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Patrick Mahomes (am Boden) kassiert in dieser Szene den Hit von Joseph Ossai.

© Imago/UPI Photo

Eagles und Chiefs bestreiten Super Bowl: Ins Finale geschubst

Philadelphia profitiert beim Sieg gegen San Francisco auch von vielen Verletzungen beim Gegner. Und in Kansas City wird Bengals-Verteidiger Joseph Ossai zur tragischen Figur.

Joseph Ossai hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Stattdessen richteten sich die Kameras nach der wohl entscheidenden Szene im AFC Championship Game zwischen den Kansas City Chiefs und den Cincinnati Bengals gnadenlos auf ihn. Beim Stand von 20:20 liefen die letzten Sekunden. Viel deutete darauf hin, dass zwischen den beiden Teams wie im Vorjahr eine Verlängerung darüber entscheiden müsste, wer den Super Bowl der National Football League erreicht. Doch dann kam Joseph Ossai. Dummerweise tat er das den Bruchteil einer Sekunde zu spät und schubste Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes zu Boden, als der sich schon im Aus befand.

Die Schiedsrichter werteten die Aktion als Foul und verhängten eine 15-Yard-Strafe gegen die Bengals. So kam Kansas City in Field-Goal-Reichweite, Chiefs-Kicker Harrison Butker verwandelte aus 45 Yards eiskalt zum 23:20-Sieg. Der 22 Jahre alte Ossai vergrub sein Gesicht hinter seinen Händen, später erklärte er: „Ich war gerade im Verfolgungsmodus. Ich habe versucht, ihn dazu zu bringen, rückwärts zu laufen und Zeit von der Uhr zu nehmen.“ Klar war ihm da aber längst: „Ich muss es besser machen.“

Derweil liefen im Arrowhead Stadium von Kansas City die Feierlichkeiten beim gastgebenden Team. „Das wird eine großartige Herausforderung“, sagte Superstar Mahomes mit Blick auf den Super Bowl in zwei Wochen, wollte aber noch gar nicht zu weit vorausschauen und erst einmal „das hier feiern“ – wenn auch ohne Zigarren, die zu seinem Bedauern nicht vorrätig waren.

Es gibt Momente, da musst du einfach alles riskieren.

Patrick Mahomes zu seinem entscheidenden Lauf trotz der Fußverletzung

Während Ossai die tragische Figur des spannenden Duells zwischen Kansas City und Cincinnati war, wurde Mahomes auf der anderen Seite einmal mehr zum strahlenden Helden. Sichtbar beeinträchtigt von seiner Knöchelverletzung aus dem Vorwochensieg gegen die Jacksonville Jaguars war Mahomes weit von seiner sonstigen Mobilät entfernt.

Erst in jenem letzten Spielzug lief der Quarterback der Chiefs erstmals selbst freiwillig mit dem Ball. Mehr oder weniger tat er das auf einem Bein, den rechten Fuß konnte er zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr schmerzfrei auf den Boden setzen. „Es gibt Momente, da musst du einfach alles riskieren“, sagte Mahomes später dazu.

Im Super Bowl kommt es zum Bruder-Duell von Travis und Jason Kelce

Und obwohl dem 27 Jahre alten Spielmacher in einer für ihn völlig atypischen Aktion einmal sogar der Football aus der Hand flutschte, zeigte er dennoch eine mehr als solide Leistung. Die beeindruckte umso mehr, da im Laufe der Partie mehrere seiner bevorzugten Passempfänger verletzt ausfielen und so seine Lieblingsanspielstation Travis Kelce von den Bengals besonders eng gedeckt werden konnte.

Cincinnatis Defensive machte einen guten Job, die von Kansas City aber einen noch besseren. Joe Burrow, Quarterback der Bengals, leistete sich zwei Interceptions und verlor am Ende nach drei Siegen in Folge gegen die Chiefs diesmal wieder.

Jason Kelce (r.) freut sich über den Einzug in den Super Bowl - und ein Duell mit seinem Bruder.

© Imago/Eric Hartline

Im Super Bowl am 12. Februar in Glendale, Arizona, trifft Kansas City als Meister der AFC auf die Philadelphia Eagles, die sich zuvor im Finale der NFC gegen die San Francisco 49ers deutlich mit 31:7 durchsetzen konnten. Auch dieses Spiel war geprägt von Strafen und Verletzungen. So zog sich 49ers-Quarterback Brock Purdy, ohnehin schon der Ersatz vom Ersatz, früh im Spiel eine Verletzung am Ellbogen der Wurfhand zu, musste später aber zurück aufs Feld, weil sein Vertreter Josh Johnson mit Verdacht auf Gehirnerschütterung nicht mehr weitermachen konnte.

San Franciscos Offensive war fortan auf das Laufspiel reduziert und somit leicht auszurechnen. Allerdings schwächten sich die 49ers auch noch selbst und kassierten insgesamt elf Strafen für 81 Yards. Höhepunkt des Trauerspiels aus Sicht der Kalifornier war ein Foul am gegnerischen Punter, nach dem die 49ers die Offensive des Gegners gerade gestoppt hatten, den Ball nun aber wieder abgeben mussten und im Anschluss den vorentscheidenden Touchdown zum 7:28 hinnehmen mussten.

So kommt es im Super Bowl zum Duell der beiden besten Teams der regulären Saison und auch zu einem Familientreffen der Kelce-Brüder Travis und Jason. Der Eagles-Center drückte seinem Bruder nach dem eigenen Finaleinzug im Spiel gegen die Bengals kurzzeitig die Daumen. „Ich habe ein Kansas-City-Shirt, das ich die nächsten drei Stunden tragen werde, und das war’s für den Rest des Jahres“, sagte er schmunzelnd. Zumindest in der eigenen Familie dürfte der 57. Super Bowl in diesem Jahr wohl in Kelce Bowl umgetauft werden.

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