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René Herms: Verband weist Vorwürfe zurück

Die Witwe von René Herms beklagt mangelnde Unterstützung - der Leichtathletikverband sieht das anders.

Heute wird René Herms in Pirna beerdigt. Seit Freitag ist klar, dass der zwölfmalige deutsche 800-Meter-Meister an einer Herzmuskelentzündung starb. „Er bekommt eine würdige Beerdigung, selbst wenn wir Kredite aufnehmen müssen“, sagte seine Frau Stefanie in einem Interview Mitte Januar. Ein bitterer Satz, einer von mehreren. „Als er Hilfe gebraucht hätte, wurde ihm der Rücken gekehrt“, ist ein anderer. Hilfe vom Deutschen Leichtathletikverband (DLV), meinte sie. Zuletzt sei er aus dem B-Kader geflogen, er habe kein Geld mehr für Trainingslager erhalten und von 500 Euro seines Vereins LG Braunschweig gelebt. „Dabei hätte René nur etwas Unterstützung gebraucht.“

Henning von Papen sagt: „Man muss diese Sätze verstehen, Frau Herms ist in einem emotionalen Ausnahmezustand.“ Nur mit der Realität, das sagt der Männer-Bundestrainer für die Mittelstrecke auch, hätten sie nichts zu tun. „Selbst als er nicht mehr im B-Kader war, gehörte er zu den bestgeförderten Athleten Deutschlands. Er lag auf Top-Team-Niveau.“

Herms fiel nicht ins Bodenlose

Herms schied bei der EM 2006 im Vorlauf aus, die WM 2007 und die Olympischen Spiele 2008 verpasste er. Er rutschte in den B-Kader. „Doch selbst in dieser Zeit hatte er alle Trainingslager voll vom DLV bezahlt bekommen“, sagt von Papen. Üblich ist das nicht. „Und er war in drei Trainingslagern pro Jahr, während andere nur eines besuchten.“

Am 1. Januar 2008 musste Herms die Sportförderkompanie der Bundeswehr verlassen. „Er hatte eine Stagnation oder eher noch eine fallende Tendenz“, sagt von Papen. Selbst dann fiel Herms nicht ins Bodenlose. Nach seiner Ausmusterung konnte er zu zwei jeweils 90-tägigen Wehrübungen einrücken. So heißt das offiziell, in der Praxis bedeutet das: Herms konnte weiter bei der Bundeswehr trainieren und sich auf die Olympischen Spiele vorbereiten. Vor Peking war Herms vier Wochen in Flaggstaff (USA) und 14 Tage in Zinnowitz, alle Kosten wurden vom DLV bezahlt.

"Er hätte bloß 1:47 Minuten laufen müssen"

Am 30. September 2008 flog Herms auch aus dem B-Kader. „Aber wenn er in der Halle nur einigermaßen an sein Spitzenniveau gekommen wäre“, sagt von Papen, „hätte ich ihn wieder gefördert.“ Außerhalb vom B-Kader gefördert zu werden, ist möglich. „Er hätte bloß 1:47 Minuten laufen müssen.“ Herms’ Bestzeit liegt bei 1:44,14 Minuten, aufgestellt 2004.

Eines betont von Papen aber auch: „Der Verband kann keinem Athleten eine monatliche Zuwendung zukommen lassen. Ein Sportler lebt von seinem Ausrüstervertrag, seinem Verein und seinen Prämien.“ Prämien kassierte Herms zuletzt weniger als früher, auch der Ausrüster reduzierte seine Überweisungen. Allerdings hatte Herms gut verdient, als er noch bessere Zeiten gelaufen war und seinen Sold erhalten hatte. Zudem arbeitet Stefanie Herms als Physiotherapeutin.

Genau deswegen stolpert auch Bernhard Bröder, der Vorsitzende von Herms’ Verein LG Braunschweig, über die Vorwürfe von Stefanie Herms. „Das hört sich so an, als hätten die Gütertrennung gehabt. Das klingt alles doch sehr komisch. Andererseits: Man muss auch sehen, in welcher Situation sie ist.“

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