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Sport: Tausche Karten gegen Punkte

Die Volleys empfangen die Netzhoppers zum Derby.

Berlin - Derbys werden im Sport gemeinhin mit Verbissenheit, Aggressivität und Unnachgiebigkeit geführt. Man denke an Dortmund gegen Schalke im Fußball oder in früheren Eishockeyzeiten Eisbären kontra Capitals. In der Volleyball-Bundesliga liefert das Match am Samstagabend in der Max-Schmeling-Halle (19.30 Uhr) zwischen Meister Berlin Volleys und den Netzhoppers Königs Wusterhausen das Gegenteil, denn das Berlin-Brandenburger Duell steht ganz im Zeichen der Hilfe. Die Gäste sind in erheblichen existenziellen Nöten. Noch vor kurzem drohte ihnen wegen mehrfach versäumter Fristen zur Vorlage von Dokumenten und Finanzproblemen der Lizenzentzug. Das konnte im November im letzten Moment abgewendet werden, geblieben ist allerdings der Abzug von vier Punkten in der Tabelle.

Das macht trotz vier Erfolgen in acht Spielen mit aktuell 4:12 Punkten für den Play-off-Viertelfinalisten der Vorsaison momentan Platz neun unter elf Teams. Nun tritt man gegen den noch unbesiegten Titelverteidiger (14:0) an und ist krasser Außenseiter. „Alles andere als eine Niederlage wäre eine Riesensensation“, sagt Netzhoppers-Zuspieler Manuel Rieke, der als einziger Akteur bereits die Trikots beider Mannschaften getragen hat. Rieke hat ein durchaus bewegtes Volleyball-Dasein hinter sich und in Königs Wusterhausen einiges erlebt. Nicht zum ersten Mal auch Missmanagement, das mit ausbleibenden Gehaltszahlungen zumeist zuerst bei den Spielern ankommt.

Die Volleys greifen dem Kontrahenten gleichwohl unter die Arme und machen ihn so unabhängig vom Ausgang auch ein bisschen zum Sieger. 500 Tickets wurden den Netzhoppers zur Verfügung gestellt, deren Erlös ausschließlich in die Kasse der Gäste fließt. „Die Berliner wollen, dass dieses beliebte Derby erhalten bleibt", sagt Trainer Mirko Culic, der früher auch schon den Gegner betreute.

Dafür müssen die Netzhoppers aber die Liga halten. Volleys-Manager Kaweh Niroomand hofft das: „Hinsichtlich der Stimmung und des sportlichen Niveaus zählen diese Derbys traditionell zu den Saisonhöhepunkten.“ Am Samstag werden sich in der Schmeling-Halle deshalb die Sponsoren beider Vereine treffen, um zu bereden, wie den Netzhoppers weiter geholfen werden kann. Sportlich hat der Gastgeber aber nichts zu verschenken. „Aus Erfahrung weiß ich, dass solche Umstände den Mannschaftsgeist enorm stärken können“, sagt Volleys-Trainer Mark Lebedew.

Von den 15 bisherigen Derbys haben die Berliner 14 gewonnen. Der einzige Netzhoppers-Sieg ist dafür noch in relativ frischer Erinnerung: am 18. Februar 2012 gelang der Mannschaft von Culic in eigener Halle ein 3:2-Erfolg gegen den späteren Champion. Klaus Weise

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