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Noch höher in der Liga. Thomas Müller rückt mit den Bayern auf Platz drei vor. Foto: dapd

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Sport: Drei Tore gegen die Papageien

Bayern beruhigt mit dem 3:1 in Bremen die Kritik an Trainer van Gaal und verschärft Werders Krise

Es war schon kurz vor Schluss, das Spiel war längst entschieden, als Thomas Müller einen langen Pass erlaufen wollte. Tim Wiese aber hatte etwas dagegen. Werders Bremens Torhüter stürzte aus seinem Tor und sprang Müller an. Wiese grätschte seinem Kollegen aus dem Nationalteam nicht etwa in die Beine, sondern legte ihm beide Beine im Flug um die Hüften, bis dieser schreiend zu Boden krachte. Noch bevor Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer ihm Rot gezeigt hatte, machte sich Wiese auf den Weg in die Kabine. Die Szene war das bittere Ende eines aufregenden Nachmittages, dessen Verlauf lange offen geblieben war. Vielleicht war Wiese auch deshalb so frustriert. Schließlich siegte der FC Bayern 3:1 (0:0) im Weserstadion und stürzte die Bremer tiefer in die Krise.

Bayern München funktionierte an diesem bitterkalten Nachmittag in der norddeutschen Tiefebene als gesamte Mannschaft. Nach einer passablen ersten Halbzeit ging Werder kurz nach dem Wechsel durch Per Mertesacker in Führung, doch die Bayern wurden daraufhin prompt stärker. Arjen Robben krönte seinen ersten Einsatz über volle 90 Minuten mit dem wichtigen 1:1, Mario Gomez zwang mit seinem Rückpass Per Mertesacker zum entscheidenden Eigentor, der eingewechselte Miroslav Klose ließ das dritte Tor folgen, sein erstes Bundesligator für die Bayern seit April 2010.

„Jeder Einzelne wollte unbedingt gewinnen“, flötete Bayerns Kapitän Philipp Lahm gut gelaunt, „man hat gesehen, dass diese Mannschaft intakt ist.“ Und Sportchef Christian Nerlinger hatte zudem „Zeichen einer guten Mentalität und eines Siegergens“ erkannt. In der Tat war es eindrucksvoll, wie ein anfangs vom Bremer Behauptungswillen erstauntes Bayern-Ensemble zurückkam – und verdient triumphierte.

60 Prozent Ballbesitz und 17:9 Torschüsse sprachen für das physisch und psychisch starke Bayern-Team, das naturgemäß auch von seinem Trainer gelobt wurde. „Kompliment für meine Spieler, was sie nach dem 0:1 geschafft haben“, sagte Louis van Gaal. Es war fast schon provokant, wie ausführlich der 59-Jährige erklärte, dass ihn Gelassenheit auszeichne. Die Kritik der Bayern-Koryphäen Mehmet Scholl und Oliver Kahn hatte van Gaal als „Papageien-Geplapper“ abgetan, wollte das aber nun nicht wiederholen, denn: „Dann bin ich ja selbst ein Papagei.“

Gesprochen werden musste indes über ein Scharmützel zwischen Arjen Robben, Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger auf dem zerfurchten Rasen. Schweinsteiger und vor allem Müller hatten mehrfach gehadert und gestikuliert, sodass der Niederländer kurz vor Schluss den Zeigefinger auf die Lippen legte. Robben wollte es auch nach dem Spiel nicht dabei bewenden lassen und sagte: „Ich hasse das, wir müssen Vorbilder sein. Das ist respektlos gegenüber den Kollegen.“ Hernach bemühten sich die Bayern rasch, den Disput herunterzuspielen. Kapitän Philipp Lahm will den Vorfall „mit allen Beteiligten intern besprechen“. Van Gaal gab sich großmütig. „Ich habe das nicht gesehen, aber wenn wir schon miteinander streiten, muss das mit Respekt geschehen.“

Und die Bremer? Fühlten sich von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer verraten, der beim Stande von 1:1 ein recht eindeutiges Handspiel von Luiz Gustavo in Bayerns Strafraum übersah. „Er hat grottenhaft gepfiffen“, sagte Torsten Frings. Vorstandschef Klaus Allofs beschwerte sich über dessen Assistenten Detlef Scheppe: „Das muss er sehen, aber die Herren scheinen nicht lernfähig.“ Auf die Diskussion um Trainer Schaaf wollte Allofs nicht eingehen: „Wenn wir in den nächsten Spielen so stark auftreten wie heute, sind wir da unten schnell wieder raus.“

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