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Sport: Real Madrid: Die Würde Reals ist unantastbar

Es gibt Sätze, die so banal sind, dass sie Monika und Martin Mustermann nicht einmal auszusprechen wagten, ohne in Gefahr zu geraten, sich lächerlich zu machen. In anderem Zusammenhang aber erhalten dieselben Sätze geradezu revolutionäre Kraft.

Es gibt Sätze, die so banal sind, dass sie Monika und Martin Mustermann nicht einmal auszusprechen wagten, ohne in Gefahr zu geraten, sich lächerlich zu machen. In anderem Zusammenhang aber erhalten dieselben Sätze geradezu revolutionäre Kraft. Dass Fußballprofis heutzutage nur selten über soziale Benachteiligungen zu klagen haben, ist allgemein anerkannt: "Eure Probleme sind nichts im Vergleich zu den wirklichen Problemen dieser Welt." Ja, ja, ja. Das Gegenteil würde ohnehin kein vernünftiger Mensch behaupten. Nur steht jener Satz nicht in irgendeinem Fanmagazin, nicht auf einem Spruchband erboster Anhänger am Stadionzaun oder im Internet-Fanforum. Er stammt aus der neuen Benimmfibel für die Profis des spanischen Fußballvereins Real Madrid.

Nun ist Real Madrid nicht irgendein Verein, sondern für viele immer noch der beste und edelste der Welt. Man könnte daher ein bisschen empört fragen, ob die neureichen Nachkommen der di Stefano und Gento, des alten Fußballadels also, sich der weißen, gewissermaßen unbefleckten Trikots als unwürdig erwiesen haben. Warum sonst hat die Vereinsführung nun für ihre Angestellten einen hundert Seiten langen Ehrenkodex erarbeiten lassen? War das wirklich nötig? Andererseits hat der Klub wieder einmal bewiesen, dass er der Konkurrenz - erwartungsgemäß - weit voraus ist. Und es spricht für die Größe und Würde des königlichen Klubs, dass er mit dieser Aufgabe keinen Praktikanten aus der PR-Abteilung betraut hat, sondern Sportpsychologen und - sieh an - sogar Philosophen.

Trotzdem sind die Verhaltensmaßregeln keine philosophischen Hirngespinste, sondern ganz handfeste Anleitungen für würdiges Auftreten auf und neben dem Spielfeld. In Zukunft werden wir beispielsweise die Herren Zidane und Figo nie mehr im Disput mit dem Schiedsrichter erleben. Wer meckert und sich beschwert, zeige bloß seine Schwäche, heißt es in Reals "Blauem Buch". Das erklärt dann auch, warum die Spieler von Borussia Dortmund bei einer Fehlentscheidung immer gleich mit dem halben Kader auf den Schiedsrichter losstürmen.

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