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Langer Abend: Eisbären fressen Haie im Penaltyschießen

Es war keineswegs brillantes Eishockey, das die Eisbären gegen die Kölner Haie anboten. Dafür aber gestaltete es sich je länger die Begegnung andauerte, umso spannender.

Von Katrin Schulze

Lange Zeit waren die Zuschauer nicht zu beneiden. So oft sie ihre Klatschpappen am Freitagabend auch malträtierten, wirklich motivieren konnten sie ihre Mannschaft zwei Drittel lang nicht. Immer wieder wummerte der Lärm der Anfeuerungsinstrumente durch die Berliner Arena, die Eisbären aber wollten oder konnten ihre tapferen 14.100 Fans einfach nicht erhören. Sie liefen und liefen, sie erarbeiteten sich Chance um Chance, doch der Ertrag dieser Vorstellung blieb gering – jedenfalls bis 20 Minuten vor dem Ende. 0:2 hatten die Eisbären da schon hinten gelegen, ehe sie sich im Schlussdrittel auch zu Toren aufrafften und schließlich 3:2 (0:1, 0:1, 2:0/ 1:0) nach Penaltyschießen gegen die Kölner Haie gewannen. Es war keineswegs brillantes Eishockey, das beide Parteien ihrem Publikum anboten, dafür aber gestaltete es sich je länger die Begegnung andauerte, umso spannender.

Von Anfang an erarbeiteten sich die Gastgeber mehr Gelegenheiten, an der Präzision aber haperte es zunächst gewaltig. Daniel Weiß, Florian Busch, Constantin Braun und Sven Felski. So hießen die Berliner Profis, die entweder an ihrem eigenen Unvermögen oder an Danny Aus den Birken im Tor der Haie scheiterten. Nein, besonders viel Esprit versprühte die Mannschaft von Trainer Don Jackson gegen die Kölner nicht. Ihr Spiel hatte eher das Etikett „redlich bemüht“ verdient, dazu mischten sie gerade zu Beginn der Partie noch einige Slapstick-Einlagen. Erst kegelten sich die Eisbären selbst aus dem Rennen, indem sie sich um gegenseitig von den Schlittschuhen holten, und zum Höhepunkt ihrer glücklosen bis tapsigen Vorstellung im ersten Drittel kassierten sie dann ein Tor in Überzahl. Bezeichnenderweise verlor ihr bester Spieler der laufenden Saison, Derrick Walser, in der 19. Minuten allzu leichtfertig den Puck und durfte dann bestaunen, wie Daniel Sparre nach einem schönen Doppelpass mit James Sixsmith die Kölner Führung erzielte. Viel dümmer hätte es für die Gastgeber in den ersten 20 Minuten kaum laufen können.

In den Mittelabschnitt starteten sie dann ähnlich fahrig, wie zu zuvor aufgehört hatten, was dem Gesamtniveau der Begegnung nicht unbedingt zuträglich war. Hatten sich beide Teams anfangs noch ein packendes und schnelles Duell geliefert, so flachte das Geschehen zwischenzeitlich ab, weil die Haie nicht mehr taten als nötig. Mussten sie auch nicht, immerhin blieb das Pech an ihrem Gegner haften. So zielte der Berliner Angreifer Tyson Mulock in der 37. Minute beispielsweise binnen kürzester Zeit gleich zweimal knapp daneben. Wie es richtig geht, zeigte Köln im direkten Gegenzug, als Matt Pettinger eine der wenige Kölner Möglichkeiten verwandelte. 2:0 führten die Haie nach 40 gespielten Minuten. Sollte es das schon gewesen sein? Mitnichten.

Weder das Publikum, das ein Klatschpappenkonzert nach dem nächsten zum Besten gab, noch die Jacksons Mannschaft selbst hatte aufgesteckt. Dennoch brauchte es im letzten Drittel die Hilfe eines Kölners, dessen Eigentor dem Eisbärenspieler Alexander Weiß gutgeschrieben wurde. Den Berliner schien das einigermaßen gleichgültig zu sein, sie waren wieder im Spiel – und wie. Nur 98 Sekunden nach dem Anschlusstreffer glich André Rankel aus. Damit ermöglichte er seiner Mannschaft die kaum noch für möglich gehaltene Verlängerung und das folgende Penaltyschießen. Denis Pederson hämmerte den Puck da zum entscheidenden 3:2 in Netz .Und als der Berliner Torwart Rob Zepp den allerletzten Schuss der Partie abwehrte, waren die Zuschauer endgültig mit dem Abend versöhnt. Ihr Ausflug hatte sich doch noch gelohnt.

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