als vor einem Jahr. Hinzu kamen laut VDA 65 000 befristete Beschäftigungsverhältnisse und „50 000 bis 70 000 Leiharbeiter“. Die Zahl der Werkverträge beziffert der Verband nicht. „Es spricht für die Stärke der deutschen Automobilindustrie, deren Anteil am Welt-Pkw-Markt rund ein Fünftel beträgt, dass sie Schritt hält mit dem Wachstum des Weltmarktes“, sagte Wissmann.

Für 2014 prognostizierte der VDA einen Anstieg der weltweiten Produktion der deutschen Autobauer um etwa 500 000 Einheiten auf 14,7 Millionen Stück. Der Zuwachs kommt vor allem von den ausländischen Werken, deren Ausstoß um sechs Prozent auf 9,2 Millionen Einheiten klettern soll. Im Gefüge des Weltmarktes hat China inzwischen das größte Gewicht, die Bedeutung Europas nimmt hingegen weiter ab (siehe Grafik). Hier werde die Erholung „ihre Zeit brauchen“, sagte Wissmann.

Trotz der im Interesse der deutschen Unternehmen abgemilderten CO2-Regulierung ab 2020 sieht der VDA-Präsident „gewaltige technische und finanzielle Herausforderungen“ auf die europäische Autoindustrie zukommen. Wissmann bemühte sich darum, den Eindruck zu zerstreuen, die deutsche Autolobby habe sich in Brüssel durchgesetzt. „Die deutschen Hersteller sind europäisch – genauso wie die französischen Zulieferer“, sagte er. Man habe beim Thema CO2 gemeinsame Positionen vertreten. Einen Imageschaden nach den diplomatischen Turbulenzen fürchtet Wissmann nicht: „Besser, wir lösen Neid aus statt Mitleid.“

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