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Wo dürfen sich die Frauen von der Schanze stürzen? Für die deutsche Springerin Katharina Althaus und ihre Kolleginnen könnte es eng werden im internationalen Terminkalender.

© Imago

Frauen und Männer im Skispringen: Kopfüber in die Tiefe

Die Skispringerinnen fordern eine eigene Serie wie die Vierschanzentournee der Männer. Doch bisher ziert sich der Weltverband.

Was haben Markus Eisenbichler, Karl Geiger, Katharina Althaus und Juliane Seyfarth gemeinsam? Sie holten als Skisprung-Quartett Gold bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld. Und was ist der Unterschied zwischen den zwei Männern und ihren weiblichen Pendants? Während Eisenbichler und Geiger bei der Vierschanzentournee die Hauptrollen spielen, können Althaus und Seyfarth maximal im Stadion zuschauen. Wird die Tournee ein reines Männer-Event bleiben?

Gleichberechtigung: Das Geschlechter-Thema ist 2019/2020 im Sport omnipräsent, so auch im Skispringen. Die Frauen kämpfen nicht nur für angepasste Preisgelder, sondern auch für Chancengleichheit. „Wir sind noch nicht ganz da, wo wir hin wollen“, sagte Topspringerin Althaus der Deutschen Presse-Agentur. Man könne es nur „immer wieder ansprechen und hoffen, dass die Fis (der Weltverband, d. Red.) das dann durchführt“, fügte die Oberstdorferin an. Hoffnung besteht – die in Norwegen stattfindende und lukrative Raw-Air-Serie gibt es inzwischen für Männer und Frauen.

Die Vizeweltmeisterin. Katharina Althaus appelliert an den Weltverband, Frauen höhere Chancen und Preisgelder einzuräumen.

© Hendrik Schmidt/dpa

Steigerung der Attraktivität: Die Vierschanzentournee für Frauen in das aktuelle Programm zu integrieren, würde auch eine Aufwertung für die Zuschauer am TV und in den Skisprung-Arenen bedeuten. Mit Tickets könnten die Fans nicht nur einen Quali-Durchgang oder zwei Wettkampfdurchgänge der Männer sehen, sondern auch den Wettkampf der Frauen, der zeitlich nah an den eigentlichen Hauptprogrammpunkt gerückt werden könnte.

Mediale Aufmerksamkeit: Für Frauen-Bundestrainer Andreas Bauer ist eines klar – eine Frauen-Tournee kann nur an den vier Original-Orten Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen stattfinden. Alles andere wäre für ihn „kompletter Blödsinn“. Die Tournee hat eine riesige Tradition und lebt von ihrem Termin, da es rund um den Jahreswechsel wenige Konkurrenzevents gibt. Davon könnten auch die Frauen profitieren.

Der Weltverband: Bisher ziert sich die Fis. Der scheidende Rennleiter Walter Hofer sagte, es gebe keine konkreten Pläne. Sein Nachfolger Sandro Pertile sagt: „Wenn man so etwas von heute auf morgen macht, kommt es wie ein Boomerang zurück.“ Er bezog sich damit auf die Leistungsdichte im Starterfeld, die für die Tournee noch größer werden müsse.

Planlos. Fis-Renndirektor Walter Hofer.

© Daniel Karmann/dpa

Logistik: Schon jetzt geraten kleine Orte wie Oberstdorf oder Bischofshofen an ihre Kapazitätsgrenzen, wenn der Tournee-Tross plus die üblichen Ski-Touristen rund um den Jahreswechsel zu Gast sind. Mit der Einführung einer Frauen-Tournee würde sich dieses Problem dann noch einmal verschärfen. „Logistisch ist alles möglich. Bei der Raw-Air geht es auch“, sagte Norwegens Trainer Alexander Stöckl zu der Wettkampfserie in Skandinavien.

Beiprogramm: Bei einer Eingliederung der Frauen in das normale Tournee-Programm würde sich zwangsläufig die Frage stellen, welche Wertigkeit die Organisatoren diesen Wettkämpfen einräumen würden. Bei schwieriger Witterung oder unruhigem Wind dürfte im Zweifel immer die Austragung des Männer-Springens vorgezogen werden, weil damit die großen Fernsehgelder verdient werden. „Dann haben wir echt ein Problem, weil das schaut schlecht aus“, sagte Norwegens Trainer Alexander Stöckl zu solchen Szenarien. Erklärend fügte er an: „Das Männer-Skispringen kannst du nicht streichen, das finanziert den Haufen von dem ganzen Tag.“ (dpa)

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