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Sommerkino auf dem Kulturforum mit Blick zum Potsdamer Platz

© Yorck/Oliver Look

Open-Air-Kinos in Berlin: Leinwandpreziosen unter freiem Himmel

Draußen Filme gucken, dazu ein kühles Bier, das gehört zu den Sommervergnügen in der Hauptstadt. Wir stellen die größten, ältesten und schönsten Locations vor.

Um das älteste Freiluftkino der Welt zu besuchen, muss man weit reisen. Es liegt in Broome, Westaustralien, seit dem 9. Dezember 1916 werden in den „Sun Pictures“ Filme gezeigt. Besondere Attraktion ist der nahe Flughafen. Das Kino liegt in der Einflugschneise, besonders Abende mit aeronautischen Filmkunstwerken, dazu blinkende, knapp über die Köpfe hinwegdonnernde Ungetüme, bleiben unvergessen.

Berlin hat solches nicht zu bieten. In der Waldbühne werden schon lange keine Filme mehr gezeigt, auch Tegels Flugbetrieb ist Vergangenheit. Ohnehin ist die Geschichte des hiesigen Open-Air-Kinos vergleichsweise kurz, wurzelt im West-Berlin der achtziger Jahre.

Im Künstlerhaus Bethanien ging’s los

Zu den ältesten Filmstätten gehört das Freiluftkino Kreuzberg im Hof des Künstlerhauses Bethanien, das sich rühmt, „Berlins einziges OmU-Open-Air-Kino“ zu sein und die Saison am 8. Mai mit Agnieszka Hollands „Green Border“ eröffnet. Auf eine vergleichbare Tradition blickt das Freiluftkino Hasenheide zurück, ein ehemaliges, aus Trümmerschutt entstandenes Naturtheater. Auch dort geht es am 8. Mai los.

Ähnlich naturverbunden gibt sich das Freiluftkino Friedrichshain im dortigen Volkspark, die Spielzeit beginnt hier am 15. Mai. Mit 1500 Plätzen auf Sitzbänken, weiteren 300 an Tischen, dazu ausgedehnten Liegewiesen ist es eines der größten in der Stadt, der es an manchem mangeln mag, aber nicht an der Filmkunst geweihten Orten im Freien. 35 solcher Kinos verzeichnet das Hauptstadtportal berlin.de, die Website openair-kino.net sogar 45. Solche Listen sind vielleicht nicht mit wissenschaftlicher Akribie erstellt, geben aber einen Eindruck von der hiesigen Vielfalt.

Welches Kino nun zum persönlichen Favoriten erklärt wird, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wollte man aber das mit der außergewöhnlichsten, den „Sun Pictures“ durchaus ebenbürtigen Szenerie, dem spannendsten Programm benennen, so gibt es zwei bewährte und einen fast neuen Kandidaten.

Seit 2007 wird die Betonwüste vor der Gemäldegalerie zum Arte Sommerkino Kulturforum, mit der Skyline des Potsdamer Platzes als Kulisse. Ab 30. Mai werden bis zu 1000 Liegestühle aufgebaut, an kühlen Abenden kann man sich Decken leihen. Das von der Yorck-Kinogruppe ausgerichtete Programm dominieren Arthouse-Erfolge der aktuellen Saison, zur Eröffnung ist es der iranische, auf der Berlinale gefeierte Film „My Favourite Cake“.

Sommerkino auf dem Kulturforum

© Yorck Kinogruppe/Heloise Faure

Dazu gibt es Sonderprogramme, Filme wie Federico Fellinis „La dolce vita“, parallel zur Ausstellung im Kupferstichkabinett „Faszination Rom. Maarten van Heemskerck zeichnet die Stadt“.

8000 Stühle warten auf Publikum

Einen festen Platz im jährlichen Open-Air-Kinosommer haben auch die Ufa-Filmnächte, an denen die Ufa und Bertelsmann auf der Museumsinsel kaum noch bekannte Preziosen der Stummfilm-Ära zur Wiederaufführung bringen, oft frisch restauriert und zu neukomponierter Musik. Rund 800 Stühle zwischen Alter Nationalgalerie und Neuem Museum warten auf Publikum.

Ufa Filmnächte auf der Museumsinsel

© Thomas Ecke

Die Reihe eröffnet am 21. August die Komödie „Saxophon-Susi“, 1928 von Carl Lamac gedreht – ein Spiel um einen Rollentausch zwischen der von der Bühne träumenden Adelstochter Annie (Anny Ondra) und der nach höherer Bildung strebenden Varietekünstlerin Susi (Mary Parker).

Tags darauf steht „Die Stadt der Millionen. Ein Lebensbild Berlins“ auf dem Programm, 1925 von Adolf Trotz als erstes abendfüllendes Filmporträt der Stadt gedreht. Am 23. August schließlich versucht Emil Jannings als Gastwirt in Ernst Lubitschs „Kohlhiesels Töchter“ (1919/20), seine ungleichen Töchter, beide gespielt von Henny Porten, zu verheiraten.

Ein ähnliches Ambiente wie die Ufa-Filmnächte bietet schließlich das wohl jüngste Open-Air-Kino der Stadt. Erstmals im Vorjahr lud das Humboldt Forum zum Festival „Box Office Around the World“ im Schlüterhof des Stadtschlosses. Nun geht es an drei Wochenenden, und zwar am 16./17., am 23./24. und am 30./31. August, in die zweite Runde, mit 600 bis 700 Plätzen.

Laut Kuratorin Dorothee Wenner steht dahinter die Idee, Spielfilme aus Ländern mit entwickelter Kinokultur zu zeigen, die hier unbekannt, dort erfolgreich sind.

Wie im vorigen Jahr sind dies Brasilien, Argentinien, Indien, Nigeria, Vietnam und Thailand – alles Länder mit großen Communitys in Berlin, die, so die Hoffnung, über das intelligente Unterhaltungskino mit dem angestammten hiesigen Publikum ins Gespräch kommen. Im Vorjahr, sagt die Kuratorin, habe das schon gut geklappt.

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