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Sport: Noch immer Weltklasse

Christian Hönicke bewundert Ailtons unerreichte Darbietungen als Ligaclown

Vor Kurzem hat Walter Hellmich ein vernichtendes Urteil über Ailton gefällt. Der Vorstandsvorsitzende des Bundesligisten MSV Duisburg hat den brasilianischen Stürmer deutlich als Fehleinkauf bezeichnet. „Wir haben schon gedacht, dass wir mit dem Burschen das eine oder andere bewirken können“, hatte Hellmich gesagt. „Und das ist sicherlich nicht der Fall.“ Wenn man lediglich sportliche Gesichtspunkte heranzieht, trifft diese Einschätzung auf den ehemaligen Torschützenkönig der Bundesliga sicherlich zu. Einen Treffer hat er in dieser Saison bisher erzielt – seine Glanzzeit vor dem gegnerischen Tor, das hat auch Hellmich mittlerweile begriffen, liegt lange hinter dem rundlichen Brasilianer. Dabei allerdings lässt man außer acht, dass es beim Gesamtkonzept Ailton um mehr geht als nur um Tore.

Wenn Ailton auch keinen stehenden Laster mehr aus zehn Metern Entfernung trifft, so hat er in seiner zweiten Disziplin als Ligaclown doch nichts von seiner Klasse verloren. Mit traumwandlerisch sicheren Darbietungen hat er den biederen Tabellenletzten aus dem Rheinland ins Rampenlicht gerückt, vor allem bei seiner Vorstellung, die er auf dem Rücken eines Plastikzebras zelebrierte, und bei seinen Interviews, die den Zuschauer in das magische Feld zwischen Dadaismus und Gagaismus entführten. Kurz vor dem Abschied aus der Manege Bundesliga hat er noch ein letztes Mal sein berühmtestes Element aus der Schublade gekramt: Der Vorhang hebt sich, die Bühne ist leer. Nach seinem Heimaturlaub ist Ailton unentschuldigt dem Trainingsauftakt beim MSV ferngeblieben. Applaus.

Christian Hönicke

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