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Sport: Laurent Blanc: Der Franzose beendet seine aktive Laufbahn

Jetzt hat er doch noch "sein" Finale bekommen. Am 12.

Jetzt hat er doch noch "sein" Finale bekommen. Am 12. Juli 1998 war Laurent Blanc noch einer der traurigsten Weltmeister überhaupt gewesen - und der tragische Held der "Equipe Tricolore". Ausgerechnet beim größten Triumph des französischen Fußballs, dem 3:0-Sieg im WM-Finale über den viermaligen Weltmeister Brasilien, fehlte jener Mann, der den "Blauen" maßgeblich den Boden für den historischen Sieg bereitet hat. Beim 2:1-Halbfinalsieg gegen den Deutschland-Bezwinger Kroatien hatte er die Rote Karte gesehen. Zum 1:0-Sieg im Achtelfinale über Paraguay gelang ihm das "Golden Goal", gegen Italien im Viertelfinale verwandelte er im Elfmeterschießen den letzten französischen Strafstoß, ehe Di Biagio scheiterte.

Das EM-Finale von Rotterdam gegen Italien wurde für den 34-jährigen Abwehrspieler von Inter Mailand zum "End"-Spiel im doppelten Sinne. Denn sein 95. Länderspiel wird auch sein letztes sein. Torwart Fabien Barthez hatte ihn noch bei dieser EM zum Weitermachen überreden wollen ("Du bist für dein Alter noch viel zu gut"), doch Blancs Entschluss stand schon vor Turnierbeginn unwiderruflich fest. "Einmal muss Schluss sein." Das Finale sei genau der richtige Anlass, sagt der "Präsident", wie sie ihn respektvoll nennen. Da er seinem Anspruch "auch im Alter immer noch dazu zu lernen", gerecht werden will, hängt er das Trikot mit dem gallischen Hahn und der Nummer 5 endgültig in den Schrank.

Er will es nicht so machen wie Lothar Matthäus, dessen 150 Länderspiele für ihn ohnehin Utopie wären. Auch die leicht erreichbaren 100 Länderspiele von Rekord-Nationalspieler Didier Deschamps sieht er nicht als erstrebenswert an. "Ich bin nicht auf der Welt, um Rekorde zu brechen", sagt er. Aussagen, die Trainer Roger Lemerre ebenso schätzt wie das Verhalten des Abwehrspielers auf und außerhalb des Spielfeldes. Der 1,91 m lange "Libero", der mit seinem Rücktritt die seit vier Jahren in 25 Spielen unbesiegte Vierer-Abwehrkette mit Thuram, Desailly und Lizarazu sprengt, ist für viele dazu prädestiniert, einmal die Nachfolge Lemerres als Frankreichs Nationaltrainer anzutreten. Derzeit macht er sein Trainer-Diplom.

Die elf Jahre lange Länderspiel-Laufbahn des im Provinzort Ales geborenen Südfranzosen war geprägt von Höhepunkten, aber auch von Brüchen. Als Junioren-Europameister 1988 trat er erstmals international in Erscheinung, zehn Jahre später konnte er sich Weltmeister nennen, auch wenn er im Finale nicht spielte. Dass dies so kam, daran hatte vor allem WM-Trainer Aime Jacquet großen Anteil. Er redete Blanc 1994 den schon einmal ins Auge gefassten Rücktritt aus. Kritiker hatten dem "zu langsamen" Abwehrspieler bei der verpassten WM-Qualifikation für die USA die Hauptschuld an den blamablen Heimniederlagen gegen Bulgarien (1:2) und Israel (2:3) gegeben. Der Stachel saß tief, aber Blanc spielte weiter.

1999 war es dann Jacquet-Nachfolger Lemerre, der dem sensiblen Riesen das Gefühl seiner Unentbehrlichkeit für die "Equipe Tricolore" vermitteln musste. Blanc, der das Trikot von acht Klubs (SC Montpellier, SSC Neapel, Olympique Nimes, AS St. Etienne, AJ Auxerre, FC Barcelona, Olympique Marseille, Inter Mailand) trug, "flüchtete" damals nach einem Disput mit OM-Coach Rolland Courbis nach Mailand. Ein Schritt, den ihm viele übel nahmen. Doch Lemerres Überredungskünste fielen auf fruchtbaren Boden. Ein drittes Mal wird sich Blanc nun nicht überreden lassen. Wiederkommen wird er eines Tages - aber als Trainer.

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