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Sport: Quakenbrück statt Köln

Herr und Frau Soukup, beide ehemalige Basketballprofis aus Prag, werden heute auf der Vip-Tribüne der Max-Schmeling-Halle sitzen, vielleicht ein tolles Basketball-Bundesligaspiel zwischen Alba Berlin und TSK Bamberg (15 Uhr) sehen - von ihrem Sohn Milan aber nicht viel mehr als den Hinterkopf erhaschen. Er wird sich einige Reihen unter ihnen niederlassen.

Herr und Frau Soukup, beide ehemalige Basketballprofis aus Prag, werden heute auf der Vip-Tribüne der Max-Schmeling-Halle sitzen, vielleicht ein tolles Basketball-Bundesligaspiel zwischen Alba Berlin und TSK Bamberg (15 Uhr) sehen - von ihrem Sohn Milan aber nicht viel mehr als den Hinterkopf erhaschen. Er wird sich einige Reihen unter ihnen niederlassen. Hinter der Ersatzbank, in Jeans und Pulli.

Für Milan Soukup ist kein Platz bei Alba. Eine paradoxe Situation: Der 21-jährige Guard spielt in der tschechischen Nationalmannschaft - und in der deutschen Zweiten Liga bei TuS Lichterfelde, Albas Farmteam. "Es ist eine furchtbare Regel, dass ich nicht mit Doppellizenz spielen darf", sagt Soukup. Die deutschen Talente wie Guido Grünheid sammeln Spielpraxis bei TuSLi und lernen bei Einsätzen mit und gegen Topspieler in Bundesliga und Europaliga. Ausländer aber bekommen keine Doppellizenz.

Im Herbst 2000 kam Soukup zu Alba. "In der vergangenen Saison habe ich viermal in der Bundesliga gespielt und bin mit zu den Suproleague-Auswärtsspielen gereist", erzählt er. Ein Jahr hatte er sich gegeben, "ich dachte, das reicht, um meine Qualität zu zeigen". Doch statt des Aufschwungs kam der Abschwung. Soukup trainiert mit Alba, spielt aber für TuSLi, "ich gehöre zu keiner Mannschaft richtig dazu." Quakenbrück statt Rhein Energy Cologne, Sechtem statt Athen. Im Herbst, als Henrik Rödl, Marko Pesic und Mithat Demirel verletzt ausfielen, hätte Soukup eine Riesenchance gehabt - und musste wegen eines Kreuzbandrisses selbst drei Monate pausieren. Er verpasste die gesamte Saisonvorbereitung und war während Albas Verletztenmisere noch nicht wieder in Form. Langsam tastete er sich wieder heran, bei TuSLi. Jetzt ist er gesund - und die anderen auch.

Ein Wechsel zurück zu Alba wäre bis zum 28. Februar möglich gewesen. Am Tag davor hatte Soukup einen Termin bei Albas Trainer Emir Mutapcic. Er kam mit hohen Erwartungen, und er wurde enttäuscht. Kein Aufstieg, Zweite Liga statt Play-offs. Zehn Mann können pro Bundesligaspiel eingesetzt werden, die Plätze sind vergeben. "Bei TuSLi kann ich wenigstens spielen, das ist gut", sagt Soukup. Aber es ist nicht das, was er will.

Im Vip-Raum nach den Spielen fällt Soukup dadurch auf, dass er fast immer lächelt und oft allein an einem Tisch sitzt. Ein netter, schüchterner Kerl, möchte man meinen. Doch Soukup ist erstaunlich selbstbewusst. Er sah sich schon bei seinem Wechsel nach Berlin nicht als junger Spieler ohne Erfahrung. "Ich hatte mit Sparta Prag schon Korac-Cup gespielt. Aber Alba hat mich als Nachwuchsspieler betrachtet." Und tut es, so ist herauszuhören, immer noch. Soukups Vertrag läuft zum Saisonende aus, Alba hat eine Option für weitere zwei Jahre. "Ich würde gerne bleiben, aber auf der Bank sitzen will ich nicht", sagt Soukup. Er will seinen Eltern bei ihren Besuchen endlich zeigen, was er kann. Und zwar nicht im Trikot von TuS Lichterfelde.

Helen Ruwald

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