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Sport: Tobende Teufel und stürzende Goliaths

Albas Basketballer tun sich auswärts schwer.

Berlin - Der Teufel gab keinen Frieden. Gerade hatte der Schiedsrichter das Maskottchen des BBC Bayreuth des Basketballfeldes verwiesen, da zeigte ihm der rote Hornträger auch noch den Vogel und den Scheibenwischer mit der Hand. Die 3500 Fans in der Oberfrankenhalle standen ihm in nichts nach: Sie schrien, klatschten, trommelten, schwenkten Schals – vor allem, als die Gäste von Alba Berlin 77:80 verloren hatten. Es war die dritte Auswärtsniederlage in Folge und die vierte Pleite in sechs Spielen zuletzt.

„Es ist schwer in Auswärtshallen, wenn dich wie in Bayreuth fast 4000 Leute niederbuhen“, sagt Geschäftsführer Marco Baldi. Die Berliner haben fünf ihrer sechs Bundesliganiederlagen in fremden Hallen kassiert. „In Bayreuth hat der Hallensprecher 46 Mal ,David gegen Goliath’ reingeschrien, dann wird die Atmosphäre noch hitziger.“ Schon vor dem Spiel hatte sich Trainer Gordon Herbert unzufrieden gezeigt, wie die Mannschaft mit den engen, lauten Hallen in Quakenbrück und Würzburg umgegangen war. Es wiederholte sich in Bayreuth.

„Wir müssen auswärts mehr Punkte holen“, sagt Baldi. „Aber mir ist es zu billig, unsere Leistungen auswärts nur auf die Atmosphäre zu schieben.“ Das sei nur ein Beitrag zum Berliner Grundproblem. „Wir spielen gut, solange wir Basketball spielen können“, sagt Baldi. „Wenn es aber hart wird und das Spiel auf der Kippe steht, bauen wir ab.“ Den Spielern fehle dann die mentale Härte und Entschlossenheit, sie ließen sich von Schiedsrichterpfiffen verunsichern – wenn einfache Würfe nicht sitzen, aber schwierige des Gegners.

Eigentlich ist die Psychologie eine Domäne des Diplomträgers Herbert. „Da helfen keine Appelle und Psychotricks“, sagt Baldi. „Er kann auch nicht zaubern oder selbst die Rebounds holen – das liegt in der Eigenverantwortlichkeit der Spieler.“ Was dem Geschäftsführer Sorgen macht, ist, dass die Mannschaft erstmals seit Wochen wieder Zeit hatte, sich richtig auf ein Spiel vorzubereiten – und trotzdem verlor. Trotz der 22 Punkte von DaShaun Wood: Seinen zuletzt müden Lieblingsschüler ließ Herbert bis auf zwei Minuten Pause durchspielen.

Die Bundesligabilanz zeigt nun zwölf Siege und sechs Niederlagen, genau wie vor einem Jahr bei Luka Pavicevic – zwei Spiele später musste der Trainer gehen. „Wir haben in dieser Saison schon gesehen, wie gut und stabil wir spielen können“, verteidigt Baldi Herbert. „Das Grundvertrauen, da wieder hinzukommen, ist da.“ Auch neue Spieler sollen nicht kommen, solange das Gefühl da sei, das vorhandene Potenzial sei nicht ausgeschöpft. Möglich, dass der Rückblick auf die Siegesserie vor Weihnachten derzeit den Blick verklärt. Dominik Bardow

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