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Wilfried Kanga, Lucas Tousart und Agustin Rogel  (von links) mussten mit Hertha in Bochum eine empfindliche Niederlage hinnehmen.

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Hertha BSC verliert zum Jahresauftakt 1:3: Fehlstart gegen den VfL Bochum

Hertha BSC war nach der Vorbereitung zuversichtlich. Doch durch die Niederlage in Bochum fällt die Mannschaft auf einen Abstiegsplatz zurück.

Martin Petersen nestelte noch an seinem Headset, da schuf Kevin Stöger bereits Fakten. Der Mittelfeldspieler des VfL Bochum trat den Ball vom Anstoßpunkt zurück zu seinem Torhüter Manuel Riemann. Nur Sekunden später erfolgte die nachträgliche Genehmigung durch Schiedsrichter Petersen. Der malte ein Rechteck in die Luft. Statt 1:0 für Hertha BSC hieß es wieder 0:0; statt Anstoß für den VfL gab es Ecke für Hertha.

Es war eine Millimeterentscheidung, die die Gäste aus Berlin am Samstagnachmittag im ausverkauften Ruhrstadion um die Führung brachte. Vor Herthas vermeintlichem 1:0 durch Lucas Tousart hatte der Ball die Torauslinie bereits denkbar knapp überschritten.

Die Situation war ähnlich wie vor wenigen Wochen bei der WM in Katar im Gruppenspiel zwischen Spanien und Japan. Mit dem Unterschied, dass das Tor der Japaner gezählt hatte. In Bochum kassierte der Videoassistent den Treffer hingegen wieder ein.

So fing das neue Fußballjahr für Hertha BSC denkbar schlecht an: in dieser Szene genauso wie im großen Ganzen. 1:3 (0:2) hieß es am Ende für den Berliner Fußball-Bundesligisten im Pflichtspielauftakt.

Nicht nur der VfL Bochum zog dadurch an Hertha vorbei, sondern auch der VfB Stuttgart, so dass die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz auf einen direkten Abstiegsplatz zurückfiel. „Jetzt stehen wir hier mit einem schlechten Gefühl und null Punkten“, sagte Torhüter Oliver Christensen.

Das hatten die Berliner nicht nur dem Videoassistenten, sondern auch sich selbst zuzuschreiben. Nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit. Bis zum vermeintlichen 1:0 durch Kapitän Tousart hatten die Gäste das Geschehen weitgehend unter Kontrolle; auch qualitativ konnte Hertha mehr aufbieten als die biederen Bochumer.

Dafür überzeugte der VfL durch „den unbedingten Willen, den unsere Mannschaft auszeichnet“, wie Trainer Thomas Letsch sagte – und durch eine beispiellose Effektivität. „Genau die Effektivität brauchen wir auch“, sagte Maximilian Mittelstädt, der wie erwartet für den eigentlichen Kapitän Marvin Plattenhardt hinten links verteidigte.

Wenn wir so weitermachen wie heute, müssen wir in den nächsten Spielen nicht von Punkten reden.

Marco Richter, Hertha BSC

So aber brachte sich Hertha wieder einmal um den Lohn der Mühen, weil die Mannschaft sich erneut zu viele kleine Aussetzer leistete, die letztlich eine große und für die Berliner schmerzliche Wirkung entfalteten. „Wir kassieren viel zu leichte Tore“, sagte Marco Richter, der noch einer der Besseren bei Hertha gewesen war.

Es sind Anflüge von Naivität und Leichtsinn, die Hertha immer wieder zu schaffen machen. Vor dem 0:1 konnten sich die Bochumer, die sonst den Ball nur hoch und weit nach vorne kloppen, einmal nahezu unbehelligt von ziemlich weit hinten nach ganz vorne kombinieren. Am Ende war es Mittelstürmer Philipp Hofmann, der zur Führung für den VfL einköpfte, weil er nicht mehr entscheidend gestört wurde.

Das 2:0 der Gastgeber fiel unmittelbar vor der Pause, wieder mit freundlicher Unterstützung der Berliner. Nach der ersten Ecke für den VfL konnte Keven Schlotterbeck, im Winter vom SC Freiburg ins Ruhrgebiet gewechselt, am zweiten Pfosten vollkommen ungedeckt einköpfen. Sein Gegenspieler Mittelstädt war zuvor einfach stehen geblieben.

Zu wenig Intensität und Aggressivität

Auch das dritte, vorentscheidende Tor für den VfL eine knappe Viertelstunde nach der Pause resultierte aus einer Ecke – für Hertha. Nachdem ein Versuch von Startelfdebütant Derry Scherhant geblockt worden war, ging es ganz schnell in die andere Richtung. Am Ende war es erneut Hofmann, dessen abgefälschter Schuss sich über Christensen hinweg ins Tor senkte. „In der zweiten Halbzeit haben wir gut angefangen, und dann machen die so ein Kacktor“, sagte Herthas dänischer Torhüter.

Trainer Sandro Schwarz klagte über „zu wenig Intensität, zu wenig Aggressivität“. Gleich nach dem 0:3 brachte er drei neue Kräfte für die Offensive und stellte auf ein 4-4-2 um mit Wilfried Kanga und Jessic Ngankam im Sturm. Doch mehr als das 1:3 durch den eingewechselten Suat Serdar drei Minuten vor dem Ende sprang nicht mehr heraus.

Der Schwung und der Optimismus der Vorbereitung sind bei Hertha denkbar schnell wieder verflogen. „Wir haben schon bewiesen, dass wir Fußball spielen können“, sagte Marco Richter. „Das heute war scheiße.“ Wenn Hertha so auftrete wie in Bochum, dann brauche man in den nächsten Spielen von Punkten nicht zu reden. Mittelstädt findet es trotzdem „gut, dass wir am Dienstag direkt weitermachen können“.

Dann empfängt Hertha im Olympiastadion den VfL Wolfsburg, der jetzt fünf Spiele am Stück gewonnen und am Samstag den bisherigen Tabellenzweiten SC Freiburg 6:0 besiegt hat.

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