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Sport: Warum Berlins Eisschnelllauf-Elite mit der Olmpiasiegerin an der Spitze den Verein wechselt

Die Kündigung hat sie schon Ende Juni abgeschickt, jetzt wartet Claudia Pechstein nur noch auf die Startfreigabe. "Aber ich denke, das geht in Ordnung", sagt die zweimalige Olmpiasiegerin über die 5000 Meter.

Die Kündigung hat sie schon Ende Juni abgeschickt, jetzt wartet Claudia Pechstein nur noch auf die Startfreigabe. "Aber ich denke, das geht in Ordnung", sagt die zweimalige Olmpiasiegerin über die 5000 Meter. Damit steht dem Abschied der 27-jährigen Eisschnellläuferin vom Berliner Schlittschuh-Club nichts mehr im Wege: Mit Beginn der kommenden Saison wird sie - gemeinsam mit sechs anderen prominenten Vereinsmitgliedern - für den EHC Eisbären starten. Neben Claudia Pechstein und ihrem Trainer Joachim Franke, einem ehemaligen DDR-Eishockey-Nationalspieler, haben sich auch Sprint-Weltmeisterin Monique Garbrecht samt Lebensgefährte Magnus Enfeld, Christina Zummack, Jan Waterstradt, Alexander Baumgärtel und der Deutsche Meister im Sprint, Michael Künzel, bei den Eisbären angemeldet. "Eigentlich der gesamte Kaderkreis, der sich auf die Olympischen Spiele 2002 vorbereitet", sagt der Vorsitzende der Eisbären, Günter Haake.

Für Claudia Pechstein ist es bereits der dritte Wechsel innerhalb von vier Jahren. 1995 hatte sie dem SC Berlin wegen mangelnder Unterstützung den Rücken gekehrt und war gemeinsam mit ihrem Trainer und weiteren Läufern zum neu gegründeten Eisschnelllauf-Club (ESC) Berlin gewechselt. Der war im Mai 1997 mit seinen Eisläufern zum Berliner Schlittschuh-Club übersiedelt.

Auch ihren Wechsel zu den Eisbären begründet Pechstein mit zu geringer Unterstützung durch den alten Verein. "Ich bin nicht wirklich unzufrieden gewesen", betont sie, "aber als Olmpiasiegerin fühlte ich nicht genügend gewürdigt." Damit könnte neben der ideellen auch die finanzielle Unterstützung gemeint sein. Denn ein Nachfolger für den Sponsor Jahn, der die Spitzenläufer des Schlittschuh-Clubs bis zu den Olympischen Spielen 1998 mit insgesamt 25 000 Mark pro Saison gefördert hatte, ist nach Auskunft von Club-Präsident Detlef Wartenberg noch immer nicht in Sicht.

Üppig wird die finanzielle Unterstützung auch bei den Eisbären nicht ausfallen - nur 5000 Mark sind der Gruppe um Claudia Pechstein nach Auskunft von Eisbären-Chef Haake pro Saison zugesichert. Nicht gerechnet die Unterstützung durch die Deutsche Eisschnelllaufgemeinschaft (DESG). Allerdings, betont Haake, hätten die renommierten Eisbären bessere Möglichkeiten, um potentiellen Sponsoren die Schlittschuh-Asse zu präsentieren.

Den Wechsel hat sich Claudia Pechstein reiflich überlegt, die bereits Ehrenmitglied der Eisbären war und sich oft die Spiele des DEL-Vereins anschaut. "Ich spiele schon seit einem Jahr mit dem Gedanken, aber bisher scheiterte die Idee an der Satzung." Die Satzung ist inzwischen geändert, aus den Eisbären, die sich ursprünglich ausschließlich dem Eishockey verschrieben hatten, ist inzwischen ein Eissportverein geworden. "Die Eisschnelllauf-Abteilung müssen wir jetzt noch gründen", kündigt der Vereins-Vorsitzende Haake an.

Claudia Pechstein, die sich mit dem Kader seit drei Wochen im südfranzösischen Trainingslager mit Rollentraining auf die kommende Saison vorbereitet ("Mein großes Ziel sind die Weltcups"), erhofft sich durch den Wechsel vor allem "eine neue Motivationsgrundlage". Und kürzere Anfahrtswege. "Bisher musste ich 20 Kilometer zum Training fahren" sagt die Schlittschuhläuferin, "jetzt ist die Verbindung viel besser."

Auf die Frage, ob sie sich künftig auch ein gemeinsames Training mit den Eishockey-Cracks vorstellen könne, lacht die Berlinerin nur. "Vielleicht ab und zu ein Sprinttraining" sagt sie. "Aber eigentlich möchte ich schon auf der langen Strecke bleiben."

Maren Peters

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