zum Hauptinhalt

Sport: Es geht auch ohne Diego

Werder Bremen siegt ohne seinen Spielmacher durch zwei Tore von Markus Rosenberg 2:0 gegen Borussia Dortmund

Ist die große Furcht, ohne den kleinen Genius Diego Ribas da Cunha nicht bestehen zu können, bei Werder Bremen womöglich unbegründet? Fakt ist: Ohne seinen filigranen Spielmacher, der gestern gesperrt war, lieferten die Norddeutschen das beste Spiel des Jahres 2008 ab und gewann nach zwei Toren von Markus Rosenberg mit 2:0 (1:0) gegen Borussia Dortmund. Der Zweite bestätigte indes seinen Platz als erster Verfolger des FC Bayern und trachtet unverhohlen nach dem Titel. „Das ist unser erklärtes Ziel“, sagte Matchwinner Rosenberg.

Auf den schmalen Schultern von Mesut Özil lastete gestern im ausverkauften Weserstadion die Bürde, Taktgeber Diego vertreten zu müssen. Deshalb ging der Brasilianer auch in die Kabine und riet dem ehemaligen Schalker: „Mache das, was du kannst.“ Vorweg: Eine Halbzeit lang fand Özil auf der zentralen Mittelfeldposition kaum eine Bindung zum Bremer Angriffsspiel, er verschluderte leichtfertig zahlreiche Bälle und leitete mit seinem Ballverlust auch die beste Dortmunder Chance ein: Bei einem Konter scheiterte jedoch der Kroate Mladen Petric am phänomenal reagierenden Torwart Tim Wiese. „Wenn wir da in Rückstand geraten, wäre es ganz schwierig geworden“, sagte Sportdirektor Klaus Allofs hinterher.

Es hätte auch nach einer halben Stunde noch schwierig für Werder werden können, als der wegen der Vorkommnisse im Hinspiel permanent ausgepfiffene BVB-Akteur Tinga – der Brasilianer hatte im Oktober vergangenen Jahres Diego an den Rande eines Platzverweis getrieben – zur vermeintlichen Dortmunder Führung vollstreckte. Doch Schiedsrichter Markus Merk erkannte den Treffer nicht und entschied auf Foulspiel von Petric an Patrick Owomoyela. „Beide gehen zum Ball, ich weiß nicht, was Herr Merk da gesehen hat“, moserte BVB-Trainer Thomas Doll. Mag man über den Dortmunder Ärger nach dieser Szene streiten – eine Viertelstunde später war der Dortmunder Unmut im Nachhinein vollauf berechtigt. Denn da fiel das kuriose erste Rosenberg-Tor zum 1:0: Der Schwede bugsierte den Ball mit Verzögerung per Hackentrick über die Linie. Das war nicht regelkonform, weil der 25-Jährige nach der Hereingabe des eingewechselten Aaron Hunt im Abseits stand. „Ich bin sauer. Der Schütze steht fast einen Meter im Abseits. Das muss er sehen, dafür steht der Linienrichter da“, sagte Doll.

Der Dortmunder Trainer bemäkelte allerdings an seiner Mannschaft, dass sie in der zweiten Halbzeit nur noch reagierte. So war es wohl: Angetrieben vom fleißigen Jurica Vranjes, dem starken Daniel Jensen und dem verbesserten Özil, befleißigten sich die Bremer des gewohnten Sturm-und-Drang-Stils, der dem Gegner kaum Zeit zum Atem holen ließ. Das zweite Rosenberg-Tor, abermals von Hunt eingeleitet, war die logische Folge; diesmal traf der Mann aus Malmö nach einem feinen Dribbling mit einem unhaltbaren Flachschuss gegen den guten Borussia-Torwart Marc Ziegler. „Er hat sich damit selbst belohnt“, sagte Trainer Thomas Schaaf.

Am Ende aber war auch Özil ein Matchwinner. Der Vertreter von Diego sagte über seine Leistung: „Ich habe erst in der zweiten Hälfte gezeigt, was ich kann.“ Sportdirektor Allofs fand: „Es wäre ja tragisch, wenn ohne Diego gar nichts mehr geht. Mesut hat gezeigt, dass er Dinge beherrscht, die nicht viele spielen können.“ Allofs hofft nun, dass die Protagonisten in Grün-Weiß auch am Donnerstag im Ibrox-Park beim Uefa-Cup-Achtelfinale gegen die Glasgow Rangers so couragiert auftrumpfen. „Dort müssen wir den Kampf genauso annehmen“, sagt Allofs. Und dort darf übrigens ja auch Diego wieder mitspielen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false