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Sport: So weit Beine und Flüche tragen Rainer Schüttler will ins Wimbledon-Halbfinale

Drei Stunden hatte der Kampf gedauert – und es war einer, den Rainer Schüttler mehr mit sich selbst als mit dem Gegner auf der anderen Seite des Netzes ausfechten musste. Mit wüsten Selbstbeschimpfungen, gefolgt von nicht jugendfreien Flüchen und Gesten der Verzweiflung, rang Schüttler auf Court Nummer zwei in Wimbledon um den Sieg.

Drei Stunden hatte der Kampf gedauert – und es war einer, den Rainer Schüttler mehr mit sich selbst als mit dem Gegner auf der anderen Seite des Netzes ausfechten musste. Mit wüsten Selbstbeschimpfungen, gefolgt von nicht jugendfreien Flüchen und Gesten der Verzweiflung, rang Schüttler auf Court Nummer zwei in Wimbledon um den Sieg. Sein Gegner Janko Tipsarevic hatte es mit einer ausgedehnten Verletzungspause geschafft, Schüttler im zweiten Satz aus dem Konzept zu bringen. Doch im Gegensatz zu seiner sportlichen Misserfolgsserie der letzten drei Jahre schaffte es Schüttler dieses Mal, seinen Ausbrüchen eine positive Wende zu geben. Als er die Partie mit 6:4, 4:6, 6:4 und 7:6 beendet hatte, fiel die Anspannung schlagartig von ihm ab, und er legte sich rücklings mitten auf den Rasencourt.

Auf einen Moment wie diesen hatte er lange warten müssen. „Das war pure Zufriedenheit. Es ist so viel Druck von mir gefallen“, sagte Schüttler. Ein wenig Genugtuung dürfte er bei seinem ersten Einzug ins Viertelfinale von Wimbledon auch verspürt haben, denn dass es ausgerechnet Schüttler sein würde, dem dieser Coup als einzigem deutschen Spieler in diesem Jahr gelingen sollte, hatte nach seiner langen Talfahrt wohl niemand vermutet.

„Ich habe immer gewusst, dass ich irgendwann wieder Erfolg haben werde“, sagte Schüttler auch in Richtung derer, die stets seine Erstrundenniederlagen vor ihm auflisteten und über sein baldiges Karriereende spekulierten. „Ich hatte in den letzten Jahren immer viel Pech mit Verletzungen, aber jetzt fühle ich mich gut“, sagte Schüttler. „Für mich hat das Turnier jetzt gerade erst angefangen.“ Zu hoch gegriffen scheinen diese Ambitionen nicht, steht ihm mit Arnaud Clement doch die Nummer 145 der Welt in der nächsten Runde gegenüber. Der Franzose schaffte es ebenso überraschend ins Viertelfinale wie Schüttler. „Ich will auf jeden Fall noch weiter und bin bereit, gegen ihn über die volle Distanz zu gehen. So weit mich meine Beine tragen“, sagte Schüttler.

Sein Erfolg in Wimbledon kann für ihn sogar noch einen reizvollen Nebeneffekt haben: Wie schon bei Florian Mayer im Jahr 2004 könnte Schüttler seine Leistung noch ein Ticket für die Olympischen Spiele in Peking einbringen. Vor vier Jahren in Athen gewann Schüttler im Doppel mit Nicolas Kiefer die Silbermedaille. Sein Partner von damals hat bereits angekündigt, auch in Peking gerne mit ihm spielen zu wollen. Für Schüttler wären es seine dritten Spiele, auf diese Teilnahme hatte er seit Jahren gehofft: „Ich habe mal gesagt, Peking wäre ein schönes Ereignis, um meine Karriere zu beenden. Aber das überlege ich mir jetzt noch mal.“

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