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Australian Open - Andy Murray

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Tennis: Meine Herren Favoriten

Bei den Australian Open stehen die Topgesetzten im Viertelfinale der Männer – mit einer Ausnahme. Der Schotte Andy Murray scheiterte an Fernando Verdasco.

Alle hatten darauf gewartet. Schließlich nennt man die Australian Open nicht ohne Grund den „Grand Slam der Überraschungen“. Oft haben sich in der Vergangenheit ungesetzte Spieler ins Finale gespielt, im vorigen Jahr war es der Franzose Jo-Wilfried Tsonga. Die Überraschungen kamen auch – jedoch bei den Frauen, mit dem Ausscheiden von Venus Williams und Jelena Jankovic und der Siegesserie von Jelena Dokic. Bei den Männern allerdings ist in diesem Jahr alles anders. Zum ersten Mal seit 1970 hatten alle acht topgesetzten Tennisprofis das Achtelfinale erreicht. Der Erste, der gestern aus diesem Kreis ausscherte, war Andy Murray. Der Mitfavorit verlor am Montag sein Achtelfinale gegen den Spanier Fernando Verdasco 6:2, 1:6, 6:1, 3:6, 4:6.

Dass nun der an 14 gesetzte Spanier Fernando Verdasco als einziger Spieler, der nicht in den Top Ten der Weltrangliste steht, das Viertelfinale komplettiert, trübt aber den Eindruck nicht. Die besten zehn Männer der Welt sind derzeit eine Klasse für sich. „Das wird ein interessantes Jahr“, hatte der Weltranglistenzweite Roger Federer vor dem Turnier angekündigt. Interessant, weil nicht mehr nur er und Rafael Nadal die Grand-Slam-Finals unter sich ausmachen. Interessant aber auch, weil die besten Zehn derzeit wirklich wesentlich besser zu sein scheinen als der Rest der Tenniswelt.

Ein Blick auf das Tableau der Australian Open genügt: Als einziger ungesetzter Spieler erreichte Marcos Baghdatis aus Zypern das Achtelfinale, wo sich der Serbe Novak Djokovic gegen ihn aber keine Blöße gab. Der Weltranglistenerste Rafael Nadal präsentiert sich in Melbourne bisher so gut wie nie zuvor. Ohne einen Satz abzugeben, erreichte der Spanier das Viertelfinale, von Verletzungsproblemen keine Spur. Sein Verfolger Roger Federer, angetreten, um seinen 14. Grand-Slam-Titel zu gewinnen, musste zwar im Achtelfinale gegen Thomas Berdych aus Tschechien über fünf Sätze gehen, deutete das aber als Stärke. „Ich hatte nie das Gefühl zu verlieren“, sagte der Schweizer. „Jetzt brauche ich keine Angst mehr haben, wenn es in den fünften Satz geht.“ Topfit scheint auch Titelverteidiger Djokovic, der bislang nur zwei Sätze abgab, genauso wie der Franzose Tsonga. Dessen Landsmann, Gilles Simon, zieht Selbstvertrauen aus der Tatsache, dass er im vergangenen Jahr zweimal gegen Roger Federer gewinnen konnte: „Das Gefühl, ihn geschlagen zu haben, hilft mir ungemein.“ Andy Roddick, frühere Nummer eins der Welt aus den USA, serviert wieder so stark, dass er bislang nur einen Satz im Tiebreak abgegeben hat. Und der 20 Jahre alte Juan Martin Del Potro wirkte bislang erstaunlich abgeklärt.

Nur Andy Murray fehlt in dieser illustren Runde. Der 21 Jahre alte Schotte, Nummer vier der Welt, galt als einer der großen Favoriten auf den Turniersieg, nachdem er gerade in Doha zum vierten Mal in Folge Roger Federer geschlagen hatte. Trotzdem nahm er sein Aus recht gefasst auf: „Das ist kein Desaster. Ich habe noch mehr Chancen, Grand-Slam-Turniere zu gewinnen.“ Fernando Verdasco sprach hingegen vom „wichtigsten Sieg meiner Karriere“. Ob dem 25-Jährigen gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga im Viertelfinale Ähnliches gelingt, bleibt abzuwarten. Wenigstens hat Fernando Verdasco durch seinen Sieg aber dem Grand Slam der Überraschungen zumindest eine kleine Überraschung geschenkt.

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