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Schrei, wenn du kannst. Die Trainer Jürgen Klopp (r.) und Jupp Heynckes. Fotos: dpa

© picture-alliance/ dpa

Sport: Jagd auf Hakenschläger

Mit dem Duell zwischen Leverkusen und Dortmund steigt heute das erste Finale der Saison

Ein sanftes Erwachen wird es nicht. Denn nach 25 Tagen Pause reißt die Bundesliga ihre Anhänger heute mit der Unnachgiebigkeit einer Stationskrankenschwester aus dem Winterschlaf. Gleich zum Auftakt der Rückrunde empfängt Verfolger Bayer Leverkusen den Tabellenführer aus Dortmund (20.30 Uhr, live in der ARD). Zu einem Kaltstart unter Flutlicht, dessen Ergebnis so früh wie selten eine Vorentscheidung im Meisterschaftsrennen sein könnte. Schließlich ist dieses Spiel nicht nur das Duell der Trainergenerationen, sondern auch das erste Finale dieser Saison.

Die Jäger vom Rhein liegen bereits zehn Punkte zurück, glauben aber nach wie vor an ihre Chance, Jürgen Klopps Hasen noch abzufangen. Egal wie virtuos deren Haken zuletzt geschlagen wurden. Leverkusens Trainer Jupp Heynckes hat deshalb auch bereits die erste Ladung Verbalschrot in Richtung Westfalenstadion geschickt: „Die kommen nicht ungeschoren davon“, sagte er im „Kicker“. Heynckes erwartet ein Duell „auf Augenhöhe“. Deutschlands letzter Oberlehrer in Ballonseide versprüht eine ungewohnte Angriffslust, die sich spürbar auf die Mannschaft übertragen hat. Noch ist nichts entschieden, sagt das Mienenspiel. Da geht noch was, schreit die Körpersprache. Leverkusen hat Witterung aufgenommen.

Auch, weil die Jagdgesellschaft vom Rhein endlich komplett ist. Mit Patrick Helmes und Stefan Kießling kann Heynckes wieder auf das beste deutsche Sturmduo der Bundesliga zurückgreifen. Und hat mit Michael Ballack eine Option auf der Bank, um die ihn viele Bundesligatrainer beneiden dürften.

Allerdings trifft er eben auf einen Kollegen, dem Neid derzeit fremd ist. Jürgen Klopp trägt auch zu Beginn des Jahres seine aus dem Fernsehen bekannte Karnevalslaune im vom Platz an der Sonne leicht gebräunten Gesicht. Das Zusammentreffen mit einem der stärksten Verfolger löst bei Dortmunds Trainer keine Panikschübe aus. Stattdessen sagt er einfach nur: „Das wird ein Riesenspaß.“

Selbst dem Ausfall von Torjäger Lucas Barrios und dem Fehlen Shinji Kagawas begegnet er mit stoischer Gelassenheit. Alles kein Problem. Dann spielen eben Edeljoker Lewandowski und der zuvor Langzeitverletzte Mohamed Zidan – ohnehin Klopps Lieblingsschüler. Oder Mario Götze – Deutschlands neues Wunderkind. Ein Luxus, der durchaus zum Lächeln anregen kann.

Zumal die Dortmunder vor diesem Hintergrund auch ganz entspannt die Favoritenrolle von sich weisen können. Der Druck liegt so auf der rechten Rheinseite.

Im Hinspiel haben Heynckes’ Spieler aber immerhin schon einmal gezeigt, dass sie durchaus in der Lage sind, die Fehler in in Klopps Systemfußball zu finden und auszunutzen. Nur glich die Angriffsmaschine der Dortmunder damals, am ersten Spieltag der Rekordhinrunde, noch eher einem Rasenmäher als jener Kilometer fressenden Hochleistungsdampfwalze, mit der sie danach ihren Weg an die Spitze nachhaltig asphaltierten. Auch deshalb spielt Leverkusen heute Abend nicht nur gegen den BVB, sondern auch gegen eine drohende Langeweile an der Tabellenspitze, mit der die Wintermüdigkeit schneller zurückkehren würde, als es der Liga lieb sein kann.

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