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Sport: Sicherheit schießt keine Tore

Hoffenheims Abwehr steigert sich, doch es reicht nur zu einem 0:0 gegen Mönchengladbach.

Sinsheim - Lucien Favre kann ein erfrischender Quell neuer Wortschöpfungen sein. Das bewies der Fußballlehrer aus dem französischsprachigen Teil der Schweiz auch nach dem 0:0 bei der TSG Hoffenheim. „Die Mannschaft war schwer zu be-regeln“, sagte Mönchengladbachs Cheftrainer. Das war als Lob für den Gegner gemeint, der seit Januar mit Marco Kurz als neuem Trainer versucht, den drohenden Abstieg zu verhindern oder wenigstens Relegationsplatz 16 zu verteidigen. Während der Gladbacher Favre nun auf eine Serie von acht Pflichtspielen ohne Niederlage schauen kann, steht Kurz in Hoffenheim allenfalls am Anfang einer derartigen Serie. Vielen wird der Hoffenheimer Teilerfolg vor 26 750 Zuschauern „gegen einen großen Gegner“ (Kurz) zu wenig sein, weil er kaum als Befreiungsschlag taugt. Kurz und seine Spieler mühten sich, die erste gemeinsame Partie dennoch positiv zu sehen. Immerhin, das hatte auch Favre nach einem Spiel ohne viele Strafraumszenen angedeutet, „waren wir im letzten Abwehrdrittel unheimlich stark“, wie Kurz es ausdrückte, „ich habe eine Mannschaft gesehen, die sich gewehrt hat, gewinnen wollte und die Liga halten will.“

Dass dazu mehr nötig sein wird als eine ordentliche Abwehrleistung der bisher schlechtesten Hintermannschaft der Liga (41 Gegentreffer), hat die Partie gegen Favre und sein Team gezeigt. Hoffenheims Manager Andreas Müller kündigte deshalb für die nächsten Tage mindestens zwei Neuverpflichtungen an. „Wir stehen enorm unter Druck, das hat man heute gespürt. Eine Niederlage wäre heute tödlich gewesen – auch wenn uns der eine Punkt in unserer Situation nicht sehr hilft“, sagte der neue Hoffenheimer Kapitän Andreas Beck. Die Differenz zu Platz 15 beträgt weiter sieben Punkte.

Gegen nicht eben virtuose Gladbacher, die durch Roel Brouwers in der 70. Minute per Kopf ihre beste Chance hatten, mühte sich Hoffenheim vor allem in der Abwehr stabil zu stehen, was auf Kosten eines dynamischen Spielaufbaus ging, aber besser gelang als in der erschreckend schwachen Vorrunde. Durch Tobias Weis und Joselu hatte Hoffenheim zwei dicke Chancen, wobei Marc-André ter Stegen den harten Schuss von Weis großartig abwehrte. Ab der 35. Minute musste Hoffenheim ohne Freistoßspezialist Sejad Salihovic auskommen, der verletzt vom Feld humpelte.

„Für uns bringt es nichts, jetzt die Tabelle anzuschauen, aber ich habe ein besseres Gefühl als in der Vorrunde“, sagte Müller. „Ich habe eine sehr organisierte und disziplinierte Mannschaft gesehen. Der erste Schritt aber reicht nicht“, sagte der TSG-Manager. Die Gladbacher hatten mit 65 Prozent nicht nur mehr Ballbesitz, sondern auch die Chance, das Hoffenheimer Selbstvertrauen weiter zu schmälern. Dafür hätten sie aber mehr investieren müssen. „Wir haben die Stabilität wieder gefunden“, sagte Gladbachs Manager Max Eberl. „Nur mit dem Abschluss hat es nicht geklappt.“ Man befinde sich in einer „Aufbausaison“ erläuterte Lucien Favre und erfand eine weitere phantasievolle Beschreibung, um das 0:0 von Hoffenheim zu erklären. „Wir haben mit und ohne Ball zu wenig richtige Bewegungen gehabt, um den Gegner zu destabilisieren.“Oliver Trust

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