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Antoine Hey, Fußball-Trainer: "Ich liebe Reisen"

Liberias Trainer Antoine Hey über Fußball-Provinzen. Der 38-Jährige war als Spieler unter anderem in Osnabrück aktiv. Als Trainer arbeitete der BErliner in Lesotho, Gambia und Tunesien.

Herr Hey, sind Sie ein Abenteurer?



Ach, was. Die Leute denken ja immer, alles, was außerhalb von Europa liegt, ist Urwald oder Mittelalter. Fußball wird doch überall gespielt, immer nach denselben Regeln. Und überall wächst die Infrastruktur.

Auch in Liberia?

Die Zeiten, wo man hier als Fußballtrainer Pionierarbeit leisten musste, sind längst vorbei. Hier ist unheimlich viel getan worden nach dem Ende des Bürgerkriegs: Die Straßen wurden erneuert, es gibt neue Hotels, neue Tankstellen.

Und wie sieht’s fußballerisch aus?

Die Leute wollen, dass Liberia 2010 Weltmeister wird, und wenn’s dann nicht klappt, sind sie todtraurig.

Wie sind denn die Rahmenbedingungen für einen Weltmeister in spe?

Gerade wurde hier in der Hauptstadt, in Monrovia, das Nationalstadion renoviert. Uns stehen ein guter Rasenplatz und ein Kunstrasenplatz zur Verfügung, auch die Räumlichkeiten sind in Ordnung. Es sind ideale Bedingungen. Und dazu erst mal das Wetter: Heute sind 30 Grad, die Sonne scheint.

Sie waren Trainer in Lesotho und Gambia und arbeiten nun in Liberia. Gab es keine Angebote aus Deutschland?

Mir macht es Spaß, viele Länder zu sehen, herumzureisen, Freundschaften zu knüpfen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, als Trainer in Deutschland irgendwo bei einem Spiel auf der Tribüne zu sitzen und dort mit den Hufen zu scharren.

Wie ist denn das fußballerische Niveau in Liberia?

Ich habe Lothar Gans …

… dem Sportdirektor des VfL Osnabrück …

… kürzlich mal einen Tipp gegeben: Ich habe da einen Spieler fürs linke Mittelfeld, der ist einfach sensationell, habe ich ihm gesagt. Da hat er mir geantwortet: ,Fürs linke Mittelfeld habe ich schon so viele.’ Na ja, die Wertschätzung für afrikanische Spieler ist eben außerhalb Deutschlands größer. Ich war mal als Trainer von Lesotho in Benin beim Afrika-Cup für die U 20. Da war ich, wenn meine Mannschaft nicht gespielt hat, tatsächlich der einzige Weiße auf der Tribüne. Dabei liefen da wirklich fünf, sechs hochkarätige Spieler rum.

Probleme – gibt’s die auch?

Also wir haben einen Stamm von 25 Spielern, mit denen ich zusammenarbeite. Dazu kommen 15 Spieler, die im Ausland als Profis tätig sind: bei Ankaraspor, Malmö FF, Washington DC und so weiter. Diese Spieler zusammenzuholen ist etwas schwierig, weil dem Verband die Finanzmittel fehlen.

Ihr Vertrag in Liberia endet im Februar. Werden Sie nun arbeitslos?

Ich habe ein Angebot von Pakistan bekommen, das ist sehr reizvoll. Da könnte ich schwach werden. Auch Jemen zeigt Inte r esse. Nur wenn ich mit solchen Geschichten komme, dann kriegt meine Familie daheim in Hagen immer einen Anfall.

Das Gespräch führte Karsten Doneck.

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