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Jetzt lacht keiner mehr. In der aktuellen Saison kam Eroll Zejnullahu für Union in der Zweiten Liga bereits 13 Mal zum Einsatz. Die Köpenicker haben den Vertrag mit dem 20-Jährigen bis 2018 verlängert.

© imago/Matthias Koch

1. FC Union Berlin: Eroll Zejnullahu: Vom Asylbewerber zum Fußballprofi

Eroll Zejnullahus Familie kam aus dem Kosovo nach Berlin, beim 1. FC Union ist der 20-jährige Mittelfeldspieler ein Vorbild für Flüchtlinge.

Ein wenig schüchtern sitzt Eroll Zejnullahu auf einer hellen Couch in der Lobby des Mannschaftshotels des 1. FC Union im spanischen Sotogrande. Der 20-Jährige sagt auch von sich selbst, dass er schüchtern sei. Die bei Profifußballern mittlerweile fast obligatorischen Tattoos sucht man bei dem dunkelhaarigen jungen Mann vergeblich. „Ich brauche das nicht“, sagt Zejnullahu.

Seine Einstellung zu seinem Beruf hat wohl auch mit seiner persönlichen Geschichte zu tun. Eroll Zejnullahu hat den Sprung geschafft: vom Kind von Asylbewerbern zum Profifußballer. Er wurde zwar in Berlin geboren, seine Eltern sind aber Kriegsflüchtlinge aus dem Kosovo. Auch deshalb bezeichnet Zejnullahu die aktuelle Flüchtlingsdiskussion in Deutschland als „ein spannendes Thema“.

Die Situation der Flüchtlinge in Deutschland und die Ablehnung, die ihnen teilweise entgegenschlägt, lassen Zejnullahu nicht kalt. „Meine Eltern waren schon in Berlin, als ich geboren wurde. Ich kann mich gut in die Lage der Menschen hineinversetzen, ich habe ja auch in Asylanten-Heimen gelebt. Ich weiß, wie es dort abläuft“, erzählt er.

Die Situation der Flüchtlinge in Deutschland lässt Zejnullahu nicht kalt

Der Mittelfeldspieler begrüßte es deswegen auch, dass Union am vergangenen Sonntag ein Benefizspiel beim Siebtligisten SC Union 06 (7:1) absolvierte, zu dem auch Flüchtlinge eingeladen waren aus den Erstaufnahme-Quartieren, die im Poststadion eingerichtet sind. „Ich fand gut, dass wir das Spiel gegen Union 06 gemacht haben. Ich habe mich gefreut, dass so viele Menschen da waren – auch aus dem Kosovo“, sagt Zejnullahu. „Ich habe mich mit denen kurz unterhalten. Für sie ist es schön und wichtig zu sehen, dass es ein Flüchtlingskind geschafft hat.“

Der Durchbruch ist Zejnullahu bisher noch nicht gelungen. Vor zwei Jahren war er erstmals in einem Auslands-Trainingslager der Union-Profis dabei, ebenfalls in Spanien. Sein Einstand verlief unglücklich und spektakulär. „Ich hätte mir meinen ersten Trainingstag anders gewünscht“, sagt er. „Aus der Heimat kamen SMS, dass ich in der Zeitung stehe und dass ich einen umgehauen hätte.“

Gleich in Zejnullahus erster Trainingseinheit verletzte sich Felipe Gallegos schwer in einem Zweikampf mit dem Nachwuchsspieler. Der Chilene zog sich eine Gehirnerschütterung zu und musste vorzeitig abreisen. „Ich bin hochgesprungen und wir prallten zusammen“, erinnert sich Zejnullahu. „Dann lag Felipe auf dem Boden, es war nicht schön mitanzusehen. Ich bin ein paar Schritte zur Seite gegangen, weil ich nicht hinschauen wollte.“

Der Durchbruch ist Zejnullahu bei Union bisher noch nicht gelungen

Damals kannten Zejnullahu nur Insider. Unter Trainer Uwe Neuhaus kam er zwar in der Saison 2012/13 zwei Mal und 2013/14 drei Mal zu Einsätzen in der Zweiten Liga. Doch mit seinem Nachnamen hatten Stadionsprecher und Fans so ihre Schwierigkeiten. „Am Anfang kam beim Verlesen meines Nachnamens nur ein Lachen im Stadion, das hat sich jetzt geändert.“

In der aktuellen Spielzeit brachte es Zejnullahu schon auf 13 Einsätze, aber keinen über 90 Minuten. Stammspieler ist er noch nicht. Aber der 1. FC Union setzt mittelfristig auf ihn und hat seinen Vertrag schon im Juli bis 2018 verlängert. „Ich bin sehr zufrieden. Ich hätte vor der Saison nicht gedacht, dass ich so oft spiele. Dass ich diesen Weg eingeschlagen bin, freut mich sehr. Das macht mich auch stolz“, sagt Eroll Zejnullahu. „Ich wollte mich ins Team reinspielen.“

In den nächsten Jahren will sich der Kosovare ganz auf den Fußball konzentrieren. In der Nachwuchsabteilung der Köpenicker hat er ein Praktikum als Fitness-Kaufmann absolviert. Auch seine eigene Fitness steht bei ihm in nächster Zeit im Mittelpunkt. „Ich will mehr Muskelmasse aufbauen und torgefährlicher werden“, sagt er. Tattoos sollen die neuen Muskeln aber nicht schmücken.

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