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Sport: London des Ostens

Tokio setzt auf sichere und kompakte Spiele.

Oh, es gibt einige Parallelen zwischen den Millionenstädten London und Tokio, findet der Gouverneur der japanischen Hauptstadt. „Japan und London haben Gemeinsamkeiten, was die Ideen von Gastfreundschaft und die niedrige Kriminalitätsrate betrifft“, sagte Naoki Inosi am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in London. Vor allem aber hofft der neue Gouverneur, dass noch eine weitere Parallele hinzu kommen wird: Wie die britische Hauptstadt im vergangenen Jahr will Tokio 2020 erneut die Olympischen Spiele ausrichten.

Es ist bereits der zweite Anlauf, den Tokio unternimmt, um nach 1964 zum zweiten Mal Olympische Sommerspiele zu veranstalten. Das Rennen um die Spiele 2016 hatten die Japaner gegen Rio de Janeiro verloren. „Zurückblickend kann man jetzt sagen, dass es keine Chance gab, den Bieterwettbewerb im ersten Anlauf zu gewinnen“, sagte Naoki Inosi, der das japanische Bewerbungskomitee anführt, „aber jetzt haben wir eine gute Möglichkeit, denn wir besitzen die Erfahrung und Weisheit aus der ersten Bewerbung.“ Für ihr Scheitern hatten die Japaner vor allem mangelnde politische Unterstützung ausgemacht. Das soll beim zweiten Anlauf unter der im Dezember neu gewählten liberaldemokratischen Regierung nicht mehr passieren.

Der neue japanische Premierminister Shinzo Abe hat Tokios Bewerbung bereits seine volle Unterstützung zugesichert. Er wolle sowohl die Evaluierungskommission bei ihrem Besuch in Tokio im März treffen, als auch zur Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) auf seiner Sitzung am 7. September in Buenos Aires reisen. Die japanische Nachrichtenagentur „Kyodo“ meldet, dass japanische Diplomaten, die ins Ausland reisen, einen Brief des Premierministers mit sich führen werden, in dem Abe um Unterstützung für Tokios Bewerbung bittet.

Bei der Vorstellung des überarbeiteten Konzepts, für das ein Budget von rund 2,5 Milliarden Euro vorgesehen ist, versuchte Tokios Gouverneur in London aktuelle Bedenken zu zerstreuen. Im Streit mit China um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer sieht er keine Kriegsgefahr heraufziehen. „Territoriale Streitigkeiten gibt es in vielen Ländern“, sagte Naoki Inosi, „ich glaube, dass beide Länder eine friedliche Lösung finden werden.“

Das neue Konzept unter dem Slogan „Discover Tomorrow“ setzt auf sichere und kompakte Sommerspiele. 85 Prozent der Sportstätten liegen innerhalb eines Radius von rund acht Kilometern. Im Konzept für 2016 war noch der Neubau eines Olympiastadions am Hafen vorgesehen, nun aber wird das Nationalstadion, in dem auch die Spiele von 1964 stattgefunden haben, von Grund auf renoviert. Als größtes Manko werden gegenwärtig noch die laut Kyodo mit 65 Prozent nur geringen Zustimmungswerte in der japanischen Bevölkerung angesehen (Madrid 76,5 Prozent, Istanbul 93,7 Prozent). Der englische Buchmacher William Hill sieht die Japaner dennoch mit einer Quote von 4/6 vorne gegenüber Istanbul (5/2) und Madrid (3/1).

Obwohl die Spiele erst in sieben Jahre ausgerichtet werden sollen, war auch das aktuelle Ausmaß der radioaktiven Verstrahlung und die Erdbebensicherheit der Sportstätten nach dem Fukushima-Unglück ein Thema. „Tokio liegt 220 Kilometer entfernt von Gebieten, in denen die Radioaktivität höher als gewöhnlich ist“, sagte Tokios Gouverneur, „im Moment ist die Radioaktivität in Tokio auf einem normalen Niveau – wie in London.“ Noch so eine angebliche Parallele.

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